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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 301
(PDF, 61 MB)
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Dagegen würden die hiesigen Einwohner und die der umliegenden Orte Vorteil
davon haben. Da sowohl die Orts vorgesetzten als auch die Krämerzunft gegen die
Errichtung der „Kramerei" keine Einwendungen erhoben, wurde die erforderliche
Genehmigung erteilt. Über den Fortgang ihres Unternehmens ist uns leider
nichts berichtet. Da sie bereits am 3. 5. 1768 ebenfalls heimgegangen ist, möchten
wir annehmen, daß der Tod ihren Plan zunichte gemacht hat.

//. August Wilhelm Kaufmann, 1766-1782
U.Johann Georg Wilhelm Fröhlich, 1782-1803

Leider ist uns von diesen beiden Pfarrern und ihrer Lebensgeschichte nur wenig
bekannt. Pfarrer Kaufmann ist geboren in Durlach als Sohn des Regimentsquartiermeisters
August Wilhelm Kaufmann und war, bevor er nach Egringen
kam, Pfarrer in Hertingen. Bei der Visitation 1767 gibt er über seine Familienverhältnisse
an: „Lebe in der Ehe ohne Kinder." So findet sich in unserem
Kirchenbuch auch kein einziger Eintrag, der seine eigene Familie betrifft, und der
Name seiner Frau ist uns bis heute unbekannt. Vorsteher und Deputierte bezeugen
ihm aber durchgehend: „Er versehe sein Amt wohl." 1778 hören wir: „Seine
Gemeinde habe ihn lieb und folge ihm. Daher habe er auch bei derselben mit dem
Vortrag des göttl. Worts eine offene Tür, weswegen er an einem Amtssegen nicht
zweifle." 1781 wird bekannt: „Er habe sich gänzlich seinem Amt gewidmet", und
1783 hören wir als Frucht seiner Tätigkeit: „Die Kinderlehrjugend wachse in der
Erkenntnis." 1782 wurde er nach Brombach versetzt, wo er 1794 starb.

Pfarrer Fröhlich ist ein gebürtiger Pforzheimer und war zuvor Pfarrer in
Blansingen. Seine zwei Buben Heinrich August und Adam Christian besuchten
die Rötteler Landschule bzw. das Lörracher Pädagogium. Sein dritter Sohn Friedrich
Wilhelm ist in Egringen geboren. Außerdem hatte er noch zwei Töchter.
Seine Ehefrau Katharina ist eine geborene Sander. 1803 wurde er nach Tiengen
bei Freiburg versetzt, wo er bis zu seinem Tode 1808 zugleich Dekan des Kirchenbezirks
Freiburg war. Wir dürfen also annehmen, daß er ein geistbegabter Mann
war.

In der Amtszeit dieser beiden Männer bahnte sich in der Theologie und Predigt
der Markgrafschaft - und damit in ihrer ganzen Geisteshaltung - eine folgenschwere
Entwicklung an, die auch an unserem Dorfe nicht spurlos vorübergegangen
ist. Die Zeit der geschlossenen kirchlichen Haltung und damit der sonntäglich
gefüllten Kirchen ging im 19. Jahrhundert zu Ende. Denn gegen Ende des
18. Jahrhunderts begann die Zeit des Vernunftglaubens, der in Glaubensdingen
nur noch das festhalten wollte, was die beschränkte menschliche Vernunft fassen
kann, und darum zu einer umfassenden Glaubenskrise führte, die dann später
auch unsere Egringer Kirche entleert hat. Wir finden diese Entwicklung angedeutet
im Visitationsprotokoll 1770, das von Pfarrer Kaufmann sagt: „Pfarrer
bezeugt, Baumgartische und Spenerische Schriften gelesen zu haben, so in Practica
einschlagen, ohne Exempla daraus zu machen." Ist Philipp Jakob Spener
noch der Vater des Pietismus, der entgegen der zum Teil erstarrten Orthodoxie
eine Verlebendigung des Glaubens erstrebte, so stehen Männer wie Baumgarten
und Rambach bereits an der Schwelle der Aufklärung, die mitten in den rationalistischen
Vernunftglauben hineinführte. Nach 1780 wird überall in der Markgrafschaft
das Eindringen der Aufklärung in den Synodalprotokollen und Regierungsverordnungen
deutlich spürbar. Im Jahre 1782 befaßte sich auch die
Rötteler Synode, zu deren Mitgliedern auch unser Egringer Pfarrer gehörte,
damit. Sie äußert den Wunsch, „die Jugend möchte schon auf dem Gymnasium
vor schädlichen und der christlichen Religion in theoria et praxi nachteiligen

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