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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0035
dieser Ehegatten und ihrer heranwachsenden Kinderschar verbrachte Joh. P.
Hebel die erholsamsten Stunden seines vorgerückten iUters. Seine über 100,
vielfach mit übersprudelndem Humor gewürzten Briefe, zum Teil an die einzelnen
Kinder adressiert, sowie die von Sophie Haufe nach dem Tod ihres Mannes
niedergeschriebenen und von Adolf Sütterlin herausgegebenen „Erinnerungen"
zeichnen in klaren, einprägsamen Linien das Lebensbild des Dichters und Erziehers
aus unmittelbarer Nähe.

Bei der Feier seines 200. Geburtstages wird man auch da und dort dieser
Müllheimerin gedenken.

Ein hochpolitisches Geschehen an der
Lörracher Grenze 1795

Von Dr. A. Baumhauer

Am 26. Dezember 1795 kamen Lörrach und Riehen auf eine ungewöhnliche
Weise in Berührung mit Ereignissen der großen Politik. Es handelt sich um
den Austausch der französischen Prinzessin Maria Theresia Charlotte, der
Tochter König Ludwigs XVI. und seiner Gemahlin Marie Antoinette, gegen
von den Österreichern gefangene französische Offiziere und Abgeordnete des
Convents. Die Revolutionäre hatten im Januar 1793 König Ludwig hingerichtet,
und im Oktober des selben Jahres fiel das Haupt Marie Antoinettes, der
unglücklichen Tochter der Kaiserin Maria Theresia, unter der Guillotine. Ihr
letzter Gedanke galt ihren armen Kindern, von denen der kleine zehnjährige
Dauphin Ludwig dem Schuster Simon zur „Erziehung" übergeben worden
war. Unter Not und Elend siechte der Prinz dahin, bis der Tod das planmäßig
an Körper und Geist vernichtete Kind am 8. Juli 1795 erlöste. So blieb
nur noch die siebzehnjährige Tochter Ludwigs und Marie Antoinettes am
Leben. Um ihre Befreiung aus der Gefangenschaft der Jakobiner zu erreichen,
bot der deutsche Kaiser Franz II. der französischen Republik die Auslieferung
einer größeren Zahl von Offizieren und Deputierten an, welche durch den
Verrat des von den Österreichern in Flandern besiegten französischen Generals
Dumouriez in Feindeshand gefallen waren.

Die französische Revolutionsregierung ging auf den vorgesehenen Austausch
ein und ließ die junge Prinzessin, welche Napoleon später einmal wegen ihrer
entschiedenen Gesinnung und Entschlossenheit als den einzigen Mann der
Familie Bourbon bezeichnete, unter starker Bedeckung nach Basel bringen, wo
sie von den Abgesandten des Wiener Hofes in Empfang genommen und nach
Rheinfelden geleitet wurde. Unterdessen waren am selben 26. Dezember die
französischen Herren, welche gegen die Prinzessin ausgetauscht werden sollten,
über Lörrach in Riehen eingetroffen. In seiner Chronik schreibt der Riehener
Weibel Schultheiß, der selbst anwesend war und sich mit den Franzosen unterhielt
, es seien so viele gewesen, „daß die Landvogtei (bei der Riehener Kirche)
von nachmittags zwei Uhr so voll französischer Herren gewesen, welche ich
nicht hab zählen können. Allwo man ihnen die Zeit aufgewartet, aber nicht
viel genossen bis nachts um neun Uhr, da der französische Ambassidor und ein
kaiserlicher Oberleutnant aus der Stadt gekommen und den Bericht schriftlich
gebracht, daß die französische Prinzessin in Basel frei angekommen und für
"Wahrheit erkannt. — Also die Herren sämtlich auch frei in die Stadt und
wieder in ihr Land ungehindert reisen können. In der Zeit allhier sind sie
vor jeder Tür in der Landvogtei, allwo sie gewesen, mit kaiserlichen Unter-

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