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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 299
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Besoldung aller Diener der Kirche vor. Aber es waren 200 Jahre nötig, bis dieser
Gedanke zur Durchführung kam. Die Egringer Pfarrbesoldung mit 496 fl. war
zwar von den mittleren Besoldungen eine der besten. Auch die Lehrerbesoldung
von 100 fl. konnte sich damals sehen lassen. Aber besonders übel pflegte es einem
jungen Geistlichen wie Theophil Haf zu ergehen, wenn er nach langer Vikariats-
zeit seine erste Pfarrei nur nach der Entrichtung der zahlreichen Gebühren und
Abgaben antreten konnte. So mußte mancher unter dem Zwang der Verhältnisse
von vorneherein mit Schuldenmachen beginnen. Nachdem Haf 2 Jahre lang mit
Rücksicht auf die Tulla'sche Familie nur etwa halbe Besoldung bezogen hatte und
nun nach seiner endgültigen Ernennung auch noch weiterhin jährlich 40 fl. für
Lorenz Tulla an das Waisenhaus entrichten sollte, berichtete er darüber an den
Markgrafen am 12. 7. 1755 folgendes:

„Bei meinem langwierigen doppelten Vikariat und darauf erfolgter Adjunctur . . . mußte
ich nicht nur sehr viele Drangsale ausstehen sondern auch noch dazu, weil ich so gar wenig
Besoldung hatte, mein väterliches Vermögen notwendigerweise angreifen, ja noch Schulden
machen."

So führte er bewegte Klage darüber, daß zum Schaden seiner verwitweten Mutter
und seiner armen verwaisten Geschwister einst so ansehnliche Summen Geldes
für sein Studium verausgabt worden seien, die er nun nicht mehr an sie rückvergüten
könne. Aber sein Gesuch, ihm die besagten 40 fl. zu erlassen, wurde
vom Kirchenrat mit dem prägnanten Worte beantwortet: „Abzuweisen."

Mancherlei Widerwärtigkeiten müssen ihm aber auch in der Gemeinde begegnet
sein. Denn auf die Visitationsfrage, ob er von seinem Amte einen besonderen
Segen in der Gemeinde spüre, antwortete er in den ersten 3 Jahren: „er könne von
besonderem Segen noch nicht viel spüren", um im 4. Jahre etwas hoffnungsvoller
anzugeben: „sein Amt sei nicht ohne alle Frucht und einige haben sich gebessert,
der größte Teil seien Lumpen, etliche seien brave christliche Leute", um im
6. und 7. Jahre festzustellen: „Die Gemeinde sei dermalen in ziemlich gute Ordnung
gebracht, die Schuldenlast, in welche sich die meisten gestellt, werde so bald
nicht können getilgt werden." Im letzten Jahre seines Wirkens konnte er dann
dankbar bekennen: „Er glaube nicht, daß sein Amt ohne Segen gewesen, wünsche
aber mehr davon zu spüren."

Auch Theophil Haf war ein allseits interessierter Mann, der mit der Treue im
Amt eine rege Anteilnahme am Zeitgeschehen verband. Von seinen Notizen im
Kirchenbuch sind folgende besonders interessant:

1756 In diesem Jahre ist Lörrach zu einer Stadt erhoben worden.

Wegen dem großen Geldmangel ist im Elsaß der Paß auf 6 Wochen geöffnet worden
, daß die Elsässer ihre Victualien in die Schweiz führen durften.
Den 2. Juli ist. .. ein entsetzliches Donnnerwetter entstanden, welches in gar vielen
Orten einschlug. Insonderheit aber schlug es in Hans und Jakob Brunners wie auch
Hans Hemmers Scheuer, welche in die Asche in XU Stunde gelegt und ein Schaden
von 102 fl verursacht worden ist.

1753 ist hiesiges Pfarrhaus, da es vorher einer Mördergrube gleichgesehen, auf mein
und Anhalten von Herrn Wöhner, Oberschreiber des Spitals zu Basel, repariert, auch

1754 der Pfarrgarten samt den Pfarrerreben wiederum ausgesteint worden.

1760 Im Juni ist in Gascogne in Frankreich ein solch Hagelwetter entstanden, daß die
Schloßen wie welsche Hühnereier, ja so groß als Kegelkugeln waren. Über 400
Örter sind so jämmerlich dadurch zugerichtet worden, daß von den Häusern nichts
mehr als die Mauern stehen geblieben. Die Äste sind von den Bäumen geschlagen
worden. Alles sieht so aus als wenns ein Bombardement ausgestanden.
Die Preußen sind seit 1 Jahr sehr unglücklich gewest. Desto glücklicher aber die
Engländer, indem sie den Franzosen in America, Africa und Asia fast alle ihre
Besitzungen weggenommen, auch ihre Flotten jämmerlich zugerichtet haben.

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