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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 291
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0293
unbarmherzig lieblose Dirn wir dem gerechten Richter Jesus Christus befehlen.
Nach den umsonst gebrauchten äußersten menschlichen Mitteln ist solches jungen

Kindes zartes ____Körperlein am Mittwoch, 20. Juni morgens 7 Uhr auf dem

Gottesacker zur Erde bestattet worden. Es wolle ihm der gerechte, wunderbare,
jedoch ganz gnädige Gott und Vater mitsamt uns und allen werten Christen eine
fröhliche Urständ zu ewig seligem beständigem immerwährendem Frieden und
Freudeleben verleihen durch Christum Jesum in Kraft des Hl. Geistes. Amen."

Auch seine Aufzeichnungen greifen weit über das Ortsgeschehen hinaus. Erscheint
doch darin nicht nur die Kaiserkrönung Matthias' V. am Pflngstfest 1612
in Frankfurt/Main, „der gnädig regieren wolle", sondern auch sein Tod am
10. März 1619 zu Wien. Auch die Krönung seines Nachfolgers Ferdinand II. zu
Frankfurt „aus dem Hause Österreich" am 31. 8. 1619 als „wolle Gott friedfertiger
römischer Kaiser", der uns aus dem Dreißigjährigen Kriege nur allzugut bekannt
ist. Dazu ist auch die Krönung Friedrichs V. von der Pfalz am 3. 11. 1619 in Prag
zum Böhmenkönig nicht vergessen. 1620 hören wir von dem Einfall der 30000
Spanier unter Spinola in die liebliche Pfalz, die sie unter Tilly verwüsteten. „Gott
ist da! ... geb uns gnädig beständigen Landfrieden!" Aber auch die Geschehnisse
der engeren Heimat spiegeln sich in seinen Aufzeichnungen wider. 1618 wird von
der Landvisitation zu Rötteln erzählt und 1617 von dem Durchzug der 1000 Mann
Kriegsvolk zu Fuß durch Egringen am 22. August, wo sie über Nacht blieben und
am folgenden Sonnabend vor der Vesperpredigt nach Eimeidingen, Oedingen
und Weil weiterzogen, nachdem sie in Egringen großen Schaden getan (500 h\).
„Gott, der da ist gerecht und gnädig, wolle (die), so noch zu bekehren (sind), bekehren
, oder wird sie mit seinem Grimm richten und mit seinem eisernen Szepter
wie ein Töpfer zuschlagen und . . . endlich gar zerstören. Amen." Auch das
100jährige Reformationsjubiläum von 1617 fehlt nicht mit seiner „allgemeinen
Danksagung dem allergnädigsten Gott für sein uns vor 100 Jahren durch Dr.
Martin Luther selig geoffenbartes und geschenktes seligmachendes Wort". Aber
auch der Alltag ist in seinen Aufzeichnungen nicht vergessen:

1613 26. April ist ein großer unvorhergesehener Riesel . . . kommen, welcher großen
Schaden an Rebstöcken, Birnen, Pflaumen u. a.... „Es hat aber der gütige Gott und
barmherzige Vater noch ein gut Ernt und wenig Obst, Eichel und Eckericht . . .
ziemlich gut Wein beschert, dem wir es zu ewigem Dank ... genossen."

1614 Regieren die Kindsblattern. Starke Kälte und Erdbeben. Das Erdbeben wiederholt
sich am 25. September. „Das Pfarrhaus hie zu Egringen ward so stark erschüttert,
daß wir den Jüngsten lang erwünschten Tag verhofft haben."

1615 Am 11. Mai Wolkenbruch. Guten Wein 1610—1615. Im allgemeinen fruchtbare
Jahre.

1616 Erster großer Wasserguß und Flut unterm Leufeiberg am 31. Mai abends. Der 2. am
3. und der 3. am 4. Juni. Guter Wein.

1617 Gesegnetes Jahr wie keines seit Manngedenken.

1622 Ein gutes, fruchtbares Jahr. Auch mit gutem, edeln, köstlichem Wein. Dennoch hat
sich eine große Landesteuerung erhoben und sich erstreckt bis ins Jahr 1623, daß
sich das Malter Kernen gesteigert auf 20, 30, 40, 50 Pfennig.

Mit dankbar bewegten Worten gedenkt er im Jahre 1622 seiner 10jährigen
Tätigkeit in Egringen, in der sich der barmherzige Gott nicht unbezeugt gelassen
habe.

Wie sein Leben in der Hingabe des Glaubens, so war auch sein Sterben. Nachdem
er am Donnerstag den 20. 10. 1625 vormittags um 10.00 Uhr noch die
Wochenkirche gehalten hatte, mußte er sich legen. „Darnach um %1 Uhr (ist er)
sanft und fröhlich in dem Herrn entschlafen." Sein Leichentext war: „Ich habe

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