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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 302
(PDF, 61 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0304
Lehren und Schriften verwarnt werden und zur Lesung solcher Bücher angeleitet
werden, die das reine Evangelium enthalten." Zwar hatte sich die altbadische
Orthodoxie recht streitbar gezeigt, als der Pietismus vor den Toren gestanden
war, um einer vertieften Frömmigkeit des Einzelnen zum Lichte zu verhelfen. Sie
verwehrte ihm aus Angst vor einer Verwässerung der kirchlichen Botschaft den
Eingang, so daß er für die weitere Entwicklung unserer badischen Landeskirche
bei weitem nicht die Bedeutung erlangen konnte wie etwa im Bereich unserer
württembergischen Nachbarkirche. Man wandte sich energisch dagegen, daß er
„Coventicula sammeln und Traktätlein ausstreuen" wollte. Um so weniger streitbar
erwies sich die Orthodoxie in Baden aber dann, als die Aufklärung an ihre
Pforten klopfte! Das alte Glaubensgebäude wurde zwar nicht abgerissen, aber es
wurde mit einem anderen Geiste erfüllt. Die Einzigartigkeit Jesu Christi z. B.
der Glaube an Ihn als den Sohn des Vaters „Gott von Art", die Bedeutung
seines Mittleramtes am Kreuz u. a. wurde zunehmend verdunkelt. Er erschien
diesem Geschlechte immer weniger als das Lamm, das der Welt Sünde trägt,
oder als der Sohn, der mit dem Vater eins ist - man schaute in ihm vor allem
das große Vorbild, dem jeder nachzustreben hat. Er erschien als das Idealbild des
edlen Menschen - wichtiger als sein Leiden und Sterben war diesem Geschlecht
sein Leben, dem es nachzueifern galt. Zwar freute man sich an der Güte und
Weisheit Gottes in der Schöpfung und vertraute Seiner Vorsehung - aber die
Wunder, die Jesus tat, bereiteten Not, denn der Glaube mußte sich von der Vernunft
maßregeln lassen. Leider ist uns bis jetzt keine einzige Predigt unserer
Egringer Pfarrer um die Jahrhundertwende bekannt, in der sich diese Entwicklung
in der eigenen Gemeinde verfolgen ließe. Aber daß sie stattgefunden hat,
steht außer Frage. Wie ernst sich auch gerade unser Lörracher Kirchenbezirk
gegen diese drohende Auflösung des Evangeliums gewehrt hat, ersehen wir aus
der Feststellung seiner Synode vom Jahre 1783: „Da Jesus das Zentrum des
Evangeliums ist, so kann das Evangelium nicht gepredigt werden, ohne daß von
Jesus gepredigt wird, wie er für uns gekreuzigt, gestorben, auferstanden und gen
Himmel gefahren sei. Dieses Zeugnisses wollen wir uns bei der heutigen deisti-
schen Welt um so weniger schämen, als wir ohne es keinen Segen im Amt verspüren
können!"

13. Johann Christian Cre^elius, 1803-1814

Ein begabter Mann, zielstrebig und energisch in allem, was er als recht erkannt
hatte, unerbittlich in dem, was er sich vorgenommen hatte, eifrig und treu in
seinem Amte und ohne Menschenfurcht - das war Pfarrer Crezelius. Doch gebrochen
an seiner Gesundheit und darum schwer leidend unter all den Widerwärtigkeiten
des Lebens, die auch an ihm nicht vorübergingen. Neben seinen
gesundheitlichen Nöten war es vor allem die Enge der damaligen Egringer Besoldungsverhältnisse
, die ihn drückte. Mancherlei, was früher zur Egringer Pfarrbesoldung
mit dazugehört hatte, war im Laufe der Zeit zum Nachteil des Pfarrers
in Vergessenheit geraten. So erkannte er es als seine Aufgabe, seiner Pfarrei auch
in den äußeren wirtschaftlichen Dingen zu ihrem Rechte zu verhelfen, und wir
müssen ihm bescheinigen, daß er diesen Kampf tapfer geführt hat.

Zwar hatte die Egringer Pfarrei vielen anderen Pfarreien gegenüber den Vorteil
, daß die Zehntgefälle nicht an den Pfarrer persönlich auszuzahlen waren. Er
mußte sich darum auch nicht um ihre Beitreibung sorgen. Wie schwer mag es
dabei für manchen Pfarrer geworden sein, seine vielen Zinslein und Gültlein einzutreiben
, und wieviele Gelegenheiten mag es dabei gegeben haben, den vertrauensseligen
Pfarrer zu übertölpeln, einen mißtrauischen dagegen zu foppen und
zu ärgern - und für Spott brauchten dann beide nicht zu sorgen14. Dem Egringer
Pfarrer blieb dies alles erspart. Denn das Spital zu Basel bezog als Kollator den

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