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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 254
(PDF, 61 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0256
Der Kelch von Egringen

Das badische Oberland besitzt in der Nachbarschaft der Stadt Basel einen der
schönsten Kelche aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, gleich ausgezeichnet durch
den Adel der Proportion, die Qualität der Arbeit, die Schlichtheit der Form und
die Schönheit und Kraft seines Schmucks. Es ist der Kelch der Kirche von
Egringen, einem Dorfe hinter Efringen und Kirchen im Tale des Feuerbachs
gelegen. Seiner Bedeutung wegen ist er mit einer besonderen Bildtafel, leider aber
ohne eingehende Beschreibung und zudem mit falschem Datum in die Statistik
der Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden von Franz Xaver Kraus, Band 5,
Kreis Lörrach, 1901, aufgenommen worden.

Der Kelch von Egringen ist in Silber gearbeitet und ganz vergoldet. Er ist
21,5 cm hoch, oben 11,8 cm, am Fußrand 15,8 cm breit. Die glockenförmige
Cupa ist glatt und dadurch vorzüglich zum Gebrauch und zum Reinhalten geeignet
. Der schmale, sechseckige Schaft wird in der Mitte durch den Knauf geteilt
. Seine beiden Abschnitte sind mit gravierten Fenstern verziert, die abwechselnd
in einfachen oder doppelten, fischblasenförmigen Maßwerken endigen; die
vertiefte Fläche ist mit Kreuzschraffuren eingedeckt. An den Kanten des Schaftes
sind Rundstäbe aufgelötet, aus denen oben feingezahnte Blättchen hervorwachsen,
die zusammen mit winzigen, wimpergartigen Zacken über den Fenstern ein zartes
Krönchen um den Ansatz der Cupa bilden.

Der Knauf besteht einerseits aus Lanzetten, die, mit Maßwerk durchbrochen,
sich gegeneinander neigen, andererseits aus über Eck gestellten, quadratischen
Zapfen, die zwischen jenen hervorragen. In diese Kästchen sind mit einer Rahmenfassung
Plättchen eingelassen, auf denen sich vor tiefgeschnittenem, guillochiertem
Grund die Buchstaben E P A F C V abheben. Sie bilden die Initialen zum Anfang
eines Hymnus des hl. Thomas vonAquinauf die Eucharistie :Eccepanis angelorum
factus cibus viatorum - Sieh hier das Brot der Engel, Speise geworden für die
Erdenpilger. Die ersten drei Worte dieser Verse sind auch am Wandtabernakel der
Kirche von Oedingen in ein Spruchband eingegraben, das zwei Engel über der
Nische für das Allerheiligste halten.

Der sechsfach gelappte Fuß erhebt sich auf einem ebenso gestalteten, breiten
Bodenreif und einer gegossenen, aus aneinandergereihten, aufrecht gestellten,
durchbrochenen Vierpässen bestehenden Zarge. Die Abdeckplatte ist in der Mitte
hochgezogen; Kanten, die als Mittelgrate aus den Lappen hervorwachsen, bilden
die Überleitung zur sechseckigen, flach profilierten Basis des kurzen Schaftes.
Den Lappen des Fußes, zum Teil noch in die Ansätze der Kanten hineinragend,
sind gegossene Figuren aufgelegt und auf der Innenseite mit umgebogenen
Laschen befestigt. Sie stellen Maria und den Engel der Verkündigung beiderseits
einer Vase mit Lilienstengeln, sowie drei heilige Mönche dar. Die Nimben der
Maria und der Heiligen sind als zierliche Sechspässe zart in den Grund graviert.
In den Zwickeln des Fußprofils sind getriebene, krause Blätter angebracht und
ebenfalls mit durchgesteckten Laschen festgemacht.

Auf der Unterfläche des Bodenreifs war einst eine längere Inschrift in schönen
Kapitalen eingraviert. Sie ist einmal vollständig weggeschliffen worden. Die
Buchstaben sind nur noch in wenigen Spuren zu erkennen, aber leider nicht mehr
zu entziffern. Nur das Datum 1487 am Schluß ist stehen gelassen worden.

Offenbar sollte die Herkunft des Kelches getilgt werden. Die örtliche Tradition
will wissen, das Stück sei bei der Einführung der Reformation in Basel im Jahre
1529 aus einem der dortigen Klöster in die markgräfliche Nachbarschaft geflüchtet
worden. Erst 1556, nach dem Tode Markgraf Emsts, unter seinem Sohn und
Nachfolger Karl IL, ging auch die Markgrafschaft zum neuen Glauben über. Der

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