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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 172
(PDF, 61 MB)
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1. Unser Boden bringt Brot und Wein

Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte des Dorfes
(Schülin - Mitarbeit: Hauptlehrer Gerdesmeier)

1. Die Flurbeschreibung

Sein und Werden eines Dorfes bestimmen zunächst die Güte und der Umfang
seiner Äcker, Weiden und Wälder; das ist die urtümliche Selbstverständlichkeit.
Am Wohl und Wehe einer Siedlung sind natürlich dann noch die geschichtlichen
und sozialen, geographischen Wirkungselemente mitbeteiligt, die fördernden oder
hemmenden Ereignisse, welche der Mensch wie eine Gemeinde nicht abwehren
oder beeinflussen können: den Segen oder Zerstörung durch Hagel oder Frost.

Dieser Beitrag will dem Beschauer helfen, den Wandel der verschiedenen Formen
in unserem Flurbild zu erkennen. Gewisse Tatsachen unserer Tage haben ihre
Geschichte; sie auf ihren Ursprung zu ergründen, ist für den Einheimischen
besonders reizvoll und anregend. Soweit Daten und statistische Angaben notwendig
eingefügt werden, können sie nur die gesetzmäßigen Zusammenhänge
wesentlich stützen.

In unserer Gemarkung herrschte als Grundgesetz im Feldbau seit seinem Ursprung
bis heute der Flurzwang, d. h. die genossenschaftliche Bindung an den
uralt aus der Zeit Karls des Großen überlieferten Rhythmus der Dreifelderwirtschaft
, die Dreiteilung der Fruchtfelder in die 1., 2., 3. Zeige im laufenden Fruchtwechsel
: Winterfrucht - Sommerfrucht - Brache. Wenn wir zur Maienzeit vom
Läufelberg über die weiten Flächen der beidseits des Bachgrundes leicht aufsteigenden
Dorfflur schauen, stellen wir mit Verwundern die Grenzen der aufgehenden
Winter- und Sommersaat fest: 1958 im Zeig wider Mappach vom Lohweg
im Osten bis zum Engeweg, wo scharf von Süd nach Nord die helle Färbung
der eben sprossenden Sommersaat und im Weiler Zeig bis hinüber zur Pritsche
und zum Hummelberg ansetzt. Zu Füßen, am Abhang des Läufelberges ist noch
Erwartung; die 3. Zeige gegen Schallbach, einst im laufenden Takt dieses Jahr die
Brache, trägt hauptsächlich das andere Gewächs, vor allem die Kartoffeln, Rüben
und den Klee.

Als im 18. Jahrhundert die Brache mit Kartoffeln und Klee wie allerorts so auch
gleichzeitig hier ausgefüllt worden ist und damit auch der Viehtrieb auf die Grünäcker
aufgehört hat, zersprang an den meisten anderen Orten der in sich dreigeteilte
feste Ring der überlieferten Felderwirtschaft. Doch in Egringen setzte sich
die als verbesserte Dreifelderwirtschaft durch, ohne den Flurzwang aufzuheben.
Die 3 Felder, Zeigen, wurden bis heute beibehalten. Die Nachteile der Zersplitterung
wurden damit verhütet und das Gemeindeleben stärkte sich (Gothein). Dies
Festhalten am bewährten Alten wie auch das Suchen und Zupacken bei neuen
Formen und zeitbedingten Realitäten ermöglichten dem Bauern das selbstsichere
Bewußtsein, den auf Haltung wohlbegründeten Bauernstolz unserer Egringer.
Streitigkeiten um alte, zum Teil unverbriefte Weide-, Holz- und Wasserrechte
gegenüber Herren und Nachbarn führte unsere Gemeinde mit sicherer Gelassenheit
. Dabei beruft sich das Dorf gerne auf sein hohes Alter. Dieses wohlausgewogene
Selbstbewußtsein ist aber auch mitbegründet im sicheren Besitz
von genügend fruchtbarem Grund und Boden, der imstande war, gelegentliche
Fehljahre und die hohen Grundlasten der Herren auszugleichen. Im Jahre 1698
besaß unser Ort mit 750 Juch. die größte Ackerfläche der 43 Gemeinden im
Röttler-Sausenburger Viertel (Binzen: 546 und Kirchen mit 489 Juch. folgen
danach). Spätere Vergleiche lassen diese erstgenannte Größe aber noch um ein
Viertel als zu niedrig gelten.

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