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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 30
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0032
VIII. Bauernkrieg und Türkengefahr

In der Markgrafschaft Baden hatten Teilungen stattgefunden. Durch die Vereinbarung
unter den Brüdern 1515/1533 fielen dem Markgrafen Ernst die Herrschaften
Rötteln, Sausenberg, Badenweiler und Hochberg als „obere Markgrafschaft
", die Ämter um Pforzheim und Durlach als „Untere Markgrafschaft
" zu. Hatte er erst im Schloß zu Sulz bürg residiert, verlegte
er später seinen Sitz nach Pforzheim.

Unter seiner Regierung brach der Bauernkrieg aus, der sich schon um
1513 in den Verschwörungen des „Bundschuhs" angemeldet hatte. Bundschuh war
der gebundene Bauernschuh im Gegensatz zum Stiefel des Ritters. Vom Allgäu
bis Thüringen war der „gemeine Mann" aufgestanden, um sich für seine alten
Rechte und gegen die andauernden Neuerungen der Herren zur Wehr zu setzen.
Die bäuerlichen Forderungen waren in zwölf Artikeln zusammengefaßt.

Der erste verlangte die freie Pfarrwahl und die Predigt nach dem
reinen Evangelium, andere die Abschaffung des Todfalls, die Aufhebung
der Leibeigenschaft, Beschränkung der Frondienste
. Etliche Forderungen dienten der Reichsreform: Abschaffung des römischen
Rechts, Zurückdrängung der Landesfürsten, Einheit des Münzwesens, Stärkung
der Macht des Kaisers. "Wenn Karl V. diese Bewegung in ihren letzten Zielen
erkannt hätte — welche Stärke wäre dem Reich daraus erwachsen!

Aber er war gegenüber dieser Bewegung blind. Er schob den Aufstand des „armen
Mannes" der Wirkung der Lehre Martin Luthers zu, dem er in Worms 1521
gegenüber gestanden und seine unbeugsame Härte in Sachen der Reformation
erlebt hatte. Die Ächtung und der päpstliche Bann versagten: „die wittenbergisch
Nachtigall, die man jetzt höret überall" sang Hans Sachs und bewies die weite Verbreitung
und Billigung der Reformation. Von seiner Lehre und Gestalt ging eine
Wirkung aus, tiefer als irgend eine andere, die Europa umgestaltete, obwohl ihm
Feindschaft von Staat und Kirche in den folgenden Jahrhunderten entgegentrat.

Wie spielte sich der Bauernkrieg in unserer Heimat ab?

Rundum waren Bauernhaufen in den Aufruhr eingetreten. Auch im Markgräfler-
land war die Erregung zu spüren. In Kandern kam Ende April 1525 eine persönliche
Verhandlung des Markgrafen mit den Ausschüssen der Landschaft zustande,
worin der Fürst zusagte, die Beschwerden unter der Mitwirkung der Ausschüsse so
zu mildern, daß sie dessen befriedigt und gesättigt wären. Dankbar und erfreut
stellten sie sich zu ihrem Markgrafen. Aber unter der Wirkung radikaler Elemente
war die Erregung gewachsen. Doch die Besonnenen erreichten, daß in Badenweiler
der Röttier Landvogt Konrad Dietrich von Bolsenheim
erschien, sicherlich auch der Amtmann der Herrschaft Badenweiler Hans von
Lichtenfels, die im Auftrag des Markgrafen versuchten, eine gütliche Einigung
zu erzielen. Sie war nicht mehr möglich. Zögernd sind die Markgräfler in die
große Bewegung eingetreten. Sie besaßen ja ein weit größeres Maß von Freiheiten
als alle umliegenden Herrschaften. Wrenn sie trotzdem sich anschlössen, so geschah es
wohl in der Absicht, die andern Haufen nicht im Stich zu lassen und die allgemeinen
Lasten noch abschütteln zu können. Es bildeten sich zwei Haufen. Der im Land
gebliebene warf sich auf die Klöster und Propst eien Weitenau,
Sitzenkirch, Bürgeln und plünderten sie gründlich aus. Der Besitz der „toten Hand"
war von jeher den Bauern ein Dorn im Auge; was die Kirche besaß, gab sie nicht
mehr her. Die Schlösser Rötteln, Brombach, Sausenburg und Badenweiler wurden

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