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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0046
Das Werk ist eine sehr gute Fundgrube für die Heimatforscher und Bewohner
von Grenzach und der ganzen Südwestecke von Südbaden, aber auch für Basel und
die benachbarte Schweiz. Mögen die mühevolle Arbeit und die Opfer der Gemeinde
für die Herausgabe des Werkes viel Zuspruch finden!

Behringer, Gurtweil

Geschichte von Inzlingen von O. Deisler, Pfarrer i. R. Ganzleinen. 335 Seiten
, 8 Abbildungen, 1 Karte des Inzlinger Bannes. Verlag der Gemeinde. 18,— DM.

Es zeugt von einer rühmenswerten Aufgeschlossenheit für die kulturellen Belange
und von Verantwortungsbewußtsein für die kommenden Geschlechter, daß in den
letzten Jahren gerade im Markgräflerland verschiedene Gemeinden es unternommen
haben, größere Summen zur Verfügung zu stellen für die Bearbeitung und den Druck
ihrer Dorfgeschichte, und es ist äußerst dankenswert, wenn sich anerkannte Heimatforscher
der großen Mühe unterziehen, in wissenschaftlicher exakter Arbeit aus den
Akten des Generallandesarchivs, des Basler Staatsarchivs und aus manchen anderen
Quellen die Vergangenheit neu erstehen zu lassen. So hat die Gemeinde Inzlingen
Druck und Verlag des vorliegenden Werkes übernommen, und Herr Pfarrer i. R.
O. Deisler, dessen Vorfahren seit 200 Jahren in der Gemeinde gelebt haben, hat nach
langjährigem Forschen die wechselvolle Geschichte Inzlingens dargestellt.

Besonders hervorzuheben ist, daß der Verfasser sich bemüht hat, die Dorfgeschichte
aus dem rein lokalen Rahmen herauszuheben und sie aus den Zusammenhängen mit
der Landes- und Reichsgeschichte zu erfassen, deren Beziehungen bis in das stille Inzlinger
Waldtal hineingreifen. So werden in dem Werk politische und soziale Einflüsse
und Einrichtungen entwickelt und geschildert, die das Interesse eines weiteren Leserkreises
finden werden. Wie in seinen früheren Heimatbüchern — so in der Geschichte
von Eichsei und der Eichseier Wallfahrt — bringt Pfarrer Deisler zunächst eine geologische
Darstellung des Dinkelberges und seiner interessanten Tektonik, gibt er einen
Überblick über die Vorgeschichte des Gebietes, in dem mehrere Grabhügel aus der
Hallstattzeit gefunden wurden, und behandelt er dann ausführlich die Landnahme
durch die Alemannen, die Kirchengründungen und die Patronate.

Seit Ende des 14. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit hinein war das markgräfliche
Lehen Inzlingen in den Händen der Basler Adelsfamilie Reich von Reichenstein, die
außerdem noch Brombach und die Burg Landskron auf den Ausläufern des Jura besaß.
So ist die Inzlinger Dorfgeschichte aufs engste verbunden mit der Geschichte dieser
Familie und dadurch mit der Geschichte der Stadt Basel und derjenigen der Markgrafschaft
Baden-Hachberg-Durlach. Der Verfasser gibt eine anschauliche Schilderung
der Basler Ereignisse des 14. Jahrhunderts, der verwickelten Lehensrechte und der sozialen
Verhältnisse des Mittelalters, wobei im besonderen Maße der Dingrodel der St. Blasi-
anischen Propstei Weitenau herangezogen wird. Stammtafeln der Familie Reichenstein
und die Baugeschichte des schönen Wasserschlosses von Inzlingen, des einzigen im deutschen
Südwesten erhaltenen, erläutern die Bedeutung, welche dem Dorf als Sitz der
Lehensherrschaft zukam.

Inzlingen unterstand politisch der Markgrafschaft Baden-Durlach, resp. der oberen
Markgrafschaft, welche in vier Bezirke aufgeteilt war: Rötteln, Weil, Sausenhart und
Schopfheim. Im 17. Jahrhundert war Sulzburg, das der Herrschaft Hochberg angehörte,
der Regierungssitz der oberen Markgrafschaft. Das Dorf Inzlingen gehörte zum Bezirk
Rötteln, wo auf dem Kapf, der Matte vor dem Röttier Schloß, der Sitz des Landgerichts
war. Im Schloß residierten Landvogt, Landschreiber und Burgvogt. Eingehend
schildert Deisler die Rechte der Leib-, Gerichts- und Grundherrschaft und die Rechte
und Pflichten der Bauern in der Dorfgemeinde. Im 17. und 18. Jahrhundert ergaben
sich immer wieder Beschwerden der Inzlinger Bauern gegen die Reichensteiner, die sich
schließlich zur Revolte auswuchsen. Es ging um Streitigkeiten wegen der Mühlen im
Tal, wegen Fischweiher, Holzeinschlag, Fronleistungen und Bezahlung von Steuern
resp. Kontributionen an französische Truppen. Die Reichensteiner wandten sich an
die markgräfliche Regierung, die Truppen als Exekution gegen die Bauern entsandte,
während diese die Hilfe der vorderösterreichischen Regierung in Freiburg anriefen. Im
Jahr 1690 hatte das Dorf unter dem bewaffneten Einfall eines 300 Mann starken Mark-
gräfler Aufgebots schwer zu leiden. Österreich aber vertrat die Ansicht, daß Inzlingen

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