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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0023
meister und Hafner Schutt abgeladen, damit füllte er den Burggraben bei der
Hafnerwerkstatt auf, noch weniger hat ein Schulmeister oder Sigrist sein Mättle
durch solche Scherben ruiniert.

Was wissen wir aus frühgeschichtlicher, besonders karolingischer Zeit
unseres Dorfes? A. Eisele, Kandern, schreibt darüber: „Verkauf von Gütern im
Kandertal. Daneben kennen wir jenen Grafen Ruthard, der seine Heimat im
Elsaß hatte und dadurch bekannt ist, daß er 764 Güter im Kandertal an Abt
Fulrad von St. Denis verkaufte, Güter, die aus den Konfiskationen von 746—747
herstammen. Es handelt sich um Besitzungen in Wollbach, Binzen, Haltingen,
Oedingen, Tumringen, Rümmingen und Eimeidingen." Es sind also alle Orte
im Kandertal, ausgenommen Wittlingen, vertreten. (Badische Zeitung, 16. 5.
1958.)

Das Patrozinium, das Fest des Kirchenpatrons, spiegelt meist ein Stück
früher Lokalkirchengeschichte wider. Wo wir Martinskirchen haben, dürfen
wir an fränkischen Einfluß denken. J. Sauer schrieb von ihnen, daß sie die
nationale Herkunft dieser Christianisierung bezeugen: „Zu einem guten Teil
mögen diese ersten Kultstätten Badens einst zu den Königshöfen gehört haben
und zu einer Zeit entstanden sein, da ringsum noch die Nacht des Heidentums
das Land deckte." Martinskirchen finden wir in unserer Gegend in Müllheim,
in Steinenstadt, in Eimeidingen und in Wittlingen, ferner stand oberhalb Neuenbürgs
, bei Gutnau, eine St.-Martins-Kapelle. Bei den Orten am Rhein oder in
der Nähe des Rheines wundert uns der fränkische Einfluß weniger. Wittlingen
aber gehörte nicht zu den Gütern, die Abt Fulrad im Kandertal erworben
hatte und die an St. Denis gekommen waren. Wir kommen also wieder auf die
Frage, wo war fränkisches Krongut?" (Badische Zeitung, 17./18. 5. 1958.)

Wittlingen nimmt demnach den andern Kandertalgemeinden gegenüber
eine Sonderstellung ein. Pfarrer Heinrich Roth schreibt in seinem Werk
„St. Peter und St. Michael bei Waldkirch" über unsere Martinskirche (S. 42.
Wittlingen): „Neben der Kirche St. Michael in Wittlingen gab es östlich davon
im Kandertal eine Kirche St. Martin, die 1360—70 im Liber marcarum erstmals
erscheint. Witlikon. Ecclesia S. Martini. 1493 ist sie eine „tote Kirche" und
der Kaplanei St. Alban in Basel inkorporiert. Der im Liber decimatonis von
1275 genannte Plebanus in Witelichon gehört wohl zur Kirche St. Michael, da
St. Martin vermutlich infolge seiner Zugehörigkeit zu St. Alban in Basel nicht
kreuzzugspflichtig war. So wie in Basel wird auch in Wittlingen Königsgut zu
vermuten sein, denn im Jahre 874 findet unter Karl III. als Breisgaugraf eine
Rückverleihung St. Gallischen Gutes statt, wo Abt Hartmot den an das Kloster
übertragenen Besitz zu Wittlingen gegen Zins an Maneliub und ihre Söhne
Erlacher und Hartchnuz wieder überträgt. Das Patrozinium St. Martin neben
St. Michael dürfte das königliche Eigentumsrecht an dieser Kirche mit einiger
Sicherheit bezeichnen." Eine schöne Parallele zu unserer St. Martinskirche liefert
eine karolingische Kirche auf dem Bergrain zu Kirchen, bei deren Ausgrabung
1940 durch Herrn Oberschulrat Friedrich Kuhn ich mithelfen durfte. (Alemannisches
Jahrbuch 1955. Friedrich Kuhn. Vorgeschichte des Dorfes Kirchen am
Oberrhein. Bei Moritz Schauenburg, Lahr.) Wir fanden ausschließlich Skelette
von Kindergräbern. Die beigabelosen Gräber waren geostet. Spuren von Särgen
fehlten. Die Gräber der Kinder waren von jenen der Erwachsenen gesondert.
Südlich der Gräberreihe fanden wir in 4 m Abstand einen Mauerwinkel (6,5 m
lang in Ost-Westrichtung, vom kürzeren Schenkel nur 2,5 m erhalten). Die
Grundmauern waren dem gewachsenen Boden aufgesetzt. Von der Mauer ist
nur eine Gesteinslage vorhanden. Mörtelspuren wurden nicht gefunden. Die
Mauertrümmer bestanden vorwiegend aus Malmkalken, aber auch Sandstein-

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