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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 255
(PDF, 61 MB)
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Tracht und der freilich spärlichen Attribute der Mönche wegen kommt am ehesten
das Dominikanerkloster in Frage. In der mittleren Figur mit dem Stabe hätten
wir danach den hl. Dominikus, den wandernden Stifter des Ordens, zu erblicken.
Mit dem Buche wäre der Doctor angelicus Thomas von Aquin gekennzeichnet.
Der dritte trägt in seiner Linken ein Buch, die zur Faust geballte Rechte hielt vermutlich
ein Messer: es wäre dieser Mönch also der hl. Petrus Martyr, der Inquisitor
und Verfolger der Katharer, dem von den Verfolgten auf dem Wege von
Como nach Mailand mit einem Säbel, der Kopf gespalten und die Brust mit einem
Dolch durchstochen wurde. In der Tat ist über der Hand auf dem Grunde in der
gleichen zarten Punztechnik wie die Heiligenscheine ein Krummsäbel angedeutet.

Daß der Kelch aus Basel stammt und dort angefertigt wurde, dafür spricht nicht
nur die Verwandtschaft mit dem rund 30 Jahre älteren Kelch des Bischofs Arnold
von Rotberg (1451-1458) im Basler Münsterschatz. Es wird vor allem durch einen
anderen Umstand erhärtet. Das Historische Museum in Basel besitzt noch die
Bleimodelle, nach denen die Figuren der Maria und von zweien der Mönche auf
dem Fuße des Kelches gegossen worden sind. Sie befinden sich in der einzigartigen
Sammlung der Goldschmiedemodelle des Amerbachischen Kunstkabinetts
aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, die noch immer in ihrem Umfange unerhört
reich, aber nicht ohne Verluste erhalten geblieben ist. Die fehlenden
Modelle müssen einst ebenfalls vorhanden gewesen, aber einmal abhanden gekommen
sein.

Basilius Amerbach (1533-1591), dessen Kabinett 1662 von der Stadt und der
Universität Basel seinen Nachkommen abgekauft worden ist, hat nicht nur die
Bilder Holbeins und anderer Künstler gesammelt, die heute Basels Ruhm ausmachen
; er interessierte sich auch für die verschiedensten anderen Äußerungen
der Kunst. So gelang es ihm, mehrere Jahre vor 1586, vom Goldschmied Jacob
Hofmann „silberne bildlin, vögelin, fischlin, thierlin, engelin vnd ander vil stuck,
wie die goldschmid bruchen", zu erwerben. Dieser reiche Vorrat an Modellen
ging zum großen Teil auf weit frühere Zeit zurück. Denn Jacob Hofmann hatte
die berühmte Goldschmiede Werkstatt des Balthasar Angelrot im Hause ,,zum
Tanz" an der Eisengasse bei der Rheinbrücke angetreten, in der zuvor der Meister
Hans Nachbur und von 1484 bis 1494 Jörg Schongauer, der Bruder des Malers
und Kupferstechers Martin Schongauer aus Colmar, tätig gewesen waren. Mit
dem Hause und der Werkstatt pflegte man auch alles Gerät und Handwerkzeug,
das darin vorhanden war, zu übernehmen. Ihrem Stile und Alter nach dürften
daher die am Egringer Kelch verwendeten Modelle auf Jörg Schongauer zurückgehen
, und das Datum 1487 am Fuße des Kelchs, das in die Zeit der Tätigkeit
dieses großen Meisters in Basel fällt, macht es vollends wahrscheinlich, daß das
edle Gefäß von Jörg Schongauer geschaffen worden ist.

Hans Reinhardt

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