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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 288
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0290
3. Wolfgang Men^inger, 1574-1581

Es lag in der Natur der Sache, daß die junge evangelische Kirche der Markgrafschaft
alsbald nach Einführung der Reformation um die Formulierung ihres
Bekenntnis Standes ringen mußte. Ist doch die Bekenntnisfrage als Frage nach dem
Inhalt des Glaubens die erste Frage der Kirche überhaupt. Sollte sich die evangelische
Kirche der Markgrafschaft dabei an Luthers Werk, d. h. vor allem an seine
Formulierung der Abendmahlslehre anschließen oder sollte sie nach Züricher Vorbild
nachbarschaftlich in den Spuren der Reformierten wandeln? Markgraf Karl
hatte bei der Reformation 1556 selbst eine wegweisende Vorentscheidung getroffen
: er hatte den lutherischen Münsterprediger und Professor an der Universität
Basel, Simon Sulzer, mit der Durchführung der Reformation in der oberen
Markgrafschaft beauftragt. So atmete schon die Durchführung der Reformation
auch bei uns Luthers Geist. Aber während später Württemberg und unter dessen
Einfluß die untere Markgrafschaft und von der oberen Markgrafschaft die
Diözesen Emmendingen und Badenweiler sich dem lutherischen Einheitsbekenntnis
, der „Konkordienformel" anschlössen, gewann alsbald an der Universität
Basel die reformierte Theologie immer mehr an Boden. Die Studenten trennten
sich in zwei Lager, es kam öfters zu Reibungen: die markgräflichen Stipendiaten
waren für Luther, die Schweizer hingen dagegen das Bild Zwingiis in der Stube
des Kollegiums über dem Basler Tisch auf10. Auch in der Bürgerschaft wuchs der
Widerstand gegen Luthers Abendmahlslehre. Die Pfarrer der beiden benachbarten
Diözesen Sausenberg (Schopfheim) und Rötteln (Lörrach) standen zwischen den
Fronten und verweigerten nach dem Tode des Markgrafen im Jahre 1577 die von
der vormundschaftlichen Regierung verlangte bedingungslose Unterschrift der
Konkordienformel. Sie wünschten den Zusatz: „Die (andersgesinnten) Pfarrer
und Kirchen verdamme ich nicht. Ich überlasse sie dem Urteil Gottes, bereit -
wenn ich aus dem Worte Gottes eines Besseren belehrt werde - der Wahrheit und
dem Hl. Geiste mich zu fügen." An der Spitze der Gegenbewegung stand Johann
Jakob Grynäus, seit 1565 Superintendent (Dekan) in Rötteln und ab 1575 Professor
an der Universität Basel sowie sein Bruder Theophil, der ihm 1575 in der
Superintendentur nachfolgte. Aber die markgräfliche Regierung gab nicht nach. Die
meisten der Widerstrebenden unterschrieben, der Rest wurde abgesetzt, wodurch
dieser Streit seine Wellen bis ins stille Egringen schlug. Denn unser Ort verlor dadurch
seinen bisherigen Pfarrer Wolfgang Menzinger, der einer der bis zuletzt
Widerstrebenden war. Von ihm wissen wir nur, daß er aus Bayern stammte und 1581
nach Mühlhausen/Elsaß ging. 1584 wurde er Pfarrer der deutsch-reformierten Gemeinde
zu Illzach/Elsaß, wo er schon 1586 starb. Seine Verbindung mit Basel ersehen
wir u. a. auch aus der Tatsache, daß die Hälfte der Paten seines noch 1581 in
Egringen geborenen und bald darauf hier verstorbenen Söhnleins Jakob in Basel
ansässig war. Außer ihm mußten noch 7 seiner Amtsbrüder ihre Gemeinden verlassen
: Dekan Grynäus - Lörrach, Dekan Eichinger - Schopf heim, sowie die Pfarrer
Schweigausreitter -Wittlingen,Liendacher-Mappach, Lindium -Tegernau, Eisingen-
Maulburg, Zimmerlin-Kirchen.

Leider aber hatten diese Vorgänge ein Nachspiel, das zwischen der lutherischen
Markgrafschaft und der reformierten Stadt Basel eine Kluft aufriß, die 200 Jahre
lang nicht mehr geschlossen werden konnte. Markgraf Georg Friedrich, ein
ebenso vorbildlicher wie tapferer evangelischer Fürst, der zu Beginn des Dreißigjährigen
Krieges im Jahre 1622 die Regierung seinem ältesten Sohne Friedrich
übergab und dabei erklärte, er wolle von jetzt aber nur noch Soldat sein und für
seinen evangelischen Glauben kämpfen, ermahnte 1595 auf einer Synode in
Rötteln die Pfarrer unserer Diözese zu treuem Festhalten am lutherischen Bekenntnis11
. „Im Jahre 1598 hielt der Generalsuperintendent M. Johann Weininger in

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