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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 89
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iungen waren die gesprengten Bachbrücken wieder befahrbar zu machen. Dank
der vernünftigen Handhabung eines sinnlosen Befehles war nur die „Lohbrücke"
völlig zerstört, während die näher am Dorf gelegenen wenig oder keinen Schaden
genommen hatten. Fast ausnahmslos gingen die Ortseinwohner auch gleich daran,
ihre zum Teil schwer angeschlagenen Häuser und die abgebrannten Scheunen
wieder aufzubauen. Bei dem großen Mangel an Baustoffen und sonstigem Bedarf
ergaben sich dabei erhebliche Schwierigkeiten. Ein menschlich sehr empfindsames
Problem war mit den Maßnahmen verbunden, welche mit dem Namen
„Entnazifizierung" bezeichnet wurden. Zu der Enttäuschung über die im guten
Glauben gebrachten Opfer gesellten sich dabei manchmal unverdiente Sühneleistungen
.

Als älteste Gemeinschaft unseres Dorfes, zu der sich eine Anzahl von Menschen
zusammenfanden, um ein gemeinsames Anliegen zu pflegen und zu fördern, ist
der Gesangverein anzusprechen. Seine Gründung geht auf das Jahr 1844 zurück,
wo unter Führung des Lehrers Lehmann sich eine kleine Zahl sangesfroher Menschen
zur „Egringer Sängerschar" vereinten. Die Geschichte des Vereins ist eng
verbunden mit dem Namen des Sängervaters Michael Jost und seines Enkels
Adolf Aberer. In dem Auf und Ab des Vereinslebens bilden besondere Höhepunkte
die Winterveranstaltungen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen,
bei denen mehrmals klassische Schauspiele von Schiller und Kleist zur Aufführung
gelangten. Bei der Feier des 110jährigen Jubiläums im Jahre 1954 zeigte sich die
Verbundenheit des Vereins mit der ganzen Dorfgemeinschaft in schöner Weise.
Aus ganz kleinen Anfängen entstanden ist auch der Musikverein. Im Jahre 1908
nahm der musikliebende Schuhmachermeister Reinhard Keller eine Anzahl junger
Burschen zusammen und unterwies sie im Gebrauch der Instrumente und Noten.

Schwere Opfer forderte der erste Weltkrieg von der kleinen jungen Schar und
drohte zu vernichten, was mit viel Mühe und Idealismus erreicht war. Auch der
zweite große Krieg riß schwere Lücken in die Reihe der Musiker. Doch mit der
stattlichen Zahl von 28 aktiven Mitgliedern konnte der Verein im Mai dieses
Jahres das 50jährige Jubiläum feiern, an dem das ganze Dorf freudigen Anteil
nahm.

Zu den Organisationen, welche die kulturellen Dinge der Gemeinde mitbestimmen
und beeinflussen, ist auch der Leseverein zu zählen, der schon im Jahre 1848
ebenfalls von Lehrer Lehmann gegründet wurde. Er zählt etwa 30 Mitglieder und
besitzt rund 500 Bücher.

Als gemeinnützige Einrichtung ist im Jahre 1926 die freiwillige Feuerwehr gebildet
worden. Sie hat seitdem in vielen Fällen, sowohl in unserem Ort wie auch
auswärts, ihren Wert bewiesen. Seit 1951 ist die Wehr mit einer gemeindeeigenen
Motorspritze ausgerüstet.

Jahrzehntelang entfaltete auch der hiesige Frauenverein, gegründet 1907, eine
segensreiche Tätigkeit. Er unterhielt im Rahmen der Zugehörigkeit zum Badischen
Frauenverein eine Landkrankenpflegerin und stellte die notwendigsten Krankengeräte
den Patienten zur Verfügung. Im Jahr 1938 wurden die Aufgaben des Vereins
von dem Deutschen Roten Kreuz als NS-Formation übernommen, womit
seine Existenz hinfällig wurde.

Zu einer bedeutsamen Auswirkung für unser Dorf leben ist in den Jahren nach
dem letzten Krieg der große Strom von Menschen geworden, welche millionenfach
aus ihrer Heimat im Osten unseres Vaterlandes vertrieben wurden. Die
Flüchtlingsfamilien kamen meistens aus Lagern in Dänemark, wohin sie sich auf
einem grauenhaften Fluchtweg aus Ostpreußen und Pommern gerettet hatten. Die
Unterbringung machte natürlich erhebliche Schwierigkeiten, und die verschiedene
Wesensart von Einheimischen und Zugewanderten erzeugte auch manche Spannungen
, die sich aber im Laufe der Jahre mehr und mehr ausglichen. Wohl wird

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