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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0022
liegend, dazwischen und darüber aber Lehm. Wacken bilden in Ost-West-Richtung
einen Rand zum bewegten Lehm und gewachsenen Boden hin. 3. Im bewegten
Lehm nach Süden zwei geostete, beigabelose und ohne Sarg bestattete
Kinder. Darüber sehr viel Holzkohle. - Das Wittlinger Wasser ist äußerst kalkarm
, es löst daher den Kalk sehr rasch auf. Im Friedhof von St. Michael z. B.
erhalten sich Gebeine nur dort, wo der Boden durch jahrhundertelange Bestattungen
um die Kirchen mit Kalk gesättigt ist. Daher müssen auch die Skelette
der Gräber 1 und 2 auf einem lange Zeit belegten Friedhof liegen (St. Martins
kilchhoff, 1483), und da die Nägel und Sargreste von etwaigen Erwachsenengräbern
fehlen, müssen hier stets Kinder (ohne Sarg) bestattet worden sein.
Der sandige Boden aber, wo nie Gräber lagen, ist demnach der durch Wasser
entkalkte Rest eines groben Sandmörtels. Der ehemalige Kalkmörtel aber, mit
dem die großen Wacken als Fundamentmauer gebunden waren, ist nahezu völlig
vergangen. Nur geringe Reste des Mörtels, die wir fanden, zeigen noch sinnfällig
die ehemalige Kalkmörtelung an. Der Befund läßt nur eine Deutung zu:
Die horizontale Wackenschicht bildet die Abdichtung gegen den feuchten Untergrund
und die Grundlage eines mit Sandmörtel gebundenen Estrichs aus (abgeschrägten
) Fliesen und Backsteinen. (Solche Estriche kennen wir auch aus den
St. Michaelskirchen I und II). Die großen Wacken sind die Reste der etwa 50 cm
breiten Fundamentmauer. Der Kalkmörtel dieser Mauer wurde bis auf geringe
Reste in Wasser aufgelöst, Sand, Kies und Lehm der benachbarten Schichten
rutschten in die entstandenen Hohlräume. Vom Sandmörtel des Estrichs blieb
jedoch der grobkörnige Sand übrig.

Die von Leutrum und in den Berainen erwähnte St. Martinskirche auf dem
Sigristenmättel haben wir damit gefunden. Sie war geostet, aus Sandsteinen und
weißem Jurakalk, also ortsfremden Gesteinen, gemauert und auch aus Holz
erbaut, und nur das Fundament und die Estrichunterlage waren aus Wacken
des heimischen Moosgrabens. Im Süden lagen an der Kirchenmauer 2 geostete,
christliche Kindergräber, die zu dem 1483 erwähnten Kirchhof gehörten.23) Die
Scherben sagen uns: Die Kirche muß in karolingischer Zeit gebaut und vor der
Herstellung glasierten Geschirrs, im 16. Jahrhundert, aufgegeben worden sein.
Ihre Fundamente wurden herausgerissen, der Estrich zerstört und die noch gut
erhaltenen Fliesen und Backsteine entnommen; alles, was man brauchen konnte,
wurde wohl zum Bau der St. Michaelskirche II verwendet. Dabei gelangten
Ziegel- und Backsteinbruch, Nägel, Balken, Kalksteine, Mörtelbrocken, Sandsteine
und Scherben in tiefere Lage, wobei sich der leichtbewegliche kiesige Sand
über ihnen schloß. — Sicher stammen nicht alle Scherben von der St. Martinskirche
und ihrem Friedhof, vor allem passen die Ofenkacheln nicht hierzu. Ehe
wir aber an eine Einebnung des Geländes durch einen Hafner denken (1483
Haffentürn,24) Flurname Hafnergrube, Jakob Gempp, Schulmeister, Hafner und
Sigrist um 1726) wollen wir folgende Überlegung anstellen: Das Sigristenmättle
wurde und wird landwirtschaftlich bearbeitet (St. Martins Acker 1571).25) Einige
Scherben gelangten dabei sicher aus dem nahegelegenen Hof Grensheim und
durch den Mist hierher. Zu einer Kirche, besonders zu einer Wallfahrtskirche
und einem Friedhof gehörte in Gefäßen aufgestellter Blumenschmuck. Hierzu
haben wir ausgezeichnetes Vergleichsmaterial. Wir dürfen St. Martin mit seinem
Friedhof von etwa 800 bis 1500, also mit 700 Jahren, ansetzen. Eine etwa
gleichlange Zeit gilt auch für die Kirche St. Michael I. In St. Martin haben wir
1,12 cbm Erde bewegt, im heute nicht mehr belegten Friedhof dicht neben
den St. Michaelskirchen (in Grube I) ebensoviel. Bei St. Martin fanden wir
Scherben von etwa 45 unglasierten Gefäßen, bei St. Michael 23, dazu kamen 13
glasierte, neue. Und auf dem Friedhof St. Michael hat bestimmt nie ein Schul-

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