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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 12
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Folge dessen oberem Teil, der Schichtenserie des Oligozäns, zuzuweisen, und
zwar der Stufe des Stampien5. Diese liegt im Normalprofil über dem Öl und
Kalisalz führenden Tertiär des Rheintals und höher als die am westlichen Rand des
Isteiner Klotzes zutage gehenden Tertiärschichten. Um eine Vorstellung vom
absoluten Alter dieser Schichten zu geben, sei darauf verwiesen, daß neueste
Altersbestimmungen des Bugginger Kalisalzes nach der Kalium-40-Methode ein
Alter von rund 30 Millionen Jahren ergaben. Demgegenüber sind die Lösse und
Lehme Bildungen der letzten 200 000 Jahre.

Hinsichtlich der Bildungsumstände und der Bildungsgeschichte dieser
alttertiären Folge sei nur kurz folgendes angeführt:

Die noch zu den „Bunten Mergeln" des rheintälischen Normalprofils zu stellenden
Konglomerate, Sandsteine und Mergel sind landfeste Bildungen. Dies zeigen auch die am
Isteiner Klotz ihnen eingesdialteten Süßwasserkalke mit Landschnecken, Die Konglomerate
gehören zu weiträumigen Schuttfächern, die vom östlichen Juratafelland (im Bereich
des heutigen Schwarzwaldes) aus, etwa aus dem Bereich zwischen Kandern und Lörrach,
in die Rheintalgrabensenke hinausverfrachtet wurden. Das Klima dieser Zeit war trockenwarm
. Im Graben selbst bilden die „Bunten Mergel" das Dach der kalisalzführenden Zone
des Oberelsaß und von Buggingen. Verlangsamte Beckensenkung und allmähliche Verschüttung
von den Beckenrändern her haben die Verlandung der Lagunen bewirkt.

Die Foraminiferenmergel dagegen sind rein marine, meerische Bildungen, was neben den
vielen Foraminiferen auch die Fischfauna beweist, welche deutliche Beziehungen zum Meer
des Schweizer Mittellandes erkennen läßt. Stärkere Krustenbewegungen an der Wende zum
Stampien müssen eine verstärkte Beckensenkung und randliches Einbrechen des Grabens
bewirkt haben, wodurch dem Meer der Zutritt zur Grabensenke erneut ermöglicht wurde.
Die paar Meter mariner Mergel bezeichnen die größte alttertiäre Meeresüberflutung im
Oberrheingebiet überhaupt. Die Küste dieses Meeres lag in unserer engeren Heimat etwas
weiter im Osten, etwa auf der Linie Rötteln—Lörrach—Hörnli—Birstal. Dort finden sich
die den Foraminiferenmergeln altersgleichen Küstenbildungen in Gestalt sandiger Massen
(Meeressand) voller Schalenreste von Meerestieren, mit Haifischzähnen, mit Skelettresten
von Seekühen, mit Treibholz, durchsetzt von Geröllhorizonten mit grobschaligen Meeresmuscheln
und gelegentlich unterbrochen vom grobblockigen Versturz der Steilküste (Blockmassen
von Korallenkalken).

Auch die darüber folgenden 4 m Fischschiefer sind noch marin und in gleicher Ausbildung
im ganzen Rheintalgraben von Mainz bis Basel, ja noch in den heutigen Jura hinein zu
verfolgen und ergeben so einen ausgezeichneten Leithorizont.

Über dem Fischschiefer beginnen sich dann die Bildungsumstände mehr und mehr in
Richtung einer Aussüßung zu verschieben. Die Blauen Letten und die Elsässer Molasse
zeigen zwar noch alle Anzeichen einer brackischen (halbsalzigen) Bildung. Noch werden
neben Schnecken und Muscheln Kleinfische angetroffen. In der Elsässer Molasse steckt sogar
ein geringmächtiger, rein mariner Horizont mit zahlreichen Austernschalen, der einen weitausholenden
Meereseinbruch bezeugt; er liegt bei Fischingen schätzungsweise 20 bis 30 m
über der Untergrenze der Molasse6.

Eine endgültige Landwerdung und Aussüßung bezeichnen aber dann die Tüllinger Süßwasserschichten
mit ihren landschneckenführenden Süßwasserkalken und ihren bunten
Mergeln. Sie sind — wie auch der größte Teil der Molasse — auf unserer Gemarkung
bereits wieder abgetragen.

Soweit der tiefere Untergrund sichtbar wird - aber selbstredend auch überall
unter dem Lößschleier -, herrschen auf der Gemarkung Blaue Letten = Meletta-
Schichten (o2a der geologischen Karte) und Elsässer Molasse (o3E der geologischen
Karte).

5 Die Stufe des Stampien ist nach Etampes, einer Stadt südlich von Paris, an der Straße
nach Orleans, benannt.

6 In einer abgeflößten flachen Rinnenfüllung zwischen Molassesand und Löß an der
Oberkante des Fischinger Sandlochs wurden Bruchstücke von Austernschalen gefunden, die
auf die Ostrea eyathula dieser marinen Leitschicht deuten.

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