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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0040
Der unbeklatschte Akt von anno 90

Aus J. P. Hebels Lörracher Präzeptoratszeit von Dr. Wilhelm Zentner, München.

In einem Briefe an den Freund seines Herzens, den Pfarrherrn von Rötteln,
Friedrich Wilhelm Hitzig, vom Mai 1800 meint Hebel in Bezug auf den damaligen
Präzeptoratsvikar Heinrich Wilhelm Bommer, den Dichter einer Idylle
über Rötteln sowie einer Ode auf Tüllingen (Magazin von und für Baden 1802),
der sich Hoffnungen auf das freigewordene Prorektorat des Lörracher Pädagogiums
machen zu dürfen glaubte, es wäre ihm leid, „wenn der unbeklatschte
Akt von anno 90 zum zweiten Male gegeben werden sollte". Was der Dichter
unter diesem „unbeklatschten Akt" verstanden, können wir rückschauend nicht
nur vermuten; zwei Bittgesuche, bis auf den heutigen Tag noch wenig bekannt,
die sich bei den Kirchenakten Auggen befinden, liefern die notwendigen
dokumentarischen Unterlagen.

Man weiß, daß Hebels Präzeptoratsjahre am Lörracher Pädagogium zu den
glücklichsten Epochen seines Lebens gezählt haben. Im Herzen der Heimat,
im Verkehr mit der ihn umholdenden Natur und mit freundschaftlich gesinnten
Menschen, nicht ohne das Keimen einer zarten Neigung, die freilich bei dem
schmalen Einkommen des Vikars noch kaum auf Erfüllung hoffen durfte,
fühlte sich der junge Mann so recht im eigensten Bezirk. Allein Hebel wird
älter; der Eintritt ins vierte Lebensjahrzehnt steht bevor. Der Dichter kam
in ein Alter, das manche seiner Studiengenossen bereits in ihrer ersten Pfarrei
sah. So kann es nicht verwundern, wenn Hebel das Auge des fürsorglichen
Landesvaters und seines Karlsruher Konsistoriums auf sich zu lenken trachtete,
indem er Anfang des Jahres folgendes Gesuch verfaßte und in die Landeshauptstadt
gelangen ließ:

Durchlauchtigster Markgraf, Gnädigster Fürst und Herr,

Die große Gnade, womit vor beinahe sechs Jahren Euer Hochfürstliche
Durchlaucht das Präceptoratsvikariat an dem Pädagogium zu Lörrach mir
zuzuwenden geruhten, macht mich kühn, wenn ich seit jener Zeit auf diesem
Arbeitsplatze meine Kräfte zu einem weiteren Wirkungskreise bereitet habe,
Euer Hochfürstliche Durchlaucht gegenwärtig um weitere Beförderung anzuflehen
, und der hohen Gnade, womit Höchstdieselben meine Vorgänger an
diesem Platz beglückten, mich alleruntertänigst anzuempfehlen; der ich in
tiefster Unterwürfigkeit verharre

Euer Hochfürstlichen Durchlaucht untertänigst treugehorsamster
Lörrach, d. 11. Febr. 1789 J.P.Hebel

Dieses Schreiben, weitergereicht durch den dem Bittsteller wohlgeneigten
Auggener Dekan J. B. Welper, den Vater des „Bammerts" der Proteuser Kongregation
, traf am 10. Februar 1789 in der Landeshauptstadt ein; wenigstens
trägt es unter diesem Datum den Vermerk: „Dem Kirchenrat Walz z. voto
zuzustellen". Dies geschah, wenn auch mit der vollen Gemächlichkeit der
Amtswege. Denn erst unter dem 14. August findet sich eine weitere Notiz:
„Ad acta et reprod., wenn von Promotionen die Rede sein wird".

Tatsächlich scheint Hebel nunmehr bei neuen Pfarrbesetzungen in Erwägung
gezogen worden zu sein. Will doch eine wohlbegründete Überlieferung
wissen, man habe den Lörracher Präzeptoratsvikar für Pforzheim-Altstadt
ausersehen, als deren bisheriger Betreuer, Karl Friedrich Sonntag, im August

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