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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 264
(PDF, 61 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0266
C. Von unseren Glocken

Die erste Kunde über unsere Egringer Glocken erhalten wir aus der Leutrum-
sehen Handschrift3, in der der damalige Landvogt von ihnen schreibt: „Deren
hängen drei im Kirchturm, davon die größte wiegt 12 Zentner, mit der Inscription:
,Hans Heinrich Weitenauer goß mich zu Basel, für die Gemeind Egringen, damals
war Vogt Beath. Enderle, Jacob Hopp Spitalmeyer, Hans V. Jacob Eckenstein,
Claus Muser, Friedle Siegle, Jacob Walliser Geschworener, ao 1681 und sind
4 Baselwappen daran gegossen/" Im Jahre 1803 mußte man diese große
Glocke umgießen. Sie dürfte wohl einen Sprung erhalten haben. Mit der neu
gegossenen Glocke aber war die Gemeinde so wenig zufrieden, daß Weitenauer
sich 1806 dazu verstehen mußte, sie wieder zurückzunehmen und eine andere
Glocke an ihrer Stelle anzufertigen. Die neue ließ der ehemaligen an Gewicht nichts
nach. Denn sie wog 670 kg. Sie trug ebenfalls die Namen der damaligen Vorgesetzten
- u. a. Pfarrer Crecelius, Vogt Weiß, Stabhalter J. M. Gempp, Spitalmeyer
J. G. Hopp u. a. Aber auch mit dieser großen Glocke hatten die Egringer
Unglück. 1892 fiel sie aus dem Lager und wurde neu montiert, aber am Trinitatisfest
1910 erhielt auch sie bei der Beerdigung des Bürgers Georg Friedr. Bachmann
einen Sprung und mußte abgenommen werden. Noch im selben Jahre wurde sie
durch die 824 kg wiegende Glocke aus der Werkstatt von Benjamin Grüninger
Söhne/Villingen ersetzt. Sie trug als Inschrift ähnlich ihrer Vorgängerin:

„Ernst und feierlich ist mein Beruf:

Ich wecke zum Gebet, ich bestimme jedem seine Lebenszeit.
Ich ruf zum Leben und zum Tod;
So oft du meine Stimme hörst,
Denke, ich bin ein Bote Gottes."

Am Erntedankfest 1910 wurde sie geweiht, wobei die Schulkinder am Nachmittage
auf Kosten des Almosens Wurst, Brot und 1 Glas Wein erhielten. Doch
ihre Lebenszeit war nur kurz bemessen: Nebst zwei anderen mußte sie im Juli 1917
abgegeben werden, um Kriegsmaterial aus ihrer Bronze anzufertigen. Mit dem
Schulglöcklein lagen die beiden Glocken unserer Kirche 4 Wochen lang vor dem
Gotteshaus, als könnten sie sich nicht trennen. Schließlich wurden sie - wahrscheinlich
nach Mülhausen - abgeführt, wo sie nach der damaligen Annahme
bei dem überstürzten Rückzüge den Franzosen in die Hände gefallen sein dürften.
Nie mehr hat die Gemeinde etwas von ihnen gehört. 1921 wurden die beiden
großen Glocken sodann bei Firma Bachert, Karlsruhe neu gegossen. Der größeren
(g) gab man die Inschrift:

„In schwerer Kriegsnot dem Vaterlande geopfert im Jahre 1917. Durch der Gemeinde
Opfersinn wieder erstanden im Jahre 1921."

Die mittlere Glocke war dem Gedächtnis der Gefallenen gewidmet und trug
die Worte:

„Zum Gedächtnis der für das Vaterland gefallenen Söhne der Gemeinde."

Rückseitig waren auf der großen Glocke außerdem die Namen der Mitglieder
des Gemeinderats und Kirchengemeinderats mit Pfarrer, Bürgermeister, Ratschreiber
und Lehrer verzeichnet. Zur allgemeinen Freude trafen die neuen
Glocken am Gründonnerstag 1921 in Efringen am Bahnhof ein, wo sie zusammen
mit den beiden Mappacher Glocken noch am selben Tage feierlich abgeholt
wurden. Aber auch ihnen waren nur kurze Jahre beschieden. Schon nach rund
20 Jahren erlitten sie das Schicksal ihrer Vorgängerinnen und wurden 1942 ein
Opfer des Zweiten Weltkrieges. Mit all den Gefallenen, denen sie zur heiligen
Taufe und zur Konfirmation oder zur Hochzeit geläutet hatten, haben sie ihr

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