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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 82
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Belagerungsgeschütze, die von Beifort hergeholt worden waren und rechtzeitig
eintrafen. Da zog der Feind ab. Die siegreichen Truppen traten die Verfolgung
über den vereisten Jura an; zugleich nahte eine neugebildete Armee unter dem
General Manteuflel in Eilmärschen heran. Um der Kapitulation und der Gefangenschaft
infolge der Umzingelung zu entgehen, trat die ganze französische Armee
auf Schweizer Boden über und wurde interniert.

Währenddessen war es dem Kanzler des Norddeutschen Bundes, Bismarck,
gelungen, die noch zurückhaltenden deutschen Königreiche als Glieder eines zu
gründenden Deutschen Kaiserreiches zu gewinnen. Bayerns König trug im Namen
der deutschen Fürsten und freien Städte dem König Wilhelm von Preußen die
Bitte vor, die Kaiserkrone anzunehmen und das Reich zu bilden. Der Baumeister
des zweiten Kaiserreiches war Bismarck. Am 18. Januar 1871 fand im Spiegelsaale
des Schlosses zu Versailles die Kaiserproklamation statt. Die Antwort Wilhelms I.
lautete, daß er „allezeit ein Mehrer des Reiches" sein wolle, „nicht an kriegerischen
Eroberungen, sondern an den Gütern nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung".
Badens Großherzog brachte das erste „Hoch" auf den Kaiser aus.

Der Landtag sandte dem noch in Versailles weilenden Landesfürsten eine
Adresse zu, um ihm die Freude über das für Deutschland und Baden Errungene
und die Dankbarkeit für seine Mitwirkung am Zustandekommen des großen
nationalen Werkes auszudrücken. „Das badische Volk, das ganze deutsche Volk
weiß es und wird es unvergessen in dankbarem Gemüte bezeugen, daß unter allen
seinen Patrioten keiner hochsinniger, keiner mehr von treuer Liebe zum Vaterland
beseelt, keiner mit reinerem Herzen die Einigung Deutschlands erstrebt und ihren
Aufbau befördert und vollzogen hat, als Badens Fürst." Bismarck sah weiter: das
Heranholen Österreichs zu einem Zweibund.

Die dankbare Gemeinde hat die Namen ihrer Söhne, die zum Schutz der Heimat
gegen Fraukreich im Felde standen, durch eine Tafel am Rathaus geehrt. Es waren:

Johann Jakob Bachmann, Ernst Becherer, J. G. Becherer, G. F. Brenneisen,
J. G. Enderlin, Friedrich Fischer, J. G. Frieß, Wilhelm Frieß, Ernst Hemmer,
Wilhelm Hemmer, J. G. Pflüger, Konrad Pflüger, Wilhelm Pflüger, Chr. Prior,
Reinhard Schopferer, Johann Walser, Wilhelm Walser, Chr. Weiß, G. Fr. Weiß,
J. G. Weiß, J. Jak. Weiß, Wilhelm Weiß, Jak. Fr. Weiß. Also 23 Krieger.

Als Badener zogen sie aus, als Deutsche kamen sie heim.

Im Frühling 1871 kehrten die siegreichen badischen Truppen aus dem Felde
zurück. Schwere Verluste hatte die badische Division erlitten, im ganzen 3438 Mann.
Aber sie hatte großes Unheil vom Lande abgehalten. Ehre ihrem Andenken!

Ihnen und den preußischen Waffenbrüdern wurde am 3. Oktober 1876 in Freiburg
das Siegesdenkmal enthüllt, das für alle Zeiten in 4 Erztafeln vom Kampf und
Sieg des XIV. Armeekorps berichtet, „den Siegern zur Ehre, den Gefallenen zum
Andenken, den kommenden Geschlechtern zum Beispiel".

Die nächsten Jahrzehnte wurden für Baden eine Zeit allgemeinen Aufschwungs.
Besonderer Förderung erfreute sich die Landwirtschaft, der 1882 fast die Hälfte
der Bewohner angehörte, aber auch das Handwerk und Gewerbe, Handel und
Industrie. Das Weg- und Eisenbahnnetz wurde ausgebaut. Seit 1881 setzte die
Sozialgesetzgebung des Reiches ein. Eine Reform des Steuerwesens wurde seit
1884 eingeleitet. Den beiden Universitäten wurde 1885 die aus der polytechnischen
Schule hervorgegangene Technische Hochschule an die Seite gestellt. Die Kunstschule
wurde 1892 zur Akademie der bildenden Künste erhoben. An ihr wirkte
später Hans Thoma; Hermann Daur, Ernst Schleith, Hermann Strübe-Burte u. a.
haben hier ihre Ausbildung als Maler gefunden, während Adolf Glattacker die
Kunstgewerbeschule besuchte und seine Ausbildung in Paris vollendete. Seit 1872
übernahm der Staat die bisherige Hofbibliothek; heute dient sie als Landesbibliothek
allen Ständen und Berufen. Ebenso erging es den Sammlungen zur Altertums-

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