Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0045
hängen, die im Winde bimmeln. Von ihnen erhielt der Hof seinen Namen
„Glöcklihof". Diese Glöckchen wurden auf Anweisung Cagliostros angebracht,
der sie in seiner Eigenschaft als Geisterbeschwörer und Heilkünstler zur Bekämpfung
schädlicher Gestirnseinflüsse und Todesbedrohung aller Art in den
Dienst seiner magischen Kunst stellte. Uralter Aberglaube, der bis in die abendländische
Frühzeit des Jahrtausends vor Christi Geburt zurückreicht, wurde
also am Glöcklihof zu Riehen vom Abenteurer Cagliostro zu neuem Leben
erweckt. Die Glockensymbolik zur Abwehr schädlicher Einflüsse findet sich aber
nicht nur im keltisch-germanischen Raum, sondern in viel stärkerem Maße im
klein- und vorderasiatischen Bereich, wo sie Cagliostro auf seinen Reisen wahrscheinlich
kennenlernte und wo er von den geisterbeschwörenden Schamanen
die Kunst erlernte, die er später bei seinen magischen Sitzungen selbst anwandte
. Interessant ist es, daß man auch in südrussischen Gräbern aus der Zeit
um Christi Geburt Schmuckgegenstände in Form von Sicheln gefunden hat, auf
deren Spitzen Vögel sitzen, die ein Glöckchen im Schnabel tragen.

Nur kurze Zeit hat sich „Graf" Cagliostro in Riehen aufgehalten und im
Gartenhaus des Glöcklihofes seine Beschwörungssitzungen inszeniert. Im Jahr
1785 kam er nach Paris, wo er sich unvorsichtigerweise in Intrigen und Skandale
verwickeln ließ. Er stiftete den Kardinal Rohan, der sich die Gunst der
Königin Marie-Antoinette erwerben wollte, zum Kauf eines Diamanthalsbandes
an. Das. brachte ihn zunächst in das Staatsgefängnis, die Bastille; im nächsten
Jahr wurde er aus Frankreich verbannt. In Rom wurde Cagliostro von der
Inquisition wegen Ketzerei zum Tode verurteilt, von Papst Pius VI. aber 1791
zu lebenslänglicher Haft begnadigt. Vier Jahre später starb der Abenteurer,
der einst in den höchsten Kreisen gefeiert und geehrt worden war und dann
von allen verleugnet wurde, trotz seines „Lebenselixiers" in San Leone bei
Urbino. Der Glöcklihof in Riehen aber wird sein Andenken am Oberrhein
erhalten; er bleibt ein Zeugnis für den Wunder- und Aberglauben, der dem
menschlichen Bedürfnis nach Erforschung des Ubersinnlichen und der Mächte
des Jenseits entgegenkommt.

Bücher und Zeitschriften

Dr. J. Ebner, Oberpfarrer i. R. „Aus der Geschichte von Grenzac h", Verlag
der Gemeindeverwaltung Grenzach. 8,— DM.

Dr. Jakob Ebner, Unteralpfen, der weit bekannte Heimatforscher durch seine Literatur
über die Salpeterer und viele Dorfgeschichten des Hotzenwaldes, hat auf Ersuchen
der Gemeindeverwaltung Grenzach — er war früher einige Zeit Pfarrkurat dort —
einige Jahre in emsiger und unverdrossener Arbeit das urkundliche Material über die
Geschiente von Grenzach im Generallandesarchiv Karlsruhe, im Staatsarchiv in Basel
und kleineren Archiven zusammengestellt und jetzt einen größeren Teil in einem Band
von 367 Seiten — zu haben bei der Gemeindeverwaltung Grenzach — herausgegeben.

In 26 größeren und kleineren Abschnitten sind die urkundlichen Funde passend
zusammengestellt. Um nur einige Stichworte herauszuheben, sind behandelt: Die Stein-
und Gipsbrüche am Grenzacher Horn. Grenzach als Lehen der Herren von Bärenfels
durch die Markgrafen von Baden-Durlach vom 15. Jahrh. bis 1735, wo es wieder
zurückfiel an die Markgrafen. Von den Bärenfeisern sind verschiedene Abschnitte:
Stammbaum, Schloß und Schloßgut in Grenzach, Verlassenschaften, dann Kriegssachen,
Grenzacher Reben, das evangelische Kirdienbuch in Grenzadi mit interessanten Angaben
seit 1599, kirchl. Gebäude, Volksschule, Jagd, Ortsbereisungen von 1785 ff an, Auswanderungen
sind behandelt. Am Sdiluß sind einige wertvolle Abbildungen beigegeben.

43


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0045