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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 60
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Bataillonen des Generals Erflfa die entscheidende Hilfe. Diese griffen die Franzosen
in der Flanke und im Rücken an und warfen sie aus dem Käferholz hinaus. General
Villars wollte sie von neuem vorführen; statt dessen lösten sich seine Bataillone in
wirrer Flucht auf und eilten den Berg hinunter nach Weil. Mittags um 2 Uhr ging
das Gefecht zu Ende.

Mit welchem Bangen, mit welcher Angst werden die Egringer und die Ein-
wohner der nahen Dörfer das schwere Geschützfeuer von Süden gehört haben!
Mit welcher Spannung werden sie die durchkommenden Verwundeten nach dem
Stand des Gefechts ausgefragt haben! Sie kannten sie doch, da sie das Rheinufer
besetzt hatten von Neuenburg an bis zur Schusterinsel. Und mit welcher Sorge
werden sie nach dem noch möglichen Fluchtweg ausgeschaut haben!

Die Franzosen verfügten zu Anfang über 12-14000 Mann, der Markgraf über
8000 Streiter. Die Verluste waren beim Feind höher als bei den Deutschen. Die
Franzosen verloren über 3000, die Deutschen etwa 2000 Mann. Alle umliegenden
Dörfer waren nach der Schlacht mit Verwundeten und Sterbenden überfüllt. Bis
nach Schopf heim hinauf waren Verletzte gekommen, die sich von den Chirurgen
behandeln ließen. So ist wohl anzunehmen, daß auch Egringen die Opfer der
Schlacht aufgenommen hat. Es hatte auch einen Gefallenen zu beklagen: Jakob
Lang war durch eine Kanonenkugel getötet worden.

Das Gefecht war unentschieden ausgegangen. Der Franzose hatte 35 Fahnen
und Standarten erbeutet; 11 Geschütze, viele Pferde, Munition und Fourage fielen
ihm zu.

Da Neuenburg durch einen nächtlichen Handstreich den Franzosen schon vor
der Schlacht bei Friedlingen in die Hände gefallen war, zog sich der Markgraf
nach Staufen zurück. Villars aber verschanzte sich bei Weil. Sein Auftrag, sich mit
den anmarschierenden Bayern zu vereinigen, war durchkreuzt worden.

Und nun erfährt das Oberland, wie schon immer in Kriegszeiten, die schwere
Last, sowohl kaiserliche wie auch feindliche Truppen zu ernähren und ihnen zu
liefern, was sie nur verlangten. Aber nicht nur dies; jetzt werden die Männer beigezogen
zu Schanzarbeiten, die Pferdebesitzer zum Führen von Proviant, von
Palisadenpfählen, Brennholz und von Heu und Stroh. Andere arbeiten in den
Waldungen, fällen Bäume und stellen Faschinen zusammen. Viele verloren ihren
Zug, so daß das Feld nicht bebaut werden konnte. Da der Markgraf in Basel weilt,
sind auch dahin Lieferungen von Monatsgeldern zu leisten. Das Elend sei so
groß, schreiben im Namen der Herrschaft Rötteln und der Landgrafschaft Sausenberg
eine Reihe von Vögten und Stabhaltern an den Markgrafen Friedrich VII.
Magnus, daß auch keine angedrohte militärische Exekution noch „Saft herausbringe
", so erschöpft und ausgemergelt seien die Untertanen in allen Orten. In
schimpflicher Weise übergab der kaiserliche Kommandant der Festung Breisach
diesen wichtigen Rheinpaß den Franzosen, so daß die ganze Rheinlinie entlang
von Hüningen, Neuenburg und Breisach aus die Anforderungen sich häuften, die
Straßen mit Streifen besetzt waren, um Flüchtlinge zurückzuhalten, Lieferungen
an die andere Partei abzufangen, Viehtransporte den eigenen Feldküchen zuzuführen
. 1703 war die Lage nicht besser. Aber es erscheinen auch Elsässer Bauern
und Marodeure als gefürchtetes Raubgesindel. Doch 1704 erfolgte der große Umschwung
. Durch die schweren Niederlagen der Türken 1683 vor Wien und dem
glänzenden Sieg des Prinzen Eugen von Zenta 1697 war vorläufig der Sultan gebändigt
. Fast ganz Ungarn mit Siebenbürgen und Slawonien waren für Österreich
gewonnen. Und nun begann ein großes Siedlungswerk mit deutschen Bauern, der
große Schwabenzug nach dem Banat, der Batschka, der schwäbischen Türkei, der
„hungrisch Pfalz", der Baranja, den Schwabenbergen vor Budapest.

Prinz Eugen war im Osten frei geworden. Nun erschien er im Westen. Zusammen
mit dem englischen Feldherrn Marlborough und dem Markgrafen Ludwig

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