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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 28
(PDF, 52 MB)
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und Hofämtern und ernannte ihn zuletzt zum Gouverneur der Provence in
Südfrankreich. Er war völlig verwelscht und seiner breisgauischen Heimat fremd
geworden. Im Kampf der Eidgenossen mit dem Reich (1499), hervorgerufen durch
die Weigerung der Schweizer, sich den neu beschlossenen Einrichtungen eines Reichskammergerichts
und einer allgemeinen Reichssteuer zu fügen, und da die Mehrheit
der Kantone die Freundschaft mit Frankreich erneuerte, kam es zu bedenklichen
Erscheinungen. Gegenseitige Beschimpfungen und Spottlieder erregten die Gemüter.
Fern in Graubünden kam es durch Tiroler zu einem Überfall des Klosters Münster.
Die Bündner rufen die Eidgenossen, die Österreicher den Schwäbischen Bund und
das Reich zu Hilfe. Überall herrscht Überraschung angesichts der Kriegsgefahr.
Überall versucht man, durch friedliche Verhandlungen den Warfengang nicht zum
Ausbruch kommen zu lassen. Der Bischof Hugo von Konstanz, dessen Bistum weit
in die Schweiz reicht, ersucht den Rat der Stadt Luzern, beruhigend auf die verwandten
Orte einzuwirken unter Hinweis auf den Eindruck im Ausland: „wie hart
fremde gezungen (Völker), so sie sehen, daß Deutsche wider einander die Waffen
kehren, erfreuet werden". Eidgenossen und Österreich zogen ihre Aufgebote zusammen
, zwischen Altkirch und dem Klettgau sammelten sich die Reichstruppen. Die
vier Waldstädte waren Ausfallstore gegen das eidgenössische Gebiet, der Gegner
rächte sich im Einfall durch Verbrennung von Dörfern und Wegtreibung von Vieh.
In Waldshut befehligte Siegmund Graf von Lupfen. Er muß die Stadt stärker
mit Kriegsleuten besetzen und Schanzen aufwerfen. So ergeht sein Hilferuf auch an
die Landvögte des Markgräflerlandes. Sogleich rufen diese 600 Mann zusammen;
unter der Führung des Amtmanns von Badenweiler, Rudolf
von Blumeneck, eilen sie in die Waldstadt. Sie sind wohl bewaffnet, wurden
doch in allen Dörfern immer zu Anfang Mai die Aufgebotspflichtigen von den Vögten
auf die gute Instandhaltung ihrer Waffen und Krebse (Brustpanzer) gemustert.
Die breisgauischen Herrschaften aber waren sehr säumig, sie schickten Bauern oder
schlecht bezahlte Fußknechte, die ausreißen, sobald der Sold etwas ausbleibt. Scharfe
Worte fallen gegen die nachlässigen Herrschaften. Doch möge die Königin Bianca,
die „Herrschaft Röttlen nicht mit harten Worten oder Gespotten ersuchen, sondern
mit gnädiger und milder Bitt ankehren, noch mit etwas Macht zu helfen". Aber nicht
nur der Klettgau war in fortwährender Gefahr eidgenössischer Einfälle. Anfang
April 1499 kamen Nachrichten ein, daß diese beabsichtigen, in den Breisgau einzubrechen
„und besonders des Markgrafen von Röttelen Land und Leute brennen und
verwiesten".19)

Freiburg war mit dem bewaffneten Zug über den Schwarzwald nach Tiengen
gezogen. Der Troß aber zog über Krozingen, Schliengen, Schopfheim und Säckingen
landauf in den Klettgau. Da werden die Müllheimer an die Straße geeilt sein, um
das Schauspiel der schwerbeladenen Fahrzeuge und der starken Gespanne anzusehen
und dabei die hochfahrenden siegessicheren Worte der Troßknechte zu hören.
Nicht genug! Uber Neuenburg am Rhein drohten schwere Kriegswetter. Gegen die
Stadt zogen fortwährend Zuzüge in den Sundgau. In den Dörfern erschallen die
Sturmglocken.

Auf die Gerüchte, daß dem Markgräflerland von den Solothurnern ein Überzug
drohe, deren Hauptleute Peter Hebel, Hans Kisling und Christian Hechenberg diesen
Plan ihren Eidgenossen wohl verkündet hatten, veranlaßte die in Waldshut
stehenden Markgräfler, am 5. Mai aufzubrechen „daß sie sich zu ihrem
Lendlin tun, das zu beschirmen". Mit Sorge sieht sie der Landvogt

lö) Gisele Reutter, Le role joue par le Comte de Neuchätel dans la politique suisse et dans
la politique francaise ä la fin du XVe siede et au d£but du XVI siecle. Neuchätel 1942.
Diss.

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