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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 48
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0050
halter Achtmüller von Schopfheim, Öttlin von Eimeidingen und Dürr von
Badenweiler) an Bürgermeister und Rat der Stadt Basel, worin sie um Aufnahme
der Flüchtigen bitten, schildert die unmenschlichen Leiden schon im Jahr 1633.
Die Leute seien geschunden, die Frauen geschändet, die in den Wald Geflüchteten
mit wilden Hunden gehetzt worden. Das Vieh wurde aus den Ställen geholt, das
Futter gestohlen, die Häuser ruiniert; um die Kontributionen aufzubringen, hätten
sie in Basel Geld leihen müssen und seien jetzt so verschuldet, daß auch das Kind
im Mutterleib einst noch an der Tilgung dieser Schuld zu tragen haben werde. Der
Müller Hopp in Welmlingen berichtet, als er zurückkam, wie es in seinem Dorf
zuging. Ein Welmlinger, der sich in einem Haufen Stockholz verborgen hatte,
konnte das Treiben der Soldaten mit ansehen. Der Wein wurde in den Kellern
laufen gelassen, die Betten aufgeschlitzt, so daß die Federn in den Gassen herumflogen
, das Blei aus den Fenstern gerissen, alles Ackergeschirr und die Geschirre
der Tiere mitgenommen und weggeführt, die Öfen zerschlagen, die Möbel ebenfalls
oder als Brennholz verladen. Es sei nicht einmal ein einziger „Hälsig" im
Dorf verblieben. Aller Vorrat an Frucht sei weggenommen; die Straße wäre mit
Korn übersät. Ein ganzer Troß von Wagen habe alles weggeführt.
Zu allem hin brach 1634 wieder die Pest aus.

Während im Jahr 1633 noch 18 Menschen starben, mußten 1634 147 Egringer
ins Grab sinken, im November allein 74! Dann hatte die Pest ausgewütet, die
folgenden Jahre verzeichnen 26, 30 und 1637 gar nur 6 Gestorbene. In Basel
starben 1935 fast 1000 Flüchtlinge.

In der Zeit der langen und mehrmaligen Abwesenheit wurden Feld und Reben
nicht bebaut. Der Wald sandte seine Samen über die Äcker und Matten, so daß
Gebüsch aufkam; die Reben waren herausgerissen, die Obstbäume umgehauen.
Um neu zu roden, fehlte das Geschirr und mangelten die Zugtiere; die Pflüge
waren auch verschwunden.

Bevor wir die Egringer Ereignisse weiter erzählen, wollen wir auf den Verlauf
des großen Krieges bis zum Ende im Jahre 1648 eingehen. Frankreich sandte sein
Heer unter seinem tüchtigsten General an den Rhein; es war der Vicomte de
Turenne. Allmählich geriet das ganze Elsaß, dann Breisach mit der Rheinbrücke,
1638 auch Freiburg, der Breisgau und weite Strecken auf dem rechten Rheinufer
in französische Gewalt. Diese Erfolge verdankte Richelieu im wesentlichen dem
Herzog Bernhard von Weimar. Dieser war in der Hoffnung zu Frankreich übergegangen
, sich am Oberrhein ein neues Herzogtum zu gründen. Diesem Vorhaben
mußte der Welsche entgegentreten, da seine eigenen Pläne dadurch gestört
würden und er niemals an den Rhein gekommen wäre. So mußte Bernhard weggeräumt
werden. Vermutlich durch Gift starb er 1639 in Neuenburg am Rhein.
Gegen hohe Geldsummen verpflichtete sich sein Heer, unter französischem Oberbefehl
dem König zu dienen. Diese Armee versuchte auch wiederholt, in Bayern
einzudringen. Da trat der Rückschlag ein. Im November 1643 wurden diese
Truppen bei Tuttlingen entscheidend geschlagen; ihre Reste retteten sich in kopfloser
Flucht über den Rhein. Der Sieger war der bayerische Feldmarschall Franz
von Mercy, der aus dem Dienst des Herzogs von Lothringen von Bayern übernommen
worden war. Er zog seine Armee auf Umwegen vor Freiburg, das von
dem weimarischen Oberst Kanoffski von Langendorf verteidigt wurde. Unter ihm
kämpfte auch der Reiter Kaspar Barni von Egringen. Freiburg fiel in wenigen
Tagen in die Hände Mercys. Da rückte Turenne mit der wieder in Ordnung gebrachten
weimarischen und französischen Armee heran. Von Norden verstärkte
ihn die von dem Herzog Conde geführte Armee. In einer zweitägigen blutigen
Schlacht von Ebringen bis zum Lorettoberg wurde um den Besitz Freiburgs gekämpft
. Die Franzosen kamen nicht vorwärts. Eine Umgehung durch das Glottertal
sollte Mercy die Zufuhr abschneiden. Bevor dies gelang, war Mercy ab-

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