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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 290
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1587 Ebenfalls Teuerung. Am 22. Mai solch ein großes Wasser, damit auch Stein fielen
in 2 Stunden, daß (es) zu Wollbach ein Haus samt Scheuer hinwegriß. Die Feuerbach
hier zu Egringen war so groß, daß sie über den halben Brühl floß.

1588 Wenig Wein. Statt 100 Saum kaum 6 bis 8, und so grausam sauer, daß er für Essig
verkauft worden ist.

1589 26.-29. November kam ein Haufen Volks von jenseits des Rheines heraus gen
Basel; da streifte der Herzog von Lothringen auf sie, und litt das Sundgau von den
Lothringischen noch größeren Schaden denn vom andern Volk. Die Lothringer
stahlen Roß, Kühe, Geld, Silber, Geschirr und schwächten viel Weibsbilder.

1592 erhob sich ein großer Zank des Bistums Straßburg halber. Es zogen 10 Fähnlein
Eidgenossen durch die Markgrafschaft gen Straßburg, ihnen zu helfen, daß das
gemeldte Bistum nicht gar an den Lothringer kommen sollte.

1599 Im allgemeinen mittelmäßiges Jahr, aber allhier zu Egringen und Vischingen kam
ein Riesel schier einem Hagel gleich, tat Schaden dem Roggen und den Rüben.

1601 Montag nach St. Verenentag, 7. September, entstand in der Nacht vor 2 ein großes
Erdbeben, daß alle gebauten Häusern davon erzitterten. Dieses Erdbeben ist weit
gehört worden. Hierzulande ist in diesem Jahr viel Korn und Obst geworden, aber
wenig Wein, derselbe sauer, und gar kein Eckericht für die Schweine.

1602 Ein gar gering, schmal Jahr. Aber ziemlich Korn und Frucht. Der Herr strafe uns
nicht nach unserm Verdienen sondern handle mit uns nach seiner Gnade und Würde!

5. Pancratius Kauschmann, 1612-1625

Pancratius Kauschmann, dessen Wirksamkeit in Egringen noch in den Beginn
des Dreißigjährigen Krieges fiel, aber von den eigentlichen Kriegs schatten noch
unberührt war, war ein Glaubensmann voll tiefem Gemüt und ernster Frömmigkeit
. Bis 1607 war er Pfarrer in Lohr a. M., wo er bei der Wiedereinführung des
katholischen Bekenntnisses abgesetzt wurde. In seinen Aufzeichnungen in unserem
Kirchenbuch schildert er, wie er, aus Scheßlitz bei Bamberg stammend, nach
Egringen kam: Er traf am 21. 7. 1612 „mit Gott und seinem Eheweib Elisabeth
geb. Haudin sowie seinem Söhnlein Johann Kaspar" in Egringen ein und fing
„am folgenden Tage als am Fest Jakobi sein Amt in Gottes Namen an". Seine
Frau war die Tochter des Stadtschreibers zu Lohr. Aus seinen Kirchenbuchaufzeichnungen
wird deutlich, mit welcher Liebe er an Familie und Gemeinde hing.
Vertrat er doch in 13 Jahren in Egringen 36mal Patenstelle, seine Frau 16mal und
seine Tochter 3mal, darüber hinaus aber beide nach seinem Tode noch etliche
Male weiterhin - ein Zeichen dafür, wie groß Ansehen und Vertrauen zur Pfarrfamilie
in Egringen war. Es ist heute noch bewegend, seine Kirchenbucheinträge
anläßlich eigener Familienereignisse zu lesen. Sein Töchterlein Elisabeth wurde
am 12. 5. 1614 geboren, wobei er stolz vermerkt: „als am Tage Pancratii". Der
Eintrag seiner Taufe, bei der der Pfarrer zu Mappach und der Prädikant von
Fischingen Gevatter standen, schließt mit den Worten: „Gott gebe, daß solches
unser Kind, Sein göttlich Gab und ... Geschenk und lieblich Oelpflänzlein wohl
gerate ... fromm und ewig selig werde mitsamt uns allen. Amen." Und man spürt
dann selber den Schmerz des tief gebeugten Vaters mit, als er nach 3 Jahren
infolge eines tragischen Geschicks seinen Sterbeeintrag dazusetzen muß: „3 Jahre,
4 Wochen alt, am 19. August als Sebalditag zu Abend zwischen 4 und 5 Uhr in
dem Egringer offenen und übel verwahrten Brunnen elendiglich und jämmerlich
ertrunken - denselben zu decken ich vor 5 Jahren sollicitiert und darum angehalten,
der gerechte und gnädige Gott erbarme sich dessen -, welches Ursula Winterlin,
noch ledige Dirn, schreien oder winseln ... gehört, wie sie selbst freiwillig ausgesagt
und bekannt hat, doch als böse ... zwar allernächste Nachbarin nicht
herausgezogen noch auch uns die Eltern oder Gesinde mehr aus heidnischer ja
satanischer Unleutseligkeit nicht alsbald zugerufen noch offenbart hat. Welche

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