Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 275
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0277
Die zweite Wochenhälfte entspricht der ersten: Rechnen und Schreiben erscheinen
als Unterrichtsfach nur noch am Freitag nachmittag. Donnerstag und
Samstag wird nachmittags kein Unterricht gehalten. Jede Woche wird ein
„Gesang" zum Lesen, Singen und Auswendig-Lernen aufgegeben. Ist derselbe
klein, so nimmt man noch einen Bußpsalm hinzu. Ist er groß, so wird er auf etliche
Wochen verteilt. Die Sprüche sollen die Eltern mit den Kindern daheim beten
(Walz). Ab 1771 gelten für die Schule bei der Kirchenvisitation noch besondere
Additionalfragen: 1. „Ob alle Buben in der 1. Ordnung Geometrie lernen?" Meist
sind es alle! Doch 1774: „Die ersten 6, die übrigen sind zu schwach"; und 1776
„bis auf einen, der sehr blöd am Gesicht ist". Die 2-3 Besten werden jeweils
namentlich genannt. 2. „Ob alle 1. Ordnung ferner Unterricht im Rechnen?"
Meist: alle am Montag und Freitag „nach der ordentlichen Schul" im Sommer von
7-8 Uhr, im Winter von 10-11 Uhr. Gelegentlich erhalten die Kinder für gute
Schulleistungen sogar Geld. Visitation 1757: „Die Schulkinder werden wohl
angeführt. Die Lektionen werden vom Schulmeister denselben zu besserem Verstand
zergliedert... Das Prämium in Katechismo, welches wohl mehreren gegeben
werden könnte haben, um mehrere erfreuen zu können, empfangen:

Georg Eckenstein: mit 12 krz

Anna Barbara Hemmerin: mit 12 krz

Im Schreiben Magdalena Gemppin: mit 10 krz

Magdalena Eckenstein: mit 10 krz

und im Rechnen: Claus Enderlin: mit 16 krz".

Das Urteil über die Egringer Schule lautet in den Visitationsberichten durchweg
gut. Sie galt im 18. Jahrhundert meist als eine der besten Schulen der Diözese und
wurde viel gelobt. Viele Jahre lang war sie in der Hand der Lehrerfamilie Keller,
die gute pädagogische Fähigkeiten an den Tag legte. Aber gegen Ende des
18. Jahrhunderts geriet sie in eine Krise. Um 1790 ging sie infolge ihrer starken
Schülerzahl über die Kraft des alten Lehrers. Lehrer Nikolaus Keller hatte gehofft
, wie seine Väter an seinem Sohne eine Hilfe und einen Nachfolger zu finden.
Aber dieser verstarb auf dem Seminar zu Karlsruhe, noch ehe er dem Vater Hilfe
leisten konnte. So wurde ihm Provisor Ziegler zur Hilfe zugeteilt, der auch sein
Nachfolger wurde. Gelegentlich kamen auch Schulversäumnisse vor. Die Zensurprotokolle
reden deutlich darüber. Die Eltern dieser Kinder wurden auch in
Egringen empfindlich gestraft. Doch hielten sich die Schulversäumnisse in erträglichem
Rahmen, besonders wenn man sie vergleicht mit den Nöten, die die
Schulen der beginnenden Industriegemeinden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
durchzustehen hatten; wir hören Spezial Walz in seinem Visitationsbericht
1763 bewegte Klage führen: „Dahier in Lörrach, wie auch Rötteln und
Grenzach richten die Fabriken in den Schulen ein Verderben an, dem ich nicht zu
steuern weiß. Die Eltern treiben ein Gewerbe mit ihren Kindern, die in den Fabriken
das Brot sich verdienen müssen. Und die Kinder werden dadurch im
Lernen versäumt und die Sitten verdorben. Die Grenzacher gehen nach Basel. Die
hiesigen wie auch die Tumringer und Haagener gehen in die hiesige kupferische
Fabrik. Ich faßte den Vorschlag, daß für 1 Kind 2 sollten genommen werden, die
einander ablösen möchten. Ich brachte es aber nicht zu Weg und bleibe daher
umso mehr in Verlegenheit, als teils die Eltern dürftig sind". Um 1768 beklagten
sich viele Schulmeister der Diözese teils wegen der geringen Besoldung, teils
wegen Mangels an Brennholz, so daß sie wieder zur Einführung des allseits unbeliebten
„Scheitertragens" gezwungen seien. Wollbach, Kirchen und Fischingen
wandten sich deshalb ans Forstamt. Über beides aber hatte der Egringer Lehrer
nicht zu klagen. Einerseits war seine Besoldung von 100 fl. eine der besten in der
Diözese, andererseits aber erhielt er das nötige Brennholz aus dem Gemeindewald

18*

275


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0277