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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 112
(PDF, 61 MB)
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keinem Berain erwähnt ist. Diese drei bedeutsamen Faktoren - der Flurname
„Wüsti" in der Südlage am Berghang, die alte Straße und die Kapelle - nötigen
den Forscher, die Frage nach dem Grund des überlieferten Hinweises vorerst
offen zu lassen, weil auch keine tatsächlichen Gegenbeweise für die Nichtigkeit
einer solchen Annahme vorhanden sind. Man denke an die eventuelle literarische
Beeinflussung!

Der Gesamtaufbau der Egringer Gemarkung deutet auf jeden Fall in seiner
ganzen Struktur auf die uralt überlieferte Siedlungsform der Alemannen. Sichtlich
hat sich das Dorf von seinem Kern aus, von der Kirche, dem Meierhof und der
Burg - alle drei stehen im engsten Bannkreis und ihre Grenzen berühren sich -
zunächst im Halbrund nach Osten hin entwickelt. Im sogenannten „Niederdorf"
gruppierten sich auch zunächst die Hofstätten beidseits der oberen und unteren
Dorfgasse und dem schmalen Kirchpfad ob dem Dorf entlang in gedrängter - im
„Oberdorf" in aufgelockerter - Folge. Bis zum 16. Jahrhundert faßte das Dorf
gegen 30 Hofstätten mit 53 Häusern (1570), Stallungen, Scheuren und den Krautoder
Küchengärten. Diese Anzahl entspricht auch etwa dem Umfang der zugeteilten
Äcker und Matten, die ein lebensfähiger Hof ursprünglich benötigte und
besaß, der Hufe, der bäuerlichen Hofeinheit mit 30-40 Juch. Nachdem die ursprüngliche
Hofeinheit im 16. Jahrhundert bereits aufgelöst war und der Bauer
an Stelle des einstigen Erblehens nunmehr verschiedene kleinere Lehen, Güter
verschiedener Grundherren, die sogenannten Schuppisgüter in verschiedenen
Größen (von 4% bis 120 Juch) nutzte, die sich bis zum 18. Jahrhundert in kleinste
Stücke aufgelöst haben und nur noch berainsmäßig zusammenfassen ließen, haben
sich auch die Hofstätten zusammen mit der Dorfbevölkerung vermehrt. Sie
füllten die Lücken und setzten sich in die Gärten am Fischingerweg, an der
„Hummel-", „Heere-" und „Hemmergaß" und richteten meist noch eine Handwerkerstube
ein. In der Nähe der Schule stellten sich im Jahre 1756 fünf Häuser
vor, wo 1570 noch eine Hofstelle war.

Kaum ein Haus zeigt heute in unserem Dorfe noch Reste seines Urbildes; vielleicht
am ehesten noch Nr. 78 mit der Jahrzahl 1576, Nr. 5 „Linders auf und unter
der Stegen", das Hintergebäude von Nr. 104 und die stattliche Scheune hinter
dem Rebstock und sicher noch mancher Keller. Das alemannische Haus traufte
einst gegen die Straße; die Wendung der meisten Anwesen mit dem Giebel zur
Straße hat dem Dorfe seit dem Dreißigjährigen Kriege, vor allem aber zusammen
mit der Vergrößerung und Aufstockung seit dem 18. Jahrhundert großenteils das
heutige Gesicht gegeben.

Die Hofstätten mit ihren sauberen, wohlgepflegten Bauerngärten, Kraut- oder
Küchengärten genannt, waren durch Mauern, Hage und Zäune abgegrenzt, aber
auch durch Wasserabzugsgräben, die sogenannten Ehgräben. Gegen den Läufelberg
und Wasserberg zu, auch über den Bach hinüber, umgab ein fruchtbar grüner
Kranz von Obstgärten und Bünden das ganze Dorf. Gegen Osten querten die
Herrenäcker, die „Breite", und gegen Westen die Herrenmatten, der „Brüel", das
Dorf ab. Gärten, Bünden, auch die Hanf bünden, Brüel und Breite lagen im Ortsetter
, der durch den Etterzaun aus geflochtenen Weiden vom eigentlichen Acker-
und Mattfeld abgegrenzt war. Nur durch die sogenannten Gattere, Tore im Zaun,
konnten die Bauern und das Vieh zu den Äckern und auf die Weiden gelangen.
Alles, was innerhalb des Etters lag, unterstand nicht dem Flurzwang der Dreifelderwirtschaft
und nicht der allgemeinen Zehntpflicht. Wohl wurde der kleine
Zehnten wie üblich auch von den Häusern und Früchten im Etter, der sogenannte
Etterzehnten, vom Pfarrer angefordert, in Egringen aber nicht erbracht (Streit
darum im 18. Jahrhundert).

Dem Feuer-, Ried-, Sol- und Ransbach entlang grünten seit eh und je die Ezen-,
Steg-, Wog-, Ried- und Solmatten; die Bachläufe zierten Erlen und Weiden. Das

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