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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0007
6.

Die Baulichkeiten

Die Nachrichten darüber lassen einen Brandfall im 12. Jahrhundert als wahrscheinlich
annehmen. Das wäre nicht verwunderlich; denn solche kamen vielfach
vor, da die Wirtschaftsgebäude mit Strohdächern versehen waren.

Sicherlich hat dem Kloster aber das Große Basler Erdbeben vom Oktober
1356 geschadet. Nach den Untersuchungen und den Messungen des Straßburger
Universitätsprofessors Staatsmann ist der Turm einheitlich aufgebaut und als
Ganzes um 1350 anzusetzen.5)

Der Propst Heinrich Walz, der um 1490 lebte, ließ 1485 ein Sakramentshäuslein
zur Bewahrung der heiligen Gefäße einbauen. Er ließ auch einen neuen
Kelch machen und 1490 im Turm eine Glocke anbringen. Zwei Jahre später ließ
er einen 6-eckigen Brunnen setzen. Die bereits bestehenden Fischweiher ließ er
reinigen; Obstbäume zweigte er selbst.6)

Dem Kloster gegenüber erhob sich der Meierhof, sicherlich ein großes Speichergebäude
, hatte es doch die Zehntgarben und das Heu der Gotteshausleute
und der anderen Abgabepflichtigen aufzunehmen. Auch der Viehstand wird
nicht klein gewesen sein. Die Pflicht zur Reichung des „Todfalls" verschaffte
dem Kloster das beste Stück Vieh aus dem Stall des gestorbenen Bauern. Der
sogenannte „Blutzehnte" oder der „kleine Zehnte" versorgte das Gotteshaus
mit allerlei nützlichem Kleinvieh wie Ferkeln und jungen Hühnern. Ausgedehnte
Stallungen werden daher nicht gefehlt haben. Als Weide stand der Viehherde
der Glaserberg und darüber hinaus der Wald bis gegen Rechberg hin zur Verfügung
.

Der Bauernkrieg des Jahres 1525 suchte auch die Propstei Weitenau heim.
Im Mai fiel der in der Heimat gebliebene Haufe der Markgräfler in das Kloster
ein, ging spöttlich mit den Insassen um und plünderte Speicher und Keller
gründlich, Der Besitz der „Toten Hand" war den Bauern ein Dorn im Auge.
Was die Kirche hatte, das gab sie nicht mehr her; was an Landbesitz an das
Kloster fiel, das war den Bauern als Eigentum verloren. Doch wurde an Einrichtungen
und Gebäuden kein Schade angerichtet — hier im Markgräflerlande
nicht! 7)

Schlimm erging es aber der Propstei im Jahrhundert des großen Krieges
(1618—48) und der folgenden Franzosenkriege. Der Meierhof wurde zerstört;
seine Trümmer lagen noch viele Jahrzehnte jenseits der Straße, dem Kloster
unmittelbar gegenüber. Keine Hand regte sich zum Wegräumen. Als im Jahre
1556 die Reformation im Markgräflerland eingeführt wurde, da verblieb zunächst
der letzte Propst, Nikolaus Fluher, auf seinem Posten. Der erste evangelische
Prädikant, Johannes Meisner, wollte nicht „beim Münch" wohnen und zog
es vor, in Basel zu hausen, von wo er allwöchentlich auf Pferdes Rücken seine
Pfarrei aufsuchte. Schließlich gelang mit dem Mutterkloster in St. Blasien die
Einigung: 1569 wurde der vordere Teil des Klosters abgebrochen, und eine
Pfarrwohnung darauf gebaut. St. Blasien verblieb aber das Besetzungsrecht, die
Unterhalts- und die Baupflicht. Jeder neu aufziehende evangelische Pfarrer hatte
beim Abt in St. Blasien seinen Antrittsbesuch zu machen.8)

Die Wappentafel, die sich heute am Eingangsportal zum Wohn- und Wirtschaftsgebäude
befindet, wird ursprünglich am Vorhaus der Kirche angebracht
gewesen sein und wurde beim Umbau des Jahres 1569 an der heutigen Stelle
eingesetzt. Das obere Wappen ist das des Markgrafen Rudolfs IV. von Hachberg-
Sausenberg, Grafen von Neuenburg am See (Neuchatel) in der Schweiz, der
dieses von 1457—1487 führte Er ist in Rötteln begraben. Da sein Sohn Philipp

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