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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0063
Wilhelm von Baden errang er am 2. Juli 1704 bei Höchstädt einen glänzenden Sieg
über die Baiern und Franzosen unter dem Marschall Tallard. In Italien schlug er
ein französisches Heer bei Turin 1706, wo sich insbesondere die Brandenburger
hervortaten. 1707 hatte das Oberland auch von den Kaiserlichen manches zu
leiden. Es war vor allem das Korps des Generals Stadel, „ein übel disziplinirt Volk,
das aus ebensoviel Weibs- als Mannsbildern bestand und die Felder und Krautgärten
beraubte". Der Röttier Burgvogt hat sie scharenweise in den Feldern gesehen
, wo sie Bohnen, Erbsen und dergleichen abbrachen und die Dinkelähren
abschnitten „und hat sich auch der Stadel des Mausens selbst nicht geschämbt, wie
solches die Gemeinden Egringen, Kirchen und Efringen zu ihrem Schaden erfahren
mußten." Wollte einer ihnen wehren, wurde er von den Soldaten übel mit Schlägen
traktiert.

1708 brachte er ihnen bei Oudenarde in den Niederlanden eine schwere Niederlage
bei. Ludwig wollte einlenken, aber seine Gegner waren gewillt, das europäische
Gleichgewicht wieder herzustellen, das der französische König durch seine
Kriege und seinen Länderraub so unleidlich gestört hatte. So mußte der letzte
große Schlag geführt werden. 1709 standen bei Malplaquet (zwischen Valenciennes
und Maubeuge) in der größten Schlacht des 18. Jahrhunderts 100000 Verbündete
gegen 90 000 Franzosen im Kampfe. Sie war äußerst blutig. Die Verbündeten verloren
23000, die Franzosen 17000 Mann. Nun war Ludwig bereit, seine Eroberungen
herauszugeben, nicht nur das Elsaß mit Straßburg und Lothringen, sondern auch
Met%, Toul und Verdun. Denn Frankreich hatte so große Blutverluste durch die Eroberungskriege
seines Königs erlitten, daß es kriegsmüde und erschöpft war.
Prin% Eugen riet %um Frieden unter den angegebenen Bedingungen. Aber das Kaiserhaus
wollte nicht, auch nicht, als England und Holland sich vom Reich getrennt
hatten. So zogen sich die Verhandlungen hin bis zum Frieden von Utrecht 1713.
Was aber Frankreich durch seine Niederlagen verloren hatte, gewann es wieder
durch seine mit allen Künsten arbeitende Diplomatie. So geschah das Unglaubliche
: Das Reich ging nahezu leer aus. Aber England erhielt von Spanien Gibraltar,
das ihm deutsche verkaufte Truppen erobert hatten, die Erlaubnis zur Sklaveneinfuhr
nach Südamerika, von Frankreich in Nordamerika die Länder um die Hudsonbai
. Die Franzosen behielten Kanada und das Mississippi-Becken.

Ludwigs Enkel Philipp V. erhält Spanien mit seinen Kolonien, der Habsburger
Karl VI. die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien. Sizilien
fällt an den Herzog von Savoyen.

Wie sieht es aber im Markgräflerlande aus? Es fing an 1702 mit 25000 fl. Brandschatzung
und Kontributionen an den Feind, 1703 mit 20000 fl. und 1704 abermals
mit derselben Summe; das galt für die Herrschaft Rötteln. Von 1702-1714 hatte
diese einen Schaden von 2165816 fl. erlitten für Kontributionen, Fourage,
Schätzungen, Frongeldern, Mobilien, Vieh, Holz und Schäden an ruinierten
Häusern.

Der deutsche Bauer erfaßt das Werk der „Friedensschlüsse" mit den großen
Verlusten für das Reich, von Nymwegen, von Ryswijk und von Utrecht mit
grimmigem Spott. Er nannte sie „Nimmweg, Reißweg, Unrecht".

Im Oktober 1714 wird in der ganzen Markgrafschaft ein allgemeines Friedensfest
gefeiert, sicherlich mit einem weinenden und einem hoffenden Auge. Ein Jahrhundert
voller Leiden, Sterben und Zerstörung des wirtschaftlichen Wohlstandes
ist zu Ende gegangen. Nun muß der Wiederaufbau beginnen. Mit Nachlaß an
Steuern und Austeilung von Saatgut unterstützt der Markgraf die Mühen der
Untertanen. Aber die Verschuldung an die Basler Bankhäuser lag noch lange Jahre
schwer auf den Schultern der Markgräfler. Sie wünschen eine Visitation; sie
werde ergeben, „daß die meisten, auch die sonst wohlhäbig gewesenen Leute, eine
geraume Zeit her gleich dem Viehe von Gras und Salat haben leben müssen, ja

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