Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 293
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0295
7. Johann Georg Gabriel Gmelin, 1683-1695

Zu den bekanntesten Pfarrergeschlechtern des Oberlandes gehörte nach dem
Dreißigjährigen Kriege die Familie Gmelin, der auch unser Egringer Pfarrer
Johannes Gmelin entstammte. Sein Vater war der damals allbekannte und geschätzte
Jeremias Gmelin, Spezial-Superintendent der Landgrafschaft Sausenberg.
Aus Bebenhausen bei Stuttgart stammend, war er einst im Zuge der Gegenreformation
aus seiner Wirksamkeit in Rotenfels (Murgtal) vertrieben, zuletzt in
Auggen tätig, wo von ihm ein großer Einfluß ausging. Besonders wurde er auch
durch seine lateinischen und deutschen Dichtungen allseits bekannt13. Die Mutter
unseres Egringer Pfarrers war bei ihrer Heirat nur 3 Jahre älter als ihres Mannes
älteste Tochter aus erster Ehe. Ihr Mann rühmte es ihr nach, daß sie in ihrer
32jährigen Ehe nicht nur ihren eigenen 12 Kindern eine treue und liebevolle
Mutter gewesen sei, sondern auch ihre Stiefkinder nie stiefmütterlich behandelt
habe. Von ihrem 1660 geborenen Sohne Johannes, unserem Egringer Pfarrer,
sagt ein Synodalbericht: „J. Gmelin ist ein eifriger und frommer Mann, schlägt
seinem Herrn Vater in allen Tugenden nach und wird mit der Zeit einen Mann
abgeben, den man zu mehreren Sachen brauchen kann." Auch ist von ihm bekannt
, daß er ein trefflicher Historiker und Kenner der griechischen Sprache gewesen
ist. Als Joh. Gmelin nach Egringen kam, war er bereits mit Susanna Maria
Föckler verheiratet. Auch seine Frau entstammte einer altbekannten Pfarrfamilie,
die lange Zeit die Pfarrei Oedingen von Geschlecht zu Geschlecht vererbte. Blitzartig
war der Name ihres Geschlechtes schon im Jahre 1629 im Zusammenhang
mit Egringen aufgetaucht. Der damalige, ihren Vorfahren entstammende Isaak
Föckler, Generalsuperintendent der unteren Markgrafschaft, wurde 1626 dieser
Stellung vom Markgrafen Georg Friedrich enthoben, weil er dessen Stellungnahme
gegen den Kaiser offen mißbilligt hatte. Nachdem er 14 Wochen lang in
Haft genalten worden war, bot man ihm die Pfarrei Egringen an. Er aber schlug
sie aus und verließ das Land. Johann Gmelin und seine Frau haben sich trotzdem
gut in Egringen eingelebt. Denn wir finden auch diesmal wieder beide Pfarrersleute
oft als Gevatter bei den Taufen der Egringer Kinder. Sein erstes eigenes
Kind Susanna Maria wurde ihm am 22. Juni 1684 in Egringen geboren. Er bemerkt
im Taufbuch: „Dieses Kind mußte wegen eines unverhofft schwachen Zu-
standes, in welchem man es schon allbereits für tot gehalten, zur Taufe gebracht
werden, deswegen wir Eltern unverzüglich solches durch Herrn Georg Lindwurm
, den alten Pfarrer, zu Hause haben taufen lassen. Als wir aber am Dienstag
24. 6. als am Fest Johannes d. Täufers dieses schon getaufte Kind dennoch zur
Kirche trugen und durch Herrn Martin Ludin - Pfarrer in Eimeidingen - die
Ministerialien verrichten ließen, waren die Gevattern: die durchlauchtigste
Fürstin Prinzessin Elisabetha, Markgräfin zu Baden und Hochberg - wie auch bei
der Taufe des 2. Kindes! -, welche des Kindes Mutter vor diesem aus der Taufe
gehoben, deren Stell Frau Pfarrer Lindwurm vertreten, außerdem die Pfarrfrau
zu Hasel, die Enkelin des Speziais Gebhard, die Pfarrer zu Wittlingen und zu
Altenheim und der Kammerdiener des Markgrafen (,an dessen Statt Hans Eckenstein
, der Metzger, gestanden')" u. a. Aus der Auswahl der Paten wie aus dem Herkommen
der Eltern sehen wir heute noch etwas von dem Glanz, der damals das
schlichte Egringer Pfarrhaus umgeben hat. Wenn nur nicht die Raubkriege Ludwigs
XIV. vor der Türe gestanden wären! Denn bereits 1690 muß Gmelin einen
Taufeintrag mit den Worten beginnen: „in der Flucht geboren und getauft."

Es liegt in der Natur der Sache, daß gerade dieser Mann einen besonders weiten
Blick und ein besonders reges Interesse für die Geschehnisse der Zeitgeschichte
gehabt hat und darum auch gerne die geschichtlichen Vorgänge der Zeit wie seine
Amtsvorgänger aufgezeichnet hat. Etliche Kostproben daraus mögen auch hier
folgen:

293


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0295