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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 11
(PDF, 52 MB)
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tou, suchte er die Forderungen des Christentums in der weltlichen Sphäre des Staates
zu verwirklichen. Der Mißerfolg machte die Kräfte rege, die die größte Gefahr
heraufbeschworen: die Verbindung der süddeutschen Herzöge mit dem Papsttum.
Die Ursache war die Reformidee von Cluny, die die Verquickung des geistlichen
Amtes mit weltlichen Aufträgen ablehnte und bekämpfte. Die cluniazensischen
Mönche aber waren hervorragende Arbeiter an der Nutzbarmachung großer Neubruchgebiete
um Colmar.

Unter seinem Sohn Heinrich IV. brach dann der erbitterte Kampf zwischen
Kaiser und Papst aus. Papst Gregor VII. erstrebte die Aufrichtung des Gottesreiches
auf Erden wie es Augustin in seiner „civitas Dei" gelehrt hatte - unter der Leitung
des Papstes. Dieser sollte das Recht haben, den Kaiser notfalls abzusetzen und selbst
die kaiserlichen Insignien zu tragen. Der Kaiser erwiderte unter der Mitwirkung
der deutschen Bischöfe mit der Aufforderung, Gregor möge vom Heiligen Stuhl
herabsteigen. Der Papst antwortete 1076 mit dem Bannstrahl. Sogleich geriet das
Reich in die größte Verwirrung; Herzöge sagten dem Kaiser den Gehorsam auf und
maßten sich die höchsten Rechte an. Der Kaiser überschritt im Winter den Mont
Cenis, um den Papst in Canossa im Büßergewand zu zwingen, ihn vom Bann zu
lösen, was dieser unter dem Drängen des Abtes von Cluny und der Gräfin Mathilde
von Tuscien im Januar 1077 auch aussprach. Sogleich machte Heinrich sich auf, um
die Ordnung im Reich wieder herzustellen. Dort hatte sich sein Schwager,
der Schwabenherzog Rudolf von Rheinfei den, von den Großen von
Sachsen und Schwaben zum König ausrufen lassen. Zu seinen treuesten Anhängern
zählte der Zähringer Berthold II. der von König Rudolf als Herzog
von Schwaben eingesetzt worden war, vor allem der Bischof von Konstanz, Gebhard
, aus dem Hause der Zähringer. Er hatte den Auftrag, die abgefallenen Herzöge
im Kampf gegen den Kaiser zu leiten. Der Abt Ulrich von St. Gallen aber war dem
Kaiser treu geblieben und hatte allen Versuchen, ihn auf die Seite der Empörer zu
ziehen, widerstanden. Da fielen die aufständischen Herren über yeine ausgedehnten
Besitzungen, unter denen sich auch zahlreiche Dörfer und Güter im Breisgau befanden
, her und fügten sie ihrem eigenen Gebiete zu. Doch die Städte und das Bauernvolk
waren treu geblieben. Bäuerliche Schar en verbluteten in
mörderischen Kämpfen im Schwaben- und im Frankenland
unter den Schwertern der gegenkaiserlichen Herren
. Was nicht fiel, wurde entmannt. Sachsen und Schwaben wurden
furchtbar verwüstet. Abermals wurde Heinrich wieder in den
Bann getan (1080), aber im Oktober dieses Jahres wurde er von seinem hartnäckigsten
Gegner befreit. In der Schlacht an der Elster verlor Rudolf die rechte Hand und
starb an der schweren Verletzung. Das Volk aber erblickte darin ein Gottesgericht,
da die Hand, mit der er einst dem Kaiser Treue gelobt hatte, durch Bruch des Eides
schwer gesündigt hatte und er von Gott gestraft wurde. Durch die furchtbaren
Verwüstungen seines Landes fiel der alte Herzog Berthold von Zähringen in Wahnsinn
. 1084 erfolgte in Rom die Kaiserkrönung Heinrichs IV., aber nicht durch
Papst Gregor. Dieser war vertrieben worden, der neue Papst vollzog sie.

Der Krieg dauerte in seinen Nachwirkungen noch unter seinem Sohn Heinrich V.
bis 1111 an, nachdem er 30 Jahre unsägliches Leid über das Reich, besonders über
Süddeutschland, gebracht hatte. Von nun an besaß der Kaiser nicht mehr das alleinige
Recht, über die Einsetzung der Erzbischöfe und Bischöfe zu bestimmen, obwohl
diese auch weltliche und politische Aufgaben im Auftrag des Kaisers auszuüben
hatten und drei aus diesem geistlichen Kreise die Kanzleien des Reiches leiteten.
Damit war die Axt an die Wurzeln des Reiches gelegt, das Otto der Große im Jahre

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