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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 66
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„Mini Herre!

Bevor die Sproch, die vor hundert Johre unsri Vorfahre g'redt han, ganz ver-
gasse wurd, lehn mi noch in dare Sproch e G'sundheit trinke. Alli Ditschi, die
in unserm liebe Siebebürge wohne, ob sie vor siebehundert Johre oder nur vor
hundert ig'wandert sin, solle labe, aber äu salli, die was nit ig'wandert sin und in
unserm Stammland wohne, solle labe. Unser Herrgott erhalt alli, die e ditschi
Sproch rede!"

Im Strom der Auswanderer treffen wir auch einen Egringer an; es ist der Weber
Michael Gräßlin mit seiner Frau Barbara geb. Siglin. Sie hatten am 27. Januar 1728
die Ehe geschlossen. Nun nehmen sie den Sohn Michael, der am 19. Oktober 1740
geboren war, mit und lassen sich in Mühlbach nieder, wo er auch in die Weberzunft
eintritt. Dort ist auch sein Leumundszeugnis vorhanden, das ihm der
Egringer Vogt am 16. Oktober 1749 ausstellte und darin schreibt, daß er „seinen
Besitz zu Geld gemacht und seine Schulden bezahlt habe", daß er „ein redlicher
Mann sei, dem Gott sein Stücklein Brot segnen möge." Er wird gewiß im fernen
Land seiner Heimat Ehre gemacht haben.

Die Mundart der Sachsen entspricht der von Luxemburg und Brabant, ist also
fränkisch. Der „Herr Vater" (Pfarrer) hört nun bei der Anmeldung von Taufen,
Ehen und Beerdigungen die ihm fremde alemannische Mundart. Die will ihm
nicht ein; er biegt sie ins Sächsische um, und so schreibt er statt Gräßlin „Chrestel",
statt Schanzlin „Schänzel", statt Fäustlin „Feistel", statt Wengert „Wangert"
usw.

Am Anfang fordert das Klima Siebenbürgens zahlreiche Todesopfer; heiße
Sommer mit seltenen Regenfällen und kalte Winter, die lange andauern, waren
ihnen fremd. Der Eingesessene hüllte sich in Schafpelze, winters die Wolle nach
innen, sommers nach außen gekehrt. Aber schließlich überwanden sie im Land der
Kirchenburgen und in gutem Einvernehmen mit den Sachsen alle Hindernisse und
verschmolzen mit dem kernhaften Sachsenvolk zu einer Nation. Freudig konnten
sie dann mit ihnen singen:

Siebenbürgen, Land des Segens,
Land der Fülle und der Kraft,
mit dem Gürtel der Karpathen
um das grüne Kleid der Saaten,
Land voll Gold und Rebensaft!

Siebenbürgen, süße Heimat,
unser teures Vaterland!
Sei gegrüßt in deiner Schöne,
und um alle deine Söhne
schlinge sich der Eintracht Band!

Söhne sind aber Sachsen, Ungarn und Rumänen.

20 Jahre später fanden sich auch Einwanderer aus dem Hanauerland ein. Deren
Mundart war ihnen nah verwandt, denn sie sprachen auch alemannisch. Auch sie
bauten ihre Straße in der Mühlbacher Vorstadt.

20. Die Zeit Karl Friedrichs

Als Karl Friedrich die Regierung antrat, waren die Zustände in der Markgrafschaft
besser als in manchem deutschen Kleinstaat. Trotzdem war vieles verbesserungsbedürftig
und konnte keinen Vergleich aushalten mit dem, was der Fürst

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