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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0038
gewesen, als wenn der Himmel mit einem Wetter offen stünde. Dahatman
feurige Kugeln gesehen über das Weil- Feld fliegen wie
Vögel in der Luft! Hernach ist das Kanonieren hier täglich vor sich
gegangen, daß man es nicht mehr geachtet. Die Burgerschaft aber tags und
nachts in Montur, die Aelteren des nachts stark mit der Wacht belegt worden,
daß man in keiner Scheuer wie sonst hat tröschen können." - Im Herbst des
Jahres 1796 hatten die Franzosen unter Moreau weite Teile Süddeutschlands
besetzt, die sie dann wieder preisgeben mußten. Bei ihrem Rückzug wandten
sie eine Kriegslist an, um die ihnen folgenden Kaiserlichen zu täuschen. Sie
zündeten ganze Reihen gewaltiger Feuer an „auch auf dem Tüllinger Berg,
also daß man allhier gedenkt hat, daß Tüllingen gleich wie Brand stehe."
Da die Kaiserlichen nun wegen der Feuer annahmen, die Franzosen stünden
noch auf dem Berg und im vorderen Wiesental, konnten diese ungehindert den
Rhein überschreiten und sich nach Hüningen zurückziehen. Bei diesen Ereignissen
macht sich der Weibel Schultheiss seine eigenen Gedanken und schreibt:
„Indessen hat man alle Zeit bei so vielen Vorfällen wohl gesehen, daß die
Franzosen die kaiserlichen Offiziere, wie man zu reden pflegt, am Bendel
gehabt!"

Immer stärkere kaiserliche Truppenkontingente wurden ins Wiesental verlegt
zur Eroberung der Schusterinsel im Rhein und des Brückenkopfes der
Festung Hüningen, den die Franzosen noch auf dem rechten Rheinufer hielten.
Die Dörfer des Markgräflerlandes waren so dicht mit „kaiserlichem Volk" belegt
, daß z. B. in Tüllingen jedes Haus 40 bis 100 Mann aufnehmen mußte. Die
Bauern mußten auf dem Weiler Feld Schanzen aufwerfen, in denen die Österreicher
sich immer näher an den Brückenkopf heranarbeiteten. „Allwo darauf
mit kleinem Gewehr, wie auch mit Kanonen ein grausam Feuer angegangen . . .
und sind bis 100 Mann von diesen unschuldigen Leuten (den schanzenden
Bauern!) umkommen in dieser Nacht; von den Kaiserlichen auch 150 Mann."

Als dann am 31. Januar 1797 Erherzog Karl von Österreich, der Bruder
Kaiser Franz II. und kaiserlicher Feldherr, selbst nach Lörrach kam und sich
an die Front nach Weil begab, „ist darauf nachts gleich um 10 Uhr ein so
entsetzliches Kanonenfeuer angegangen, daß man allhier nichts anderes gesehen,
als wann der Himmel in einem Wetter offen stünde." Vom 1. Februar ab fiel
aber kein Schuß mehr; es wurde zunächst ein Waffenstillstand geschlossen, um
die Toten zu begraben und über die Übergabe des Brückenkopfes an Erzherzog
Karl zu verhandeln. Der französische Kommandant hatte eingesehen, daß seine
Lage unhaltbar geworden war. In seiner Geschichte des Dorfes Riehen schreibt
Pfarrer Iselin hierzu: „Am gleichen Tage noch wurde die Übereinkunft im
Laufgraben vor dem Brückenkopf unterzeichnet. Die Franzosen räumten die
Schusterinsel und zogen sich auf das andere Ufer nach Hüningen zurück. Am
5. Februar wurde der Brückenkopf den Österreichern übergeben und feierlich
von ihnen in Besitz genommen. Die Festungswerke wurden vertragsgemäß unmittelbar
nachher durch sie geschleift. - Jetzt strömte von Riehen viel Volk
nach der Schusterinsel, um sich das Kriegswesen anzusehen, das ihm soviel
Unruhe gebracht."

Als die französischen Revolutionsarmeen 1798 aus strategischen Gründen
und zur Revolutionspropaganda die Schweiz eroberten, beseitigten sie den
alten Bund und brachten die neue sog. Helvetische Republik in völlige militärisch
-politische Abhängigkeit von Frankreich. Am 22. Januar 1798 veranstalteten
die Basler auf dem Münsterplatz ein großes Freiheitsfest als Abschluß
ihrer ohne Blutvergießen durchgeführten Revolution, und am selben Tage ließ
man auch in Riehen die Freiheit hochleben und errichtete einen sogenannten
Freiheitsbaum. Da nunmehr die Schweiz für die folgenden Jahre endgültig

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