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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 262
(PDF, 61 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0264
besitzenden Meistern im Lande. Als Beweis wurde die Weiler Orgel angeführt,
von der nach 8 Jahren, trotz eines dem Orgelmacher Schäfer in Oedingen gegebenen
Vorschusses von 1300 fl. und trotz aller Mahnungen, lediglich der leere
Kasten fertig geworden sei. Die von Bernauer gefertigte Orgel sei für ihre Kirche
und deren Raumverhältnisse das geeignetste Werk, und er habe lediglich den
Fehler begangen, sich schriftlich darüber nicht klar und deutlich genug ausgesprochen
zu haben, aber besser, der Fehler sei auf dem Papier als am Werk
selbst. Auch die Gemeinde Blansingen sei mit ihrer, von Bernauer gelieferten
Orgel wohl zufrieden, und er verdiene es nicht, durch die Egringer angeführt zu
werden. Sie sollten schon deshalb ihr Wort halten, weil auch die Gemeinden
Bamlach, Hausen bei Krozingen, Hochdorf bei Freiburg und Wies die Orgel um
denselben Preis genommen hätten, wenn sie ihnen nicht zuvorgekommen wären.
Sie würden mit Freuden das, was noch zur Bezahlung der Accordsumme fehle,
sich abdarben, um dieses Werk, das jung und alt Vergnügen mache und eine lange
Dauer verspreche, behalten zu können, wenn es auch etwas teuer sein sollte. Denn
jetzt wüßten sie, was sie für ihr Geld hätten, im anderen Fall müßten sie aber erst
abwarten, was sie bekämen, und wenn es nicht gut ausfiele, solches vielleicht doch
behalten, wie es vor etwa 10 Jahren der Gemeinde Tannenkirch mit ihrer schlechten
Feuerspritze von Rastatt gegangen sei"2. Abschließend wurde nochmals dringlich
die Genehmigung des Orgelkaufes vom Markgrafen erbeten. Um diese beschleunigt
zu erhalten, bat der Spitalmeier J. G. Hopp seinen Schwager, den Herrn
Geheimen Kämmerer Vierordt, sich beim Fürsten für diese Genehmigung einzusetzen
, so daß Markgraf Karl Friedrich noch im Juli 1799 die Entnahme von
200 fl. aus dem Almosen für den Orgelkauf genehmigte. Doch befahl er, daß die
schon fertige Orgel nachträglich von einem Sachverständigen besichtigt und für
gut befunden werde. Um die Kosten für eine Zufahrt von Karlsruhe nach Egringen
zu sparen, wurde Pfarrer Meier von Schallbach, der „einige Kenntnis davon
habe", mit dieser Besichtigung beauftragt. Dieser gab dem Werke im folgenden
Frühjahre im Gegensatz zum Karlsruher Kapellmeister eine günstige Beurteilung
und stellte fest, es sei solide gearbeitet nach seinen äußeren und inneren Teilen,
der Ton sei angenehm und - wenn man es verlange - voll Kraft. Der Mechanismus
sei leicht und unterscheide sich sehr zu seinem Vorteil von dem an ähnlichen
älteren Werken angebrachten. Seine Begutachtung endete mit den Worten:

„Schließlich bitte ich noch, nach einer uralten, längst bestehenden Verordnung diejenigen,
welche dies Werk zu besorgen haben, zu erinnern, daß man — um ein solches, besonders
neues Werk zu schonen und vor Schaden zu bewahren — immerfort ein Geschirr mit
Wasser neben hinstellen müsse, damit die nicht bloß hungrigen, sondern auch durstigen
Kirchenmäuse hieran ihren Durst löschen können und nicht nötig haben, das Lederwerk
der Blasbälge und Windladen anzugreifen oder sonsten im Werk selbst allerlei Schaden
anzurichten."

- was dann getreulich auch durch Regierungsverordnung vom 23. 4. 1800
geschah! Freundlich und traulich klingt dann angesichts der neuen Orgel das
Visitationsprotokoll 1799, so daß wir die ganze Freude unserer Gemeinde an ihrer
ersten Orgel spüren: „Das Betragen der sämtlichen Zuhörer während des Gottesdienstes
war sehr anständig. Der Kirchengesang ist schön und der Provisor spielt
die neue Orgel meisterhaft."

Aber ganz unrecht hatte der Karlsruher Kapellmeister mit seiner bissigen
Kritik doch nicht gehabt! Pfarrer Meiers Gutachten war zu gut gemeint und
dem allgemeinen Uberschwang der Freude an dem neuen Werke zuzuschreiben.
Diese erste Egringer Orgel hat zwar fast 100 Jahre lang ihren Dienst in unserer
Kirche getan, aber schon nach kaum 20 Jahren mußte sie zum ersten Male gegen
86 fl. instand gesetzt werden. Dabei erhielt sie einen neuen, günstigeren Platz.
Vogt Aberer schrieb darüber am 18. 10. 1819: „Hiesige Orgel wurde im Jahre

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