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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 34
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0036
drei Städte Metz, Toul und Verdun, und als der Kaiser versuchte, Metz
zurückzuholen, blieb ihm im Regen und aufgeweichten Gelände der Erfolg versagt.
So ging Reichsgut verloren. In Deutschland hatten die Landesfürsten und die Städte
gesiegt. Der Augsburger Religionsfriede vom Jahr 1555 erkannte
den Landesfürsten die Hoheit in kirchlichen
Dingen zu und schaltete die Reichsgewalt aus.

Von Herzog Christoph von Württemberg gedrängt, entschied
sich der Sohn Emsts, Markgraf Karl IL, zur Einführung der Reformation in seinem
Land. Es war das letzte, das die neue Lehre annahm. Eine neue Kirchenordnung
wurde erlassen, die fast vollständig den Wortlaut der württembergischen übernahm.
Am 1. Juni 1556 wurde sie verkündet und eingeführt.23)

Während in den beiden Herrschaften Rötteln und Sausenberg der Basler Universitätsprofessor
und Oberstpfarrer Dr. Simon Sulzer als Lutheraner im
Auftrag des Markgrafen die Gemeinden in Begleitung des Röttier Landvogts Johann
Albrecht von Anweil aufsuchte und ihnen entweder übergetretene oder neue
Geistliche zuwies, die meist von Basel her ins Land kamen, ging die Einführung in
der Herrschaft Badenweiler andere Wege. Hier wirkten als Beauftragte der Pfarrer
Jakob Heerbrant und Hofrat Sechelius aus Pforzheim. Vor ihnen mußten am
2. November und den folgenden Tagen erscheinen die Pfarrer, Vögte und Gemeinderäte
sämtlicher Gemeinden des Bezirks, also aus den Kirchspielen Badenweiler,
Betberg, Britzingen, Buggingen, Hügelheim, Laufen, Müllheim, sowie aus der unteren
Herrschaft Haslach, Mengen, Opfingen, Schallstatt, Thiengen und Wolfenweiler
. Auch Sulzburg, das zwar zur Herrschaft Hochberg gehörte, mußte mit dem
Schultheißen und seinen Begleitern zugegen sein. Von den Abgesandten der Kirchengemeinden
waren eine ganze Reihe von Fragen zu beantworten. Dabei stellte
sich des öfteren heraus, daß eine mehr oder weniger große Widerspenstigkeit gegen
das neue Wesen und ein Beharren beim alten Herkömmlichen zu erkennen war. Das
trat auch in Müllheim zutage, wo der erste Prediger Johannes A 1 -
merspach aus Ursel am Rhein stammte. Er hatte auch Vögisheim zu
versehen. Lebendiger als Müllheim war die Stadt Neuenburg
. 1521 waren bereits ketzerische Schriften bei einer Haussuchung gefunden
worden, das war eine todeswürdige Sache. Im Jahr darauf nahm der Rat einen
Prediger der neuen Lehre an; es war Otto von Brunfels, ein bedeutsamer
Mann von wissenschaftlichem Format und fester reformatorischer Überzeugung, die
er mit beredter Zunge vertrat und ausbreitete. Aber unter dem Druck der Städte
des Landtags mußte er 1524 Neuenburg verlassen, wandte sich nach Straß -
bürg, dem Hort der Reformation am Oberrhein, wo er medizinische Studien
aufnahm und kam schließlich als Stadtmedicus nach Bern, wo er 1534 starb.
Über ein Jahrhundert machte sich sein Einfluß noch bemerkbar, da 1609 die
Jesuiten nur einen schwachen Glauben päpstlicher Form feststellten.24)

Die Martinskirche in Müllheim ist Zeuge dieser Müllheimer Ereignisse
. 1524 aber wurde Neuenburg auf Befehl der vorderösterreichischen
Regierung in Ensisheim unter Androhung der Beschlagnahme aller seiner Güter
und selbst der Todesstrafe zum alten Glauben zurückgeführt. Daß
es diese Drohung wahr machen konnte, bewies der Tod des Pfarrers von Schlatt,
der in der III ertränkt wurde.

Wenige Jahre nachher war aber in Müllheim ein kräftiges evangelisches Leben
festzustellen. Das heimliche Messe-gehen an auswärtige katholische Orte hatte

23) K. F. Vierordt, Geschichte der ev. Kirche in Baden. 1847.

u) Konstantin Schäfer in „400 Jahre Evangel. Kirchenbezirk Badenweiler-Müllheim". 1956.
S. 107. — A. I. Sievert, S. 60 f.

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