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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 48
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Jetzt greift der Feind zu einem harten Mittel, pünktliche Lieferungen zu erhalten
; er holt den Vogt und angesehene Männer aus den Dörfern und führt sie als
Geiseln nach Breisach oder Freiburg. Endlich beendigte der Friede von
Nymwegenim Februar 1679 den Krieg.

Das Volk atmete auf. Da erschrickt das ganze Land von neuem, aber auch das
Reich und die Reichsgewalt: mitten im Frieden reißt der französische König, trotz
des Widerstandes der Bevölkerung, die Stadt Straßburg vom Reiche los. Das
bisher gewohnte Mittel der französischen Politik hatte zu diesem „Erfolg" geführt.
Im Osten war das Reich gebunden; denn der Türke war mit ungeheurer Macht
gegen Wien im Vormarsch. 1683 wird er dort von einem großen Reichsheer so geschlagen
und verfolgt, daß er hinter Donau und Save zurückweichen muß.

In dieser Zeit schreitet Frankreich unter dem nichtigen Vorwand der Erbschaft
von Liselotte von der Pfalz, die König Ludwigs Bruder vermählt ist,
zur Besetzung der Pfalz rechts und links des Rheins, um sie für seinen
Bruder in Besitz zu nehmen, obwohl Liselotte im Ehevertrag ausdrücklich auf einen
Erbanspruch verzichtet hatte. Aber unter dem Eindruck der Siege im Südosten befürchtet
es wohl den Gegenschlag. So gibt es den Befehl, die Pfalz zu verwüsten
und zu verbrennen. Sein General Melac und sein Genosse
Terras vollführen den Befehl aufs grausamste. Das Hei delberger Schloß
wird gesprengt, die Stadt verbrannt. Mannheim wird dem Erdboden gleichgemacht
. In Speyer werden die Kaisergräber erbrochen; man sucht nach Kleinodien
bei den Leichen. Die Pfalz erlitt eine unsagbare Zerstörung
und wurde zur Wüstenei, so daß die Menschen verzweifelten
und auswanderten, teils nach Südosten, wo die „hungrisch Pfalz" entstand
, teils nach Nordamerika, wo sich im Pennsylvania- Deutsch ihre
Heimatsprache noch deutlich erhalten hat. Auch die untere Markgrafschaft wurde
ein Opfer dieses Krieges, so daß im Oberland Flüchtlinge aus dem Unterland eintrafen
und um barmherzige Aufnahme baten. Für die oberen Herrschaften waren
die französischen Festungen Hüningen, Frei bürg und Breisach das
Ziel von Lieferungen an Proviant aller Art, aber jetzt auch von Pallisadenpfählen
und ganzen Baumstämmen. Die Waldungen litten ungeheure Schäden. Dazu kamen,
wie üblich, auch wieder Kontributionen, die nicht mehr aufgebracht werden konnten
, sondern durch Basler Bankhäuser vorgeschossen werden mußten. Die Folge war
eine maßlose Verschuldung. Als die markgräflichen Beamten in den Ortschaften
erschienen, um dort mindestens einen Teil der Zwangsgelder zu erheben, kam es in
der Badenweiler Herrschaft zu Tumulten und z. T. zu tätlichem Widerstand.
Mehrere Rädelsführer wurden in Badenweiler eingetürmt. 1691 legten sich Abteilungen
der Reichsarmee, meist Truppen des schwäbischen und fränkischen Kreises,
an den Dinkelberg und in die Täler des Schwarzwaldes, verschanzten
sich auf den Höhen und beobachteten die Rheinebene.
Dabei waren auch Ungarn vertreten. Gelegentlich ritten auch diese herab ins
Rheintal und plünderten, wo es etwas zu holen gab.

In dieser Not sahen sich die beiden Kreise Schwaben und Franken nach Hilfe
um, und sie fanden sie im Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden
, dem „Türkenlouis". Er stand bei Peterwardein, als 1693 der Ruf
an ihn erging, den Oberbefehl am Rhein zu übernehmen. Er kam und sah, woran
es fehlte. Aber alles Drängen nach Verstärkung der Truppen, auf bessere Verpflegung
und Ausrüstung nützte nichts, so daß ihm, der das Elsaß und Straßburg zu-

31) Sievert, S. 90.

32) Hermann Stegemann, Der Kampf um den Rhein, 1924. - Karl Tschamber, Chronik der
Gemeinde Weil, 1928, S. 372 ff.

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