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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 277
(PDF, 61 MB)
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Stande nicht messen konnte, so liegt doch in der Vielseitigkeit seines Dienstes
und in der Treue, mit der er oft unter schweren Umständen diente und Lebensund
Glaubenskräfte in die Herzen der Jugend pflanzte, so viel Hingabe verborgen,
daß auch wir Heutigen nur mit Dankbarkeit und Hochachtung an die einstigen
frühen Lehrer unserer Gemeinde zurückblicken können.

B. Von Glaube und Alltag in unserem Dorfe

Wenn im 19. Jahrhundert der Visitator des Jahres 1857 feststellen konnte:

„Die Gemeinde Egringen gehört zu den besseren in der Diözese, es findet sich in ihr
noch ein guter Kern einfacher, wohlgesinnter christlicher Landleute, die an dem von den
Vätern ererbten Heilsgute festhalten und es auch auf ihre Kinder zu übertragen beflissen
sind. Wenn auch tiefere christliche Erkenntnis nur bei Einzelnen gefunden werden
dürfte, so ist die Liebe zum Wort Gottes vorhanden und Ehrfurcht gegen die Institution
der Kirche, daher der sittlich-religiöse Zustand als ein befriedigender angesehen werden
darf."

- so gilt dies ebenso auch für das alte Egringen der vorhergehenden Jahrhunderte.
Und zwar sowohl im positiven wie im negativen Sinn. Auch die alten Egringer
waren Menschen von Fleisch und Blut, fest verwurzelt auf dieser Erde und doch
mit dem Blick nach oben. Schon bei der Visitation 1591 zeigt es sich, daß es vor
allem wirtschaftliche Fragen sind, mit denen sie sich herumschlagen müssen - und
das liebe Geld bereitete ihnen Not. Der Besiegelung halber - so geben sie an -
seien sie etwas beschwert, weil sie für die Siegelung zu Basel für jeden Brief
3 Batzen geben müssen und ebensoviel für den Schreiberlohn. Wogegen andere,
die doch genau so wie sie Untertanen seien, für die Siegelung nichts zu bezahlen
brauchen! „Sonst haben sie ein kleines Einkommen, davon sie eben die Brunnen
erhalten!" Ihr Boden, auf dem sie stehen, ist diese Welt mit all ihren Aufgaben
und ihren Nöten und Schwächen. Als an Vogt und Gerichtspersonen 1558 - unmittelbar
nach der Einführung der Reformation - die peinliche 12. Visitationsfrage
gestellt wird: „Ob Gotteslästern und Vollsaufen in großem Schwang in
Egringen gehen", hören wir die vielsagende Antwort von ihnen: „Ist wie an
anderen Orten". Als man den alten Pfarrer Fischer darüber befragte, antwortete
er: „Das Vollsaufen und Gotteslästern ist allgemein". Und doch hatten beide
recht: es war auch an anderen Orten nicht besser!

Daß es auch mit der „tieferen christlichen Erkenntnis" bei etlichen nicht weit
bestellt war, sehen wir an dem Beispiel des Vogts und der Gerichtspersonen, von
denen der Pfarrer im Blick auf ihren Kirchenbesuch 1558 bekennen muß: sie
kommen „auf Sonntags - aber darnach geschieht es selten". Und doch herrschte
von Anfang an eine gewisse christliche Ordnung in der Gemeinde. Vom Katechismusgottesdienst
am Sonntag nachmittag heißt es 1558: „gehen viel Leut
dazu". Und auf die Frage, ob während der Predigt auch im Ort gezecht werde,
konnte die Antwort gegeben werden: „unter der Predigt zecht man nicht" - was
unter den umliegenden Gemeinden nicht selbstverständlich war. Auch können
sich die Egringer sowohl 1558 als auch 1591 rühmen: „Niemand sei mit Lastern
behaftet", und „Wissen niemand in ihrer Gemeind, der mit Zauberei oder Segensprechen
umgeht". Armenpflege war offenbar 1558 noch nicht notwendig, denn
die Vorgesetzten geben an: „Haben keine Armen". Aber 1591 zeigt sich dann
doch auch die Liebe in der Gemeinde als Frucht des Glaubens: „Die Waisen werden
ihres Wissens wohl gehauset" - nur haben sie die Klage, die Abhör der
Waisenrechnung sei zu teuer! Auch läßt sich 1558 einerseits äußerlich kein Hang
mehr zum alten katholischen Glauben in der Gemeinde feststellen: „Es geht niemand
aus der Herrschaft zu der Messe noch zum Nachtmahl". Andererseits besteht
aber auch kein Hang zum Sektierertum: „Es sind keine Wiedertäufer bei

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