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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 36
(PDF, 52 MB)
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aufgehört. Vor allem wirkte hier das vorbildliche Beispiel des damaligen Amtmanns
der Herrschaft Badenweiler, Wolf Ludwig von Habsperg,
der mit seiner Familie eifrig an den Gottesdiensten nach der Lehre Martin Luthers
teilnahm. Da er in Müllheim wohnte, wirkte sein Beispiel stark auf die Einwohnerschaft
ein.

X. Der Dreißigjährige Krieg in der Heimat

Infolge von Teilungen unter den Söhnen Karls IL, der 1577 starb, fielen dem
jüngsten Sohn, Georg Friedrich, die Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler
zu. 1590 wurde auch Hochberg mit Emmendingen und Sulzburg ihm zugeteilt
. Als er 1595 von der Vormundschaft frei wurde und die Regierung antrat,
bezog er als Residenz das Schloß Rötteln. Er war der letzte seines
Hauses und der letzte Fürst überhaupt, der auf der stolzen und schönen Burg
wohnte. Aber die Zeiten hatten sich gewandelt. Fürstliche Residenzen mußten weiträumig
angelegt werden, mit großen Plätzen und Gartenanlagen. Dazu eignete sich
Rötteln nicht. Aber in Sulz bürg bot sich Gelegenheit. So verlegte Georg Friedrich
seinen Sitz in diese Stadt und verlebte dort als bibelfester Lutheraner mehrere
glückliche und friedliche Jahre.

Mittlerweile begann die Tätigkeit der Jesuiten an den Höfen von Wien
und München wirksam zu werden. Es war die Gegenreformation. Auch
in der Baukunst und der Malerei hatte sich ein Wandel vollzogen. Der Barockstil
war aufgekommen. Über den Backstein legte sich der Gips, der marmorähnlich
bemalt wurde. Am Gewölbe der Kirchen waren große Flächen mit vielen biblischen
und kirchlichen Gestalten zu sehen. Kirchliche Feste wurden mit großem Pomp
begangen; die Pracht der Kirchen und der Feiern sollte die Neugläubigen, die „Ketzer
", von der Macht der Kirche überzeugen. Die bemalten Glasfenster, die das eindringende
Tageslicht dämpften und das Innere der gotischen Gotteshäuser mit einem
geheimnisvollen Dunkel erfüllten, wichen dem einfachen Fensterglas, dem Ausdruck
der Vernunft und des Verstandes. Die Mystik des Mittelalters war verdammt; dafür
triumphierten Macht und Gewalt und Herrschsucht.

Unter diesen Zeichen hatten sich im Reiche allerhand Reibereien und Prozesse
zwischen den beiden Konfessionen ereignet. Hinzu trat die Schwäche der beiden
Kaiser Rudolf I. und Mathias und die Zerrissenheit der Protestanten untereinander.
Bis zum Jahre 1604 war Sulzburg Residenz; infolge des plötzlichen
Todes eines erbenlosen Bruders verlegte Georg Friedrich den Regierungssitz nach
Pforzheim, dann nach D u r 1 a c h.

Der katholischen Kampfeskirche gegenüber war unter Calvin von Genf
aus die protestantische Kampfeskirche entstanden, die über die Pfalz nach den Niederlanden
und der Nordseeküste entlang nach England übersprang und durch die
Kolonisation Nordamerikas sich weit über die Vereinigten Staaten ausbreitete und
dadurch die lutheranischen Länder weit überflügelte.

Schon seit Jahren sah man die große Auseinandersetzung zwischen den beiden
Konfessionen voraus. Seit 1611 wurde im Oberland viel exerziert, wurden Wehr
und Waffen aller Art beigeschafft und die Einteilung der Ortschaften zur Gestellung
der Wehrpflichtigen auf neue Bahnen gelenkt. Die Landschaft war opferwillig
und genehmigte die finanziellen Aufwendungen. Das „Fähnlein" ist die Truppeneinheit
. Aber es ist neuzeitlich organisiert. Spielleute und Infanteriepioniere sind
vorhanden; Waffenmeister, Sanitäter, Verpflegungs- und Schreibstubengrade sind
dazugekommen. Die Schußwaffe ist gegenüber dem leichten Harnisch herrschend
geworden. Sie verlangt stete Übung in der Handhabung. So entstanden neben
Schopfheim auch in Britzingen die Schießhäuser. Das Fähnlein hatte eine

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