Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0031
schule führen darüber hinaus von ihm manche Berührungslinien zu namhaften
Persönlichkeiten vergangener Zeiten. Mit Recht verdient es daher die Beachtung
, welche ihm die Baubehörde, der Denkmalsschutz und nicht zuletzt der
Stadtrat durch seine Erhaltung und Wiederinstandsetzung bereits entgegengebracht
haben.

Als Bauherrn nennt die Sievert'sche Chronik den „mitburger" Adam Leininger
und damit das Glied eines alten einheimischen Geschlechtes, das sich
in glücklichen wie auch schweren Tagen um das Wohl der Einwohnerschaft verdient
gemacht und ihr einige Vögte gestellt hat. Ein Vermerk im Seelbuch
vom 24. August 1496 erwähnt einen Gilgmann Leininger. Dessen „hußfrow
hat gesetzt jnen, ihren vorden und kinden eine jorzitt. . mit drei Priestern,
darum sie haben gesetzt fünf Schilling geltzs ab einer juchert agker zu ober
Mülhem vor dem dorff, zücht das land uff, uff die kilchgaß". Auf diesem
Grundstück errichtete Adam Leininger 1593 das Anwesen, das 27 Jahre darauf
von seiner betagten Witwe für das Diakonat der damals noch jungen evangelischen
Kirchengemeinde erworben wurde. Diakon war zu dieser Zeit Magister
Dr. Martinus Pergius, seither Präzeptor an der Lateinschule in Sulzburg. Als
Pfarrherr in Müllheim und zugleich Superintendent (Dekan) der Herrschaft
Badenweiler amtete Daniel Schumeier. Nach der Inschrift seiner in der Martinskirche
noch erhaltenen Grabschrift galt er als ein „Poeta praeclarus, philo-
sophus acutus" (vortrefflicher Dichter, scharfsinniger Philosoph).

Wie in Kandern, Schopfheim und Lörrach war auch unser Diakonat eine
Neueinrichtung der Reformation. Seine Inhaber waren junge Theologen, oft
Magister, die nach wenigen Jahren ihrer Lehr- und Vikarstätigkeit eine Pfarrstelle
antraten. In einer Eingabe an die geistliche Behörde vom Jahr 1556 bittet
die Pfarrgemeinde um die Errichtung einer deutschen Schule in Müllheim.
Schon ein Jahr darauf erwähnt Pfarrer Dr. Almerspach in einem Visitationsbericht
seinen „helfer", den Diakon. Dessen Mesneramt und Unterrichtstätigkeit
übernimmt 1560 ein „Schulmeister". Er hat die Knaben und Mädchen im
Gebet, Katechismus und Kirchengesang, daneben auch im Schreiben und Lesen
zu unterweisen. Die dem Diakon beim Antritt seines Dienstes „der Schul
halber" bewilligten 20 Gulden verbleiben ihm auch weiterhin. Seine feste Besoldung
durch den geistlichen Einnehmer der Herrschaft wird auf 10 Gulden,
10 Malter Korn nebst einem Fuder Wein festgesetzt. Für die kirchliche Mit-
versehung der kleinen Gemeinde Gallenweiler erhält er nach einer bereits bestehenden
Abmachung mit dem Abt des Klosters St. Blasien den schon vor der
Reformation dem Leutpriester bewilligten Fruchtsatz. Zu alledem gewährt ihm
die weltliche Gemeinde für seinen Haushalt eine Holzkompetenz. Seine bescheidene
Behausung lag neben der Martinskirche, bis 1620 das kurz vorher
von der Famiie Leininger erbaute Heim für das Diakonat erworben werden
konnte.

Wo anders hätte Dr. Martinus Pergius mit seiner jungen Familie die kurzen
Jahre seiner Wirksamkeit in dem wohlhabenden und schön gelegenen Rebdorf
besser zubringen können als hier an der „kilchgaß"! Diese kam von Untermüllheim
her, vom „langenwasen", bald darauf die Lindenstraße genannt, und
führte vorbei an der „niederen Breite", einem in frühesten Zeiten schon von
den Herren von Müllenheim seiner Fruchtbarkeit wegen sehr geschätzten Gewann
. Mit ihren 100 Jucherten war sie nun im Besitz des Münsters „Unser
Lieben Frauen" in Neuenburg. Zu ihren Lehensträgern gehörte lange die Familie
Leininger. Vor dem Diakonatshaus vereinigten sich „langenwasen", „kilchgaß",
„bugginger gaß" und „erzweg". In unmittelbarer Nähe, zum Teil von Mauern
umgeben, machten sich die Obstgärten und Felder der weltlichen Herren breit.

29


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0031