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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 58
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0060
Königinnen und der Kaiser. Mannheim wird dem Erdboden gleichgemacht, alle
Dörfer zerstört, die Brunnen zugeworfen, Reben und Obstbäume abgehauen, die
Felder zerstampft. Dann rast über das ganze schöne Land der Brand. In Paris aber
prägt man eine Gedenkmünze.

Die Franzosen überschreiten bei Hüningen den Rhein und schlagen bei Weil ein
Lager auf. Sie plündern und fouragieren in der ganzen Gegend, wie es üblich war.
Die Kaiserlichen, die am Dinkelberg ihre Stellungen hielten, holten ebenfalls, was
zu holen war. So stand unsere Heimat zwischen zwei Feuern, und das brachte
doppelte Lasten. Die Frucht wird vom Halm abgemäht und verfüttert, die Wälder
werden durch die Lieferung von Faschinen und Palisadenpfählen ruiniert. Das angebaute
Feld neben den Wegen wird verritten und zerstampft durch die vorbeiziehenden
Truppen. Merkwürdigerweise ist in der Schadensliste für 1689Egringen
nicht genannt, aber alle Dörfer im Umkreis haben ihre Berichte nach Basel gesandt
, wo die Verwaltungen ihre Diensträume eingerichtet und ihre Akten und
Register mitgenommen haben. Die Efringer haben ihren Bannteil jenseits des
Rheins verloren, das Befahren des Stroms mit Weidlingen ist bei schärfster Strafe
verboten, so daß die Holzfuhrleute und Fischer als ärmste Bettler im Land umherziehen
. Wintersweiler meldet 920 fl. Schaden an; im Wald seien viele Bäume durch
Zimmerleute gefällt worden. Kirchen hat einen Schaden von 200 Reichstalern erlitten
; ihr Wald jenseits des Rheins sei von den Franzosen abgeholzt worden.
Durch Kaiserliche sei viel Frucht verfüttert und weggeführt worden, desgleichen
auch Mobiliar. In Tüllingen blieben nur 2 schlechte Pflüge übrig. Sehr stark ist
Bingen mitgenommen; es meldet den Verlust von 1700 Maltern abgemähter
Winterfrucht, 500 Maltern verrittener Sommerfrucht, 215 Wagen Heu, 230 Pferden,
Schweinen und Schafen. Daß unter solchen Umständen auch Egringen und
Fischingen ihren Teil abbekommen haben, ist gewiß. In der Kontribution von
1688 waren sie mit 431 und 126 fl. belegt worden. 1690 wird die Kontribution von
26 000 Franken auf die Gemeinden der 4 Viertel umgelegt. Das Weiler Viertel, bei
dem auch Egringen steht, hat 1462 fl. zu entrichten für das erste Vierteljahr.

Der französische Intendant De la Grange ist unermüdlich in der Auflegung und
Eintreibung der Kontributionsgelder. Innerhalb von 24 Stunden sind von den
Herrschaften Rötteln und Badenweiler 200 Kühe nach Freiburg zu liefern, das
französische Garnisonstadt ist. Die schönen Quadersteine vom Kapf in Rötteln
werden nach Hüningen geführt; der Kommandant von Hüningen, Puyzieulx,
untersagt dem Eisenwerk in Kandern den Guß von Bomben und Granaten bei
Strafe der Verbrennung. Obwohl die Gemeinden um Nachlaß der Steuerschuld
bitten und der Markgraf einsichtig ist, verstehen die Basler Geldgeber die drük-
kende Last der Schuldner nicht, sondern beharren auf der Rückzahlung der
2000 fl., die zur Bezahlung an die Franzosen aufgenommen worden waren. So muß
die Beitreibung der Gelder in den Dörfern vorgenommen werden.

In ihrer Not haben die Reichskreise in Schwaben und Franken sich nach Hilfe
umgesehen und haben sie gefunden im Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-
Baden^ dem Türkenbe^winger. Er stand eben bei Peterwardein, als der Ruf an ihn
erging, den Oberbefehl am Rhein zu übernehmen (1693). Was aber der Kaiser für
die Donaufront übrig hatte, das hatte er für die Rheinfront zu wenig. Obwohl der
Markgraf auf stärkere Kräfte, auf bessere Verpflegung und Ausrüstung der Truppen
drängte, geschah doch nichts. Sein Plan lautete auf Angriff und Zurück-
gewinnung des Elsasses und Straßburgs. Als alle Vorstellungen nichts halfen, ließ
er die starken Schan^linien erbauen, die vom Rhein bei Säckingen über die Wasserscheide
zwischen dem großen und kleinen Wiesental zum Belchen laufen, dann als
Paßsperren mit starken Schanzen, Ast- und Baumverhauen, Blockhäusern und
Quartieren versehen, das Land hinunterziehen und an der Festung Mainz endeten.
Eine zweite Linie zieht von Todtmoos aus über den Hochkopf zum Herzogen-

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