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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 43
(PDF, 52 MB)
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daß es mit Gebüsch bestockt wurde. Die Reben lagen am Boden und wuchsen nach
Gutdünken, da die Pfähle ins Feuer der Soldaten gewandert waren. Die Obstbäume
waren umgehauen. So mußte neu gerodet werden, aber da fehlten wieder die Zugtiere
und das Gerät, vor allem die Pflüge.

Nach dem Tode Bernhards sandte Frankreich seinen tüchtigsten General, den
Vicomte de Turenne an den Rhein. Allmählich geriet das ganze Elsaß,
Breisach und Freiburg samt dem Breisgau und große Strecken auf dem rechten Ufer
in seine Gewalt. Gegen hohe Geldsummen verpflichtete sich
das weimarische Heer, dem König von Frankreich zu
dienen. Wiederholt versuchte das starke Heer, in Bayern einzudringen. Da trat
der Rückschlag ein; im November 1643 wurde es bei Tuttlingen entscheidend
geschlagen. Seine Reste retteten sich in kopfloser Flucht über den Rhein. Der Sieger
war der bayerische Feldmarschall Franz von Mercy, der aus dem Dienst
des Herzogs von Lothringen von Bayern übernommen worden war. Auf Umwegen
führte er seine Armee vor F r e i b u r g , das von dem schwedisch-weimarischen
Obersten Kanoffski von Langendorf verteidigt wurde. Nach wenigen
Tagen fiel es in die Hände Mercys.

Türenne brachte mit Mühe seine aus den Fugen geratenen und zusammengeschmolzenen
Truppen wieder in Disziplin. Von Norden rückte auf sein Drängen
eine neue französische Armee unter dem jungen Herzog Conde heran und
vereinigte sich mit der Armee des Grafen Turenne. In einer dreitägigen blutigen
Schlacht am 3., 5. und 9. August 1644, die sich von
Ebringen bis zum Lorettoberg hinzog, wurde um Freiburg
gerungen."') Die Franzosen kamen nicht vorwärts. Da versuchten sie, durch das
Glottertal den Bayern den Rückzugsweg abzuschneiden und damit die Zufuhr zu
sperren. Als sie aber auf die Höhe beim Hohlen Graben kamen, war Mercy
bereits abgezogen. Er hatte sein erprobtes schlagbereites Heer erhalten. 16 4 5
schlug Mercy den Marschall Turenne, bevor dieser seine zersplitterten
Truppen hatte sammeln können. Kurz danach fiel Mercy in einem Gefecht
bei Alerheim.

Ein großer Teil der Armeen bestand damals aus berittenen Truppen.
Für Mann und Pferde wurde das ganze Oberland zur Verproviantierung herangezogen
und völlig ausgesogen und geleert. Von der Truppe abgekommene Marodeure
nahmen noch das Letzte, was etwa den Truppen nicht in die Hände gefallen
war, sie nahmen mit Gewalt und mit der Kugel alles, was ihnen brauchbar
schien. Der Bauer aber stand auf. Mit erbeuteten "Waffen lauerte er im Gebüsch
kleinen Trüpplein auf, und bereitete ihnen als „Schnapphahn" ein Ende.

Was in den schlimmsten Jahren 1633/34 die Herrschaft Badenweiler zu ertragen
hatte, melden uns die Eingaben der Vögte an den Markgrafen. Sie schreiben vom
Zustand in den unteren Vogteien, daß sie nicht nur vom Kriegsvolk beraubt und
ganz ausgeplündert, sondern auch von Haus und Hof mit Weib und Kind ins Elend
verjagt worden sei, „also daß solche örther allerdings gantz öd und die Felder un-
gebawn liegen geblieben" waren. Die sieben oberen Vogteien sind „bis uff die letzte
Neige ruhiniert und dermaßen auch verderbt, daß wir nicht mehr daß liebe Brot
zuwegen bringen, sondern unser Leben, nechst Gott, mit Niessung der Baumfrüchten
und Obs kümmerlich erhalten könnten. Die Felder liegen öd und ungebaut, und das
Wenige an Weingewächs, was vorhanden, gerate täglich durch Mensch und Ungeziefer
in Abgang." Es seien auch wenig gesunde Menschen mehr unter ihnen, „maßen
dann einer heüt, der ander morgen dahinfallt", häufig seien Witwen und Waisen
vorhanden. „Viele müssen aus Hungersnot dem Almosen nachgehen, und die weni-

*) Gaede, Der Feldzug um Freiburg 1644. Freiburg 1910

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