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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 74
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0076
Kandern. Mit der Bahn waren badische und hessische Truppen nach Schliengen gebracht
worden und bewegten sich gegen die Scheideck. Eine Unterredung zwischen
dem General v. Gagern und Hecker führte zu keinem Ergebnis. Bevor der General
zu seinen Truppen zurückgekehrt war, fiel er unter den Kugeln der Aufständischen.
Erbittert griffen die Soldaten an; ihre geordneten Reihen zersprengten in kurzer
Zeit die ungeordneten Haufen der Freischaren, die sich in regelloser Flucht über
Steinen und den Dinkelberg gegen Rheinfelden bewegten, wo sie sich in die
Schweiz retteten. Dort hielten sie sich in den grenznahen Orten auf. Eine andere
Schar unter Struve und dem Leutnant Sigel wurde am 23. April bei Freiburg geschlagen
. Am 24. erreichte eine württembergische Kompanie die abziehende
„französisch-deutsche Legion" unter Herwegh, die unter Zurücklassung von
etlichen Gefallenen, die in Dossenbach begraben liegen, ebenfalls über den Rhein
entfloh. Herwegh selbst wurde gefangen. Ein zweiter Versuch Struves, der am
21. September in Lörrach die „Deutsche Republik" ausrief, endete am 24. September
in einem Gefecht in Staufen gegen badische und hessische Truppen unter
dem Befehl des Generals Hoffmann. Gegen 2 Bataillone Infanterie, 4 Geschütze
und eine Schwadron Dragoner war den Bürgerwehrmännern und freiwilligen
Revolutionären die Lust vergangen. Die nur gezwungen Mitmarschierenden verzogen
sich in die Reben und den Wald und kehrten nach stundenlangem Lauf in
die heimatlichen Dörfer zurück. Markus Pflüger, der Führer der Lörracher, erreichte
über Grenzach das rettende Schweizer Ufer. Struve wurde gefangen.
In Egringen war der Lehrer Lehmann das Haupt der republikanisch Gesinnten;
aber gegen die Mehrheit der besonnenen Bürgerschaft kamen sie nicht zur Bedeutung
. Doch mußte Lehmann eine Strafversetzung in Kauf nehmen. Die Agitation
hatte ihre bedeutendsten Vertreter in Mappach, wo Pfarrer und Lehrer einträchtig
in ihrer Überzeugung werbend tätig waren. In Weil herrschte Trauer,
nicht wegen des Scheiterns des revolutionären Zuges, sondern darüber, daß die
ganz unbeteiligte Ortsmusik drei Tage nach dem Gefecht aus einem Mißverständnis
heraus ohne Verhör sogleich erschossen wurde. Fünf Musiker wurden auf dem
Staufener Friedhof in einem gemeinsamen Grab beigesetzt, der sechste entkam,
als Bäckerbursche verkleidet.

Die Flüchtlinge retteten sich teils nach Basel, teils nach dem französischen
Hüningen. Von hier aus unternahmen 500-600 Mann am 27. September einen
Ausfall auf die Schusterinsel und drangen dann vor bis Leopoldshöhe; sie zogen
sich am gleichen Tag wieder zurück angesichts der Annäherung der badischen
Truppen, die jetzt die badischen Grenzgemeinden besetzten. Das Hauptquartier
befand sich in Lörrach.

Das Zusammensein mit einer zum Teil entschieden republikanisch gesinnten
Bevölkerung, den Einflüsterungen von Agenten ausgesetzt, von den Überredungen
der von der Schweiz herüberkommenden Teilnehmern an den 48er Aufständen
ermuntert, lockerte die Manneszucht der Truppen, von denen eine
Schwadron Dragoner in Kirchen untergebracht war. Mittlerweile war die vom
Frankfurter Parlament der Paulskirche geschaffene Reichs Verfassung von Baden
anerkannt und Heer und Bürgerwehr auf sie vereidigt worden. Die größeren
deutschen Bundesstaaten hatten sie aber verworfen und der König Friedrich Wilhelm
IV. von Preußen die ihm angetragene deutsche Kaiserkrone abgelehnt.
Diese Vorgänge führten im Frühjahr 1849 die unvermeidlich gewordene Katastrophe
herbei.

Sie begann mit Soldatenmeutereien am 11. Mai in Rastatt, am 13. in Karlsruhe;
in Lörrach war es am 11. zu Soldatenversammlungen gekommen, die zu Gehorsamsverweigerungen
und zu Tumulten geführt hatten, hier entspannen sie sich
aus der Forderung der Entlassung von 4 Kameraden, die im Gefängnis in Arrest
saßen. Hier wurde schon geschossen, der Oberst v. Rotberg verwundet, dessen

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