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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 80
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0082
Die „Großdeutschen" wollen auf Österreich nicht verzichten, die „Kleindeutschen"
sehen in Preußen den Kern, um den sich das Reich bilden muß. Dahinein mischt
sich die konfessionelle Zwiespältigkeit. Den Großdeutschen haftet der Beigeschmack
katholischer, den Kleindeutschen der Anschein protestantischer Bewegung
an. Am Oberrhein weiß man von abgetrennten deutschen Landen - Elsaß
und Lothringen -, daher sträubt man sich hier gegen einen Verzicht auf Österreich.
Der Krieg gegen Dänemark um die Zugehörigkeit Schleswig-Holsteins offenbart
im Vertrag der Verwaltung den Zwiespalt, obwohl neben den preußischen die
österreichischen Truppen mit Begeisterung und Tapferkeit gleicherweise Opfer
gebracht hatten. 1866 aber, im sogenannten „Deutschen Krieg" ,stellte sich Baden
auf Österreichs Seite; der Versuch einer Neutralität und einer Vermittlung am
sächsischen Hofe gelang nicht. Geführt vom Bruder des Großherzogs, Prinz
Wilhelm, wurde die badische Division von Friedrich mit einem „Hoch" auf das
gemeinsame deutsche Vaterland verabschiedet. Sie fochten bei Hundheim am
23. Juli, am 24. bei Werbach mit erheblichen Verlusten, deckten aber wirksam
bei Gerchsheim den Rückzug des VIII. Bundesarmeekorps. Sie waren in diesen
Tagen von Frankfurt bis Würzburg unter ständiger Feindberührung marschiert,
um die Vereinigung mit den Baiern zu erreichen. Aber die Entscheidung war am
3. Juli auf dem Schlachtfeld von Königgrätz schon gefallen. Das bisherige Staatsministerium
trat zurück und der Staatsrat Mathy bildete das neue Ministerium.
Schon hatten preußische Truppen die nördlichen Teile des Großherzogtums besetzt
, da erhielten die Badener vom Großherzog den Befehl, aus dem VIII. Armeekorps
auszuscheiden und den Rückmarsch anzutreten. Im Hauptquartier des
Königs von Preußen in Nikolsburg wurde durch den Ministerialpräsidenten von
Freydorf über den Frieden verhandelt. Baden trat aus dem bisherigen Deutschen
Bund aus. Am 17. August wurde der Friede geschlossen. Eine Gebietsabtretung
wurde Baden nicht zugemutet, doch mußte es mit der Summe von 6 Millionen
Gulden am Ersatz der Kriegs kosten teilnehmen, die Preußen und seinen Bundesgenossen
erwachsen waren.

Aus dem Verzeichnis über die Veteranen, denen die „Veteranenbeihilfe" auszuzahlen
war, erfahren wir im Jahr 1912 die Namen der noch lebenden Egringer,
die an den WafFengängen von 1866 teilgenommen hatten. Es waren wohl - dem
Alter entsprechend - Wilhelm Pflüger und Wilhelm Hemmer. Aber sie nahmen
mit ihren Kameraden Wilhelm Frieß, dem Leibgrenadier und späteren Steuererheber
, Jakob Weiß, Georg Friedrich Brenneisen, Johann Georg Frieß, Johannes
Walser, Wilhelm Walser und Johann Friedrich Fischer auch am folgenden Krieg
teil, der 1870/71 gegen Frankreich geführt werden mußte und die kleindeutsche
Einigung herbeiführte: das Kaiserreich unter Preußens Führung.

Nach dem Frieden gestaltete Baden sein Heer nach preußischem Muster um.
Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt (1867) und die militärische Freizügigkeit
zwischen beiden Staaten 1869 übernommen. Der preußische General
v. Beyer trat an die Spitze des badischen Kriegsministeriums und der Truppenführung
. Das Zündnadelgewehr wurde eingeführt. Schon seit 1866 stand das
Land in einem geheimgehaltenen Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen und
stellte seine Truppen für den Kriegsfall unter preußischen Oberbefehl. Baden ging
allen süddeutschen Staaten voran. Seine Soldaten trugen von jetzt an den Helm
mit Wappen und dem Greifen, während die Württemberger ihre Mützen und die
Baiern den Raupenhelm beibehielten und mit diesen Kopfbedeckungen in den
deutsch-französischen Krieg eintraten.

Die badische Division zählte 6 Regimenter Infanterie, 3 Kavallerieregimenter
(Dragoner), 1 Artilleriebrigade, 1 Pionierabteilung, 1 Sanitätskompanie und
1 Handwerkerabteilung. In diesen Regimentern dienten nun die Söhne Egringens.
Alte Soldatenbilder zeigen sie noch in den Uniformen des „bunten" Armeekorps.

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