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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 300
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Leider haben nach Theophil Haf seine Amtsnachfolger die schöne Sitte der Aufzeichnungen
aus dem Zeitgeschehen nicht fortgesetzt, so daß diese mit seinem
Namen schließen. Aber auch er ist in allen Irrungen und Wirrungen des irdischen
Geschehens nicht aufgegangen, sondern hat, als er 1761 nach Britzingen „dis-
lociert" wurde, von seiner Egringer Gemeinde mit einem Lobe Gottes auf den
Lippen Abschied genommen. Sein letzter Eintrag in unserem Taufbuche sind die
Worte: „Soli Deo Gloria<e, d. h. Gott allein sei die Ehre!

7 0. Johann Andreas Saalmüller, 1761-1766

Die Übernahme der Egringer Pfarrei war für ihn eine Heimkehr in doppelter
Hinsicht. Einmal kehrte er damit von seinem Dienst im fernen Ittersbach bei
Pforzheim wieder in seine geliebte Heimat im Markgraf lerland zurück. Denn seine
Wiege stand 1722, d. h. vor 40 Jahren, im Tüllinger Pfarrhaus. Andererseits aber
trug er schon bei seinem Kommen nach Egringen den Todeskeim in sich - trotz
seines noch jugendlichen Alters so daß er schon nach 5 Jahren in die ewige
Heimat heimgerufen wurde. Er stand schon von Anfang an in Egringen in
„Leibes- und Gemütsschwachheit", so daß schon bei der ersten der jährlichen
Visitationen die zur Wahrheit verpflichteten Ortsvorgesetzten die dann immer
wieder sich wiederholende Klage aussprechen mußten: „Er tue sein Amt, so gut
er könne, doch scheine die Gemeinde für ihn zu stark zu sein, und ihm (außerdem)
das Vermögen fehle, seine Sache recht an den Tag zu geben." So konnten oft
Gottesdienste und Kinderlehre zu den vorgesehenen Stunden nicht gehalten
werden. Auch die Pfarrgüter litten Not, die schon mit Rücksicht auf jeden Nachfolger
in bestem Zustand erhalten bleiben mußten. 1765 wird bei der Visitation
die Klage laut, die Reben seien nicht ordnungsgemäß mit Stecken versehen und
nicht gehauen worden. Der von ihm damit Beauftragte war in der Zwischenzeit gestorben
. An gutem Willen fehlte es ihm nicht, ließ er doch gerade um diese Zeit
ein öde gelegenes Stück beim Pfarrhaus auf eigene Kosten in baulichen Zustand
bringen. Man erkannte seinen guten Willen auch allseits in der Gemeinde an und
bedauerte ihn wegen seines leidenden Zustandes. Aber wenn 1765 seine Kuh zum
Schaden der Gemeinde frei weidete, so konnte man doch ordentlich böse werden.
Als 1762 das Dorf lein Maugenhard, dessen eine Hälfte mit 5 Häusern von Anfang
an als Filiale zu Egringen gehört hatte, am 6. März „gänzlich in politicis et
ecclesiasticis, den Bann und die Waidgerechtigkeit ausgenommen" zum Ort
Mappach gezogen wurde, war ihm die Beschränkung auf Egringen sicher eine Hilfe.
Aber dennoch überstieg die Arbeit auch jetzt noch seine Kräfte, so daß der Kirchenrat
im Mai 1766 beschloß, ihm einen Vikar zuzuteilen, für den die Gemeinde
und Pfarrer Saalmüller jährlich je 50 fl. zu bezahlen gewillt waren. Aber bereits
am 15. 6. 1766 nahm ihn Gott in die endgültige Heimat zu sich. Zwei Tage darauf
wurde er hier begraben.

Von seinem Vikar hatte er gehofft, „daß derselbe seiner Kinder, besonders
seines Söhnleins (sich) annehmen und ihm im Lernen forthelfen werde". Nun aber
war seine Witwe mit 5 unversorgten Kindern (4 Töchter und 1 Sohn) ganz auf
sich gestellt. Wie sollte sie mit ihnen durchkommen? Sie trug sich mit derselben
Absicht wie einst Lorenz Tulla: sie stellte am 3. 12. 1766 Antrag auf Errichtung
einer „Krämerei" in Egringen, da sie mit ihren „5 noch unversorgten und unerzogenen
Kindern in den betrübtesten Witwen- und Waisenstand versetzt worden
sei", und „das vorhandene Vermögen nebst den jährlichen ,Witwenfisci Bene-
ficia* die Nahrungsmittel bei weitem nicht darreichen." Sie bat darum, „einKräm-
lein mehrenteils von den sogenannten kurzen Waren dahier" anlegen zu dürfen.
Die Bürgerschaft kaufe ja infolge der Lage des Ortes ohnehin außerhalb des
Landes in Basel, so daß keinem der einheimischen Krämer Konkurrenz entstehe.

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