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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 271
(PDF, 61 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0273
der 1689 aus Anlaß des Franzoseneinfalls eingeführt worden war, auf den Karfreitag
gelegt, der seitdem einen betonten Bußcharakter trug. In der 2. Hälfte des
18. Jahrhunderts bürgerte sich das Erntedankfest ein. Es wurde auf den letzten
Novembersonntag gelegt. Außer den Gottesdiensten an Feiertagen fanden noch
an Werktagen die wöchentlichen Betstunden statt. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
wurden sie in Egringen jeweils am Dienstag und Donnerstag gehalten,
im Sommer um 6.00 Uhr, im Winter um 11.00 Uhr. Die Woche schloß mit dem
Vespergottesdienst am Samstag.

Wie sah nun der Gottesdienst im Laufe der Jahrhunderte in Egringen aus und
welchen Wandel hat er genommen? Die Markgrafschaft hatte sich zwar 1556 dem
Glauben Martin Luthers angeschlossen - aber nicht der Form seines Gottesdienstes
. Sie nahm ihr Vorbild viel mehr an dem viel schlichteren mittelalterlichen
sogenannten Prädikantengottesdienste und schloß sich der einfachen württembergischen
Gottesdienstform an. Im Vergleich mit der liturgischen Fülle anderer
Landeskirchen war dieser Gottesdienst so einförmig, daß er im Laufe der Zeit
einer Bereicherung bedurfte. Er sah auch in Egringen damals folgendermaßen aus:
Eingangslied / Gebet / Gesang / Predigt / Allg. Kirchengebet mit Unser-Vater /
Gesang / Segen. Vor dem Dreißigjährigen Kriege hatte man vor dem allgemeinen
Kirchengebet noch Zehn Gebote / Glaubensbekenntnis / Unser-Vater zu Lehrzwecken
eingefügt, die dann wegfielen, als man annehmen konnte, daß ihr Inhalt
nun von allen Evangelischen beherrscht werde. 1649 wurde der Gottesdienst nach
Straßburger Vorbild bereichert und umfaßte nun folgende Teile: Eingangslied /
Votum / Sündenbekenntnis / Gnadenversicherung / Absolution / Kollektengebet /
Gesang / Predigt / Gesang / Allg. Kirchengebet mit Unser-Vater / Gesang / Segen.
Die Sitte der Schriftlesung am Altar entstand in der Markgrafschaft allmählich
dadurch, daß die Evangelien der aufgehobenen Feiertage vor der Predigt verlesen
wurden6. Demgegenüber erschien der Gottesdienst der Union, wie er seit 1821 bei
uns gefeiert wurde, wieder als wesentliche Vereinfachung: Eingangslied / Votum /
Gebet (bis hierher am Altar) / Hauptlied (unter welchem auch das Kirchenopfer
eingesammelt wird) / Predigt / Allg. Kirchengebet mit Unser-Vater / Schlußlied
(„während dessen der Prediger auf der Kanzel bleibt, um sodann die allfälligen
Verkündigungen zu besorgen") / Segen (ebenfalls von der Kanzel aus).

Im Jahre 1858 führte der Großherzog als „Schirmherr" der evang. Landeskirche
die bereits 1855 von der Generalsynode beschlossene neue Gottesdienstordnung
ein. Sie konnte entweder als erweiterte oder als einfache Form vom
Kirchengemeinderat beschlossen werden und entsprach etwa unserer heutigen
neuen Liturgie wie wir sie auf Seite 93 (rechte Spalte) im Anhang unseres neuen
Gesangbuchs von 1951 finden. Während sie heute in den meisten Gemeinden
unserer Landeskirche dem Gottesdienste zugrunde liegt, erhob sich damals viel
Widerstreben gegen diese Bereicherung unseres Gottesdienstes. Und zu den
Widerstrebenden gehörten geschlossen auch unsere Egringer. Am 21. 1. 1859
hatte Pfarrer Wagner die Kirchenältesten versammelt. Sie taten ihm dar, „daß bei
nicht wenigen hiesigen Familien gegen die Einführung der vollständigen Liturgie
große Abneigung und Widerwille herrsche, und vorauszusehen sei, daß Viele den
Gottesdienst gänzlich meiden würden, sie ferner der Ansicht sind, daß dieselbe
gegen die Gefühle und Gewohnheiten der Gemeinde im allgemeinen seie, indem
sie in vielen nicht unwesentlichen Stücken von der bisherigen Gottesdienstordnung
Abänderungen treffe, während letztere bisher vollkommen befriedigt habe
und ein größeres liturgisches Bedürfnis nicht vorhanden sei". Man beschloß, sich
im Gottesdienst weiterhin der einfachsten Form zu bedienen, so daß als Minimum
im Blick auf die neue Gottesdienstordnung folgende Gestalt des Gottesdienstes
herauskam: Eingangslied / Votum; Sündenbekenntnis; Gnadenversicherung /
Lobvers / Kollektengebet / Predigtlied / Predigt / Vers nach der Predigt / Haupt-

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