Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 76
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0078
Kriegsgerichte. Die Untersuchungen der rechtmäßigen Regierung ergriffen alle
Dörfer und Städte des Landes. Etwa 40 besonders hervorgetretene Personen
wurden erschossen, darunter auch Friedrich Neff von Rümmingen, der die Beschlagnahme
der amtlichen Kassen vorzunehmen hatte und mit anderen der
„Gesellschaft deutscher Republikaner" die Schuldscheine für ein „freiwilliges
Anlehen zugunsten der deutschen Republik" unterzeichnet hatte. Sie galt für die
Ziele des neuen Staates: „Freiheit, Bildung, Wohlstand." Zahlreiche Teilnehmer
erwartete das Zuchthaus und andere Freiheitsstrafen.

Das Land blieb vorläufig von preußischen Truppen besetzt. Der Großherzog
kehrte am 18. August in sein Land zurück, freudig begrüßt von der Karlsruher
Bevölkerung. Aber es flössen auch Tränen des Schmerzes bei denen, die aus
reinem Idealismus der Sache der Freiheit gedient hatten und sich grausam getäuscht
fühlten aus der Unfähigkeit der militärischen und politischen Sachwalter.
Der Großherzog berief neue Minister, im neugewählten Landtag fehlten die radikalen
Abgeordneten.

In den Gemeinden begann nun eine genaue Untersuchung. Vor allem suchte
man die Bürgermeister und Gemeinderäte, aber auch die Mitglieder der Bürgerausschüsse
auf, die sich in den Revolutionstagen irgendwie verdächtig gemacht
hatten. So wurden in Egringen aus ihren Ämtern entlassen: Bürgermeister Enderlin,
Altbürgermeister Aberer, die Gemeinderäte Hagist und G. Müller, die Bürger
Georg Fr. Schelker jun. und Georg Geitlinger. Am härtesten wurde Andreas Keller
bestraft. Er büßte seine Teilnahme mit 1 y2 Jahren Zuchthaus. In Fischingen wurden
enthoben Michael Beck und der Gemeinderat Johann Georg Beck. In den Bürgerausschüssen
suchte man die Verdächtigen heraus und ersetzte sie durch zuverlässige
Leute.

Das Markgräflerland hat auch einen Freiheitsdichter hervorgebracht, der von
Anfang an seine aufrüttelnden Lieder ertönen ließ: es ist der Rümminger Ludwig
Friedrich Schnaufer. Erst als Kaufmannslehrling in Basel tätig, erweiterte er mit
heißem Eifer sein Wissen und studierte alsdann in Freiburg Philosophie, Staatswissenschaft
und Literatur. Eine Probe seiner Gedichte mag hier folgen:

„Rasch hat ein starkes Volk das Joch zerbrochen,

das schnöde Tyrannei ihm auferlegt;

Auf! auf! Die ihr im Staube längst gekrochen:

Der Weltsturm ist's, der ihn von dannen fegt.

Die Zeit ist reif; o folget ihrem Winke,

und daß die Menschheit nicht in Schmach versinke,

erhebt euch männlich zum Befreiungskämpfe!

Bewährt den Mut im heißen Pulverdampfe!"

23. Die Auswanderung der Revolutionäre und der Notleidenden nach Amerika

Der Zusammenbruch der Freiheitsbewegung und die Verfolgung der an der
Revolution Beteiligten veranlaßte viele, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
auszuwandern. Nicht nur die Führer hofften dort auf ein Feld republikanischer
Betätigung, auch die Notleidenden blickten über den Ozean hinüber in ein
Land, das ihrem Fleiß und ihrer handwerklichen Geschicklichkeit, ihren Kindern
eine Heimat und ein gutes Auskommen bieten werde.

Friedrich Hecker, Franz Sigel und Karl Schurz zählten zu diesen Auswanderern.
Die beiden letzten gelangten drüben zu hohen Ehren, und das dankbare neue
Vaterland errichtete ihnen Denkmäler. Ungezählte einfache Menschen ließen sich
im dunkeln Zwischendeck der Schiffe zusammenpferchen, von rohen Matrosen
verspotten und verhöhnen, aufrecht erhalten durch die Hoffnung, bald ein neues
Leben in besseren Verhältnissen nach harter Arbeit beginnen zu können.

76


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0078