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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 45
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0047
Der Geist Richelieus beherrschte nach seinem Tode die Politik Ludwigs XIV.
List und schmeichelnde Beteuerungen, schöne Versprechungen waren bei aller Hinterhältigkeit
geeignete Kampfmittel. Wenn es aber darauf ankam, diese Beteuerungen
wahr zu machen, da zeigte der Wolf die Zähne und die ganze Brutalität.

Nach dem großen Krieg gingen die zurückgekehrten Bewohner mit Fleiß und
unsäglicher Mühe an den Wiederaufbau ihrer Hausstätten in den heimischen Dörfern
; die Behelfsbauten waren ärmlich genug. Dann waren die Felder zu roden.
Dazu waren im Grundbesitz auch große Veränderungen eingetreten, so daß die
Beraine als alte Grundbücher neu aufgestellt werden mußten. Mit Hilfe eingewanderter
Schweizer erhob sich das Land langsam aus dem Schutt der
Zerstörung.

Zehn Jahre nach dem Westfälischen Friedensschluß griff Frankreich von neuem
in das Reichsgefüge ein. Es lockte die Fürsten am Rhein, sowohl geistliche wie weltliche
, zu einem „Rheinbund" unter der Führung Frankreichs. Er sollte sich
zwar nicht gegen den Kaiser richten. Aber Frankreich trieb sein altes Spiel; durch
Bevorzugung des einen hetzte es den andern gegen den Bevorzugten auf, so daß
Feindschaft zwischen ihnen entstand und kriegerische Spannungen auftraten. Denselben
Gang schlug 150 Jahre später Napoleon ein, der mit brutaler Offenheit diese
Aufhetzung der deutschen Kleinstaaten gegeneinander als den bequemsten und einfachsten
Weg, französische Ziele ohne eignes Blut zu vergießen, bezeichnete.

Ein Jahr nach dem Abschluß des Rheinbundes (1659) starb Markgraf Friedrich
V. Auf ihn folgte sein Sohn Friedrich VI. Dieser hatte sich im großen
Krieg im Heer Bernhards von Weimar ausgezeichnet; er war im Westen bis zur
Saone vorgestoßen. Er kämpfte bei Rheinfelden 1638 im siegreichen Gefecht, entrann
aber aus der Niederlage gegen Mercy bei Tuttlingen mit knapper Not der
Gefangenschaft. In schwedischen Diensten beteiligte er sich am Feldzug gegen P o -
1 e n. Die Kunde von der Erkrankung seines Vaters nötigte ihn zur Rückkehr. Als
schwedischer Generalfeldmarschall übernahm er die Wiederaufrichtung seiner ba-
disch-durlachischen Erblande.

Seit 1654 wurden wieder die Kirchen Visitationen vorgenommen, auf Zucht und
Ordnung gesehen, der Verwilderung der Sitten entgegengewirkt. Die zerstörten
Schlösser wurden so weit wiederhergestellt, daß sie notdürftig zur Unterbringung
der Verwaltungsstellen dienen konnten. Da auf dem Lande noch eine übergroße
Schuldenlast lag und die Landschaft durch ihre Einnehmer diese nur langsam abtragen
konnte, berief der Markgraf die Land stände ein. So traten die Mitglieder
des Engeren Ausschusses Ende September 1668 in Emmendingen zusammen
. Dort erklärten ihnen die Räte des Fürsten, daß der Markgraf beschlossen
habe, die Tilgung der Schulden selbst vornehmen zu lassen durch den Einzug der
Steuergelder durch seine Beamten. Die Vertreter der Herrschaft Hochberg bedankten
sich und unterschrieben das Dokument. Sie trugen die größte Schuldenlast und
die größte Zerstörung. Nicht so aber die Vertreter der drei oberen Herrschaften
Rötteln, Sausenberg und Badenweiler. Sie verweigerten die Unterschrift, betrachteten
diese Zumutung als einen schweren Eingriff in ihre alten, von den vorigen
Markgrafen beschworenen Rechte und fuhren fort, ihre Ausschüsse weiter zu wählen
. Unsere Kirchenbücher geben darüber deutlichen Aufschluß. Aber sie wurden
nicht mehr einberufen, doch bewahrte das Volk die Erinnerung an die Vertretung
der Ausschüsse in Treue fort. Auch das Landgericht zu Rötteln und
das Hochgericht zu Badenweiler wurden 1669 aufgehoben. Ihre
bäuerlichen gewählten Landrichter wurden trotzdem in den Kirchenbüchern weiter
verzeichnet. Das fernere Leben in den drei Herrschaften bewegt sich im Verband der
gesamten Markgrafschaft Baden-Durlach.

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