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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0059
Der erste Raubkrieg (1672-79) brachte dem Oberrheinland schwere Sorgen und
Belastungen. Das Elsaß war zum Aufmarschgebiet französischer Heere geworden.
Breisach, Neuenburg und Hüningen waren für Ausfälle trefflich geeignet und
konnten zu Brückenköpfen ausgebaut werden. Der Festungsbaumeister Vauban
wußte, wie man solche Werke in kurzer Zeit bauen und einrichten könnte: man
holte die ganze männliche Bevölkerung aus weitem Umkreis heran. Die Vögte
wurden dafür verantwortlich gemacht. Man rief sie zusammen, um ihnen die Befehle
einzuschärfen, darauf nahm man sie gefangen und schleppte sie nach Breisach,
nach Friedlingen und nach der Burg Landskron. Man hielt sie knapp am Essen,
schloß sie von der freien Luft ab, gab ihnen nicht einmal Wasser. Auf Landskron
schmachtete auch der Vogt von Egringen, Hans Eckenstein.

Waren die Kontributionen des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1622 und 1648
auf 742237 fl nur in der Herrschaft Rötteln, wozu auch Egringen zählte, gestiegen,
so wurde das Land jetzt völlig ausgesogen und viele Dörfer zur Wüstenei gemacht.
Von 1674 an beginnen abermals die Fluchten nach Basel. Von dort aus sehen die
Markgräf ler den Himmel gerötet vom Brand der Dörfer und Höfe, und am Tag
liegt für lange Wochen der Gestank des Verbrannten über dem Land. 1677 wird
Rümmingen angezündet, 33 Firste sinken in Glut zur Asche zusammen. 23 Stück
Vieh verbrannten mit. Tegernau wird verbrannt und Grenzach.

1678 wird zum Schreckens jähr. In Rötteln liegt eine kaiserliche Besatzung. Sie
will sich nicht ergeben. Um nach Rheinfelden und den Waldstätten zu gelangen,
muß sie der Franzose einnehmen. Nun kommt die lächerliche Zumutung an die
Einwohner, die Besatzung weich zu machen. Solange Rötteln fest steht, werde
gebrannt, werden Kontributionen auferlegt, müssen Heu, Hafer, Wein und Fleisch
geliefert werden, werden den Dörfern die Viehherden genommen, die Glocken
heruntergeholt und Geiseln abgeführt. Die Straßen sind unsicher; Streifen reiten
hin und her. Bei der Anfuhr der Wagen mit Proviant werden die Fuhrleute mißhandelt
, bei der Abnahme wird betrogen; wird aber geschmiert, dann geht alles
in Ordnung.

Zu Anfang des Jahres 1678 rückt die Armee des Marschalls Crequi ein; eine Abteilung
unter dem Marquis de Bouffiers belagert das Schloß, ohne es aber einnehmen
zu können. Über die Dörfer ergeht die schreckliche Heimsuchung:
Rötteln, Röttierweiler, Tumringen, das 28 Häuser und 22 Scheunen niedersinken
sieht, Märkt, Hammerstein, Obereggenen - alle wurden verbrannt. Da erschienen
die Feinde am 18. Juni abermals vor Rötteln. Die Generale Choiseul und Bouffiers
schlössen die Feste ein und begannen mit der Beschießung. Nach dreitägiger
Gegenwehr fiel das Schloß. Wie es kam, ist ungeklärt: In der Nacht vom 29.j30.Juni
ging es in Flammen auf, sicherlich durch französische Hände.

Als in Nymwegen die Friedensglocken erschallen (1679), glaubt man an Ruhe und
Wiederaufbau. Da reißt mitten im Frieden der französische König Ludwig XIV.
Straßburg weg - trotz des Widerstandes der Bevölkerung (1681). Doch der Bischof
von Fürstenberg begrüßt den einziehenden Bezwinger, nicht durch Kampf und
überlegene Kraft, sondern durch List, Tücke und Betrug. Schöne Worte - im
Gegensatz die Taten!

Der zweite Raubkrieg geht um die Pfal^. Obwohl die Prinzessin Liselotte ausdrücklich
bei der Ehe mit dem Bruder Ludwigs auf die Pfalz verzichtet hatte,
erhob der König nach dem Tod des Pfalzgrafen Anspruch auf das Land. Der Krieg
dauert von 1688-1697.

Er gibt den Befehl: Verbrennt die Pfalz! Und der General Melac und seine
Offiziere befolgen den Befehl. Heidelberg sinkt in Trümmer, unter den Kellern
des Schlosses krachen die Minen und zerbrechen Teile des schönen Baus. In den
Kaiserdomen zerschlägt man die Statuen und Zierate, in den Grüften von Speyer
erbricht man die Kaisergräber und sucht nach Kleinodien bei den Leichnamen der

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