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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 292
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0294
einen guten Kampf gekämpft..." 2. Tim. 4, 7 u. 8. Seine Familie verblieb auch
nach seinem Tode in Egringen. Frau und Tochter Elisabeth wurden im Pest jähr
1634 auf unserm Friedhof bestattet.

6. Johann Sebastian Kreilsheimer\ 1626-1660

Dieser Pfarrer ist uns neben Pfarrer Kauschmann besonders ans Herz gewachsen.
Denn er wirkte unter unseren Vorfahren in der wohl schwersten Zeit unserer
Gemeinde, die ihm aus Dankbarkeit in unserer Kirche ein Denkmal setzte. Wie
sein Vorgänger Kauschmann kam er zu uns als treuer Bekenner, der um seines
Glaubens willen seine Heimat hatte verlassen müssen. War doch in Pfalz-Neuburg
im Jahre 1613 der Landesfürst wieder zum katholischen Glauben zurückgekehrt
und hatte ihn mit vielen anderen evangelischen Pfarrern des Landes verwiesen.
Auch er stand in enger Verbundenheit mit seiner Gemeinde, wie die große Zahl
seiner Gevatterschaften zeigt. Seine Eintragungen im Kirchenbuch geben uns
keinen Hinweis darauf, daß er Frau und Kinder gehabt habe. Wir müssen also
annehmen, daß er ohne Familie war. Um so mehr aber spiegeln sie das Elend
wider, das in der Mitte des Dreißigjährigen Krieges über die Unseren kam. 1633
mußte er schreiben: „In diesem Jahre sind in der Flucht etliche Kinder an anderen
Orten getauft worden, welche dem Pfarrer nicht angezeigt und demnach hierinnen
nicht verzeichnet wurden." Entsprechend auch im Sterberegister: „Wie auch im
folgenden Jahre sind unterschiedliche Personen in Wegen der Flucht zu Basel
und anderswo gestorben, welche hierinnen nicht verzeichnet worden." Sogar 1643
hören wir nochmals: „In währender Flucht, als die Weimarische Armee im Land
gelegen, sind zu Basel gestorben 3 wohlbetagte Personen." Und über die Unglücklichen
daheim fielen eines Tages neben den Kriegs schrecken noch die apokalyptischen
Reiter der Pest her - als ob sie ein Spielball wären. Schon 1629 forderten
sie 30 Opfer, 1633 erfaßten sie dann das ganze unglückliche und verstörte
Dorf und hausten dann fast das ganze Jahr 1634 darinnen, namenlosen Schrecken
um sich breitend. So war Pfarrer Kreilsheimer allein im Jahre 1634 147mal auf
dem Friedhof, auf den man allein im Monat November 74 Tote - und viele unter
ihnen durch das „Totenwegle"- trug! Was mag dann von den ca. 500 Einwohnern
noch am Leben gewesen sein, als endlich 1648 die Friedensglocke läutete?
Als man am 16. August 1660 den treuen Seelsorger selber nach wohl vollbrachtem
Laufe zur letzten Ruhe bestattete, setzte ihm seine dankbare Egringer
Gemeinde ein bleibendes Denkmal, das im Chor unserer Kirche noch heute eingemauert
ist und uns an seinen wohl vollbrachten Lauf erinnert. Gleichzeitig aber
mahnt es alle kommenden Geschlechter zum Gedenken an die schwerste Zeit
unseres Dorfes. Ins Deutsche übertragen ist sein Wortlaut:

Stehe still, o Wanderer!

Betrachte das Denkmal des ehrwürdigen Mannes

Herr Johann Sebastian Kreilsheimer

aus neupfälzischem Geschlecht,

der 66 Jahre hindurch mit dir gewandert ist,

hervorragend durch Sittenreinheit, Gelehrsamkeit, Glaube, Treue, Frömmigkeit und Liebe!
So widmete er 40 Jahre seines Lebens Gott und der Kirche

und gab im Jahre 1660 nach vollbrachtem Laufe seine Seele dem Sdiöpfer zurück!
Für die Welt und für Gott fahre er dennoch fort zu leben!
Darum sehe auch du den Toten als zum Leben eingegangen an!

So war dieser Mann ein leuchtendes Vorbild aller Egringer Pfarrer und ein
lebendiges Licht auf dem Wege unseres Ortes durch die Nacht!

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