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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 308
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zuklären, wurden aber nicht angehört, weil die Gemeinderäte ihnen selber entgegentraten
und mußten dazu noch die bittere Erfahrung machen, daß die Gemeinde
in eine gewisse Aufregung gegen sie und ihren Kirchenvorstand versetzt
wurde." Es muß also auch persönlich hart bei diesem Streite hergegangen sein.
Bürgermeister Aberer verwand es nicht, daß er anschließend vom Bezirksamt
Lörrach zur Ordnung verwiesen wurde. Aber im Visitationsbericht 1847 finden
sich heute noch die Sätze: „In neuerer Zeit scheinen diese den Frieden störenden
Aufhetzungen ein Ende gefunden zu haben, wenigstens hat der Pfarrer durch
Nachgiebigkeit getan, was ihm nur immer möglich war. Wenn jedoch der Bürgermeister
wie neulich geschehen, das lügenhafte und insidiöse Gerücht, als hätte ihm
der Pfarrer Abbitte getan, weiter in der Gemeinde zu verbreiten sucht, so wird
dieser nicht anstehen, durch die gesetzlichen Behörden sowohl seine als auch des
Kirchengemeinderats Amtsehre gegen solche Angriffe der insulentesten Art
schützen zu lassen."

Pfarrer Fernand selber war ein allen Fragen durchaus aufgeschlossener Mann, der
mitten im Leben unserer Gemeinde stand. Als an Silvester 1843 die erste Abendunterhaltung
des soeben gegründeten Gesangvereins in Egringen stattfand, hielt er
die Festrede. Zur 25jährigen Jubelfeier der badischen Verfassung am 22.8.1843, an
der in Kirchen 17 der umliegenden Gemeinden beteiligt waren, wurde der von ihm
eigens dazu verfaßte Festgesang dargeboten. Weit über den Ort hinaus wurde er
durch seine Dichtungen - meist vaterländischer Art - bekannt. Auch war er ein
glühender Verehrer des damaligen Großherzogs, von dem er für seine gelungenen
Werke die große goldene Gedächtnismedaille erhielt. Als Werke sind uns bekannt
seine Gedichte „Feierstunden" (1839 veröffentlicht) und „Die Schlacht bei
Wimpfen, ein vaterländisches Heldenlied". Mit dieser Schlacht hatte ja einst 1622
das Unglück der Markgrafschaft begonnen - und unter seinen Egringern hatten
30 Doppelsöldner und 9 Musketiere mitgekämpft! Seine „Feierstunden" enden
mit einem „Motto auf eine Glocke":

Nur zum liebenden Vereine
rufe, Glocke, die Gemeine
bis zum Ziel der ewgen Ruh!
Nie zum Schrecken, nie zum Sturme
schalle du herab vom Turme,
Frieden töne allen zu!

16. Friedrich Wilhelm Wagner, 1850-1866

Hatte Pfarrer Fernand sich um Egringen beworben, so sehen wir Pfarrer Wagner
den umgekehrten Vorgang: Egringen bewarb sich um ihn. Aus dem Schreiben
Bürgermeister Aberers vom 10. 4. 1850 an den Evangelischen Oberkirchenrat im
Auftrag des Gemeinderats, Bürgerausschusses und Kirchengemeinderats erkennen
wir, welche Bedeutung man dem Pfarramte als solchem zuerkannte: „Da wir jetzt
unseren bisherigen Pfarrer Fernand verlieren,... liegt uns ... sehr am Herzen, daß
wir wieder einen Pfarrer erhalten möchten, welcher als guter Prediger das lautere
Wort des Evangeliums verkündigt, als Seelsorger sein Amt treu und kräftig verwaltet
und auch in politischer Hinsicht eine gute Gesinnung bewährt. Unsere Gemeinde
besitzt - gottlob! - noch größtenteils einen kirchlichen Sinn; doch gibt
es auch hier solche Leute, welche sich durch die Lehren und Wühlereien in den
letzten Jahren verleiten ließen, die Religion gering zu schätzen und der gesetzlichen
Ordnung, wenn auch in geringem Maße, zu widerstehen. Wir fühlen deshalb
um so mehr das Bedürfnis, einen tüchtigen Geistlichen zu erhalten, der durch
Wort und Tat sich in Ansehen zu setzen weiß." All diese Eigenschaften glaubten

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