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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 86
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halben in kleinen und einfachen Dingen der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung
tausendfach offenbarte und bewährte. Obwohl das Vertrauen in die
Tapferkeit der Truppen unbegrenzt war, verfolgte man mit Bangen den Verlauf
der Kriegsereignisse im benachbarten Oberelsaß. Die Ablösung des aktiven 14. AK.
durch badische und württembergische Landwehr nach der Schlacht von Mülhausen
(9. August) brachten für einige Tage außerordentlich starke Truppenbewegungen
in unser Dorf. Mit der Festlegung der Front über den Vogesenkamm
und durch den Sundgau beruhigten sich auch hier die Verhältnisse, die nun die
Form des rückwärtigen Etappengebietes annahmen.

Von den verschiedenen Einquartierungen wurde die Stammannschaft einer
schwäbischen Sturmkompagnie, die von 1916 bis 1917 in unserm Dorf lag, besonders
heimisch. Das Wiesengelände „Hinter dem Holz", fast allseits von Wald umgeben,
diente als Übungsplatz und glich mit Gräben, Geschoßtrichtern und Drahtverhauen
dem vordersten Frontgebiet. Im Rathaussaal waren die gefangenen Russen
untergebracht, die den Landwirten als Arbeitskräfte zugeteilt waren. Mit der
langen Dauer des Krieges traten überall menschliche Eigenschaften in Erscheinung
, die der selbstlosen Opferbereitschaft des Kriegsbeginnes nicht mehr würdig
waren. Das Leid um die Gefallenen und die materiellen Nöte verursachten allenthalben
eine müde und gedrückte Stimmung. Der unglückliche Kriegsausgang und
die politische Umgestaltung unseres Vaterlandes waren auch für die Menschen des
Dorfes von tiefgehenden Folgen. Wie die Inflation des Geldes das wirtschaftliche
Leben jahrelang erschütterte und bestimmte, so setzte allgemein eine Abwertung
bisher feststehender Begriffe und Formen im Gemeinschaftsleben ein.

Die Hungerkatastrophe der Kriegs) ahre hatten den Wert der eigenen Nahrungsmittelerzeugung
deutlich gemacht und damit auch die Notwendigkeit der landwirtschaftlichen
Ertragssteigerung. Hierzu diente vor allem die Verbesserung der
Bodenverhältnisse durch Entwässerung (Drainage) von versumpftem oder stark
feuchtem Ackergelände. In dem trockenen Spätsommer des Jahres 1921 wurde
der erste Abschnitt dieser Arbeit im westlichen Gemarkungsteil durchgeführt.
Schon im folgenden Jahre zeigte sich der Erfolg, aber der gleitende Währungsverfall
ließ eine Weiterführung der Maßnahmen nicht zu, bis 1924 erneut begonnen
werden konnte. Der Höhepunkt und allgemeine Abschluß des Unternehmens
wurde im Jahre 1930 mit dem Einsatz eines freiwilligen Arbeitsdienstlagers, eines
der ersten dieser Art, erreicht. Studenten und Arbeitslose aller Berufe waren hier
zusammengefaßt. Am Vormittag arbeiteten diese zusammen mit hiesigen Männern
und Burschen an den Gräben im Rebacker, Steinacker und Stutz. Der Nachmittag
war für Vorträge, Diskussionen und Sport vorbehalten. Mancher Träger eines
bekannten Namens in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik war damals hier zugegen
, um sich über den Erfolg dieses Versuches zu unterrichten. Tagesraum war
der Rathaussaal, als Schlafräume dienten die Säle der beiden Gasthäuser. Zur Verköstigung
waren jeweils 1 bis 2 Mann auf einzelne Familien verteilt. Manche
freundschaftliche Beziehungen von damals haben sich bis heute erhalten.

Die Durchführung dieser umfassenden, aber mit viel Arbeit und Aufwand verbundenen
Bodenverbesserungen wurde wesentlich gefördert durch den damaligen
Bürgermeister Albert Schopferer, der von 1922 bis 1945 umsichtig und
zielbewußt die Geschicke unserer Gemeinde leitete.

Ein Schoß- und Sorgenkind zugleich unserer Betriebe war von jeher der Weinbau
. Schlechte Ertragsjahre wechselten mit solchen, in denen der Wein kaum
abzusetzen war. Dies in neuerer Zeit um so mehr, als der einzelne Winzer die
moderne Geschmacksrichtung der Verbraucher nicht mehr befriedigen kann.
Zwecks besserer Verwertung der Rebenerträgnisse gründeten 30 Winzer im Jahre
1931 eine Genossenschaft. Als Initiator dieser Gründung ist der hiesige Landwirt
und Abgeordnete zum Badischen Landtag Fritz Hagin zu bezeichnen. Durch seine

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