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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 298
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hatte. In Sachen seines Geldverlustes kam es zu einer Kontroverse zwischen Karlsruhe
und Lörrach, in deren Verlauf das Oberamt Lörrach den seltsamen Geldwechsel
auf einen verstorbenen Aktuar zurückführte, der einst diesen in Tullas
Interesse vorgenommen habe, als das Gerücht umgegangen sei, die neuen Taler
würden abgewertet. Aber es habe „niemand Schaden davon... Denn Tulla hat
man bei der Verzählung des Geldes versprochen, diese Gucke wieder mit neuen
Talern zu versehen." Am 24. 8. 1768 mußte Tulla dann von Brötzingen aus dem
Markgrafen berichten, es habe sich leider gezeigt, daß er der Uhrenarbeit nicht
gewachsen sei, weil seine Leibesumstände ihm „nicht lange aufrechtzusitzen und
von freier Hand, wie es doch zum Drehen, Feilen, Polieren etc. nötig, sondern nur
mit aufgestelltem Ellenbogen und anliegendem Leib zu arbeiten gestatten." Doch
sei sein Schwager bereit, so berichtet er weiter, ihn für die noch übrige Lebenszeit
aufzunehmen, und er bitte, daß man ihm darum nunmehr die 200 fl. mit den
Zinsen für 4 Jahre verabfolge und ihm die 103 fl. 44 krz erlasse, die schon deshalb
ungerechtfertigt seien, weil das Waisenhaus jederzeit für ihn laufend den ihm zustehenden
Teil der Egringer Pfarrbesoldung erhalten habe. Aber er hat sein Geld
trotzdem nie erhalten. Noch größer als die Unbarmherzigkeit der Menschen war
auch damals schon die Liebe Gottes, die ihn nicht vergessen hatte. Sie entnahm
ihn bereits am 14. 7. 1769 allem widerlichen menschlichen Streit und holte ihn
heim. Als aber sein Schwager nach seinem Tode beim Waisenhaus erneut vorstellig
wurde und darauf hinwies, Lorenz habe noch zu Lebzeiten um Erlaß seiner
Schuld gebeten, antwortete man ihm: von diesem Gesuch sei nichts bekannt.
Und das Hofratsprotokoll vom 1. 6. 1774 bemerkt im Blick auf ihn: „Von einem
Nachlaß findet sich in den Akten nichts." ...

9. Theophilus Haf, 1752-1760

Als Haf am 3. 5. 1755 endgültig als Pfarrer zu Egringen bestätigt wurde, ging
damit eine für ihn schwere Zeit ihrem Ende entgegen. War er vom 29. 11. 1752
bis 25. 5. 1753 als Vikar Tulla zur Seite gegeben worden, so hatte er seit 2 Jahren
die Pfarrei nunmehr selbständig verwaltet. Gelegentlich führt er im Kirchenbuch
bewegte Klage darüber, wie er unter verschiedenen Qualen ausgehalten habe. Um
zu ermessen, worinnen seine Notlage bestanden hat, müssen wir uns an die Besoldungsverhältnisse
der Pfarrer in der einstigen Markgrafschaft erinnern. Die
Pfarrhäuser waren an sich schon im 18. Jahrhundert zum großen Teil mit irdischen
Glücksgütern nicht überschüttet. Dazu kam noch die Tatsache, daß die meisten
Pfarreien schlecht besoldet waren. Überdies waren die Einkünfte der einzelnen
Pfarreien verschieden und von der Größe der einzelnen Pfründe abhängig. Das
Pfarreinkommen hatte damals bei uns folgendes Bild:

Gutes Einkommen:

Mappach Haltingen

Holzen Wollbach Weil

Efringen Binzen

Oetlingen Kandern

Mittleres Einkommen:

Lörrach Blansingen
Rötteln
Brombach
Steinen
Egringen

Eimeidingen
Grenzach
Kirchen
Schallbach

Geringes Einkommen:

Kleinkems

Hauingen

Tüllingen

Die Einkünfte, die meist aus Naturalien bestanden, „waren nicht nur ungleich,
sondern auch oft unsicher und vom Wetter und der landwirtschaftlichen Tüchtigkeit
des Pfarrers abhängig. Während die einen ihr Brot mit Tränen aßen und ihre
Söhne nicht studieren lassen konnten, lebten andere in sorgenloser Fülle"13. Der
Landvogt von Leutrum zu Lörrach erkannte schon im 18. Jahrhundert die Unzuträglichkeiten
dieses Pfründesystems. Er schlug darum eine gleichmäßige feste

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